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Zwei Stunden Mittagspause

Zwei Stunden Mittagspause

Titel: Zwei Stunden Mittagspause Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Frau verschwindet, und nun suchte er sie überall. Muß das allein tun, weil die Polizei versagt. Überhaupt die Polizei. Was tut sie denn? Radfahrer aufschreiben, die kein Rücklicht haben, Autos, die falsch parken, ja, das können sie … aber eine verschwundene Frau suchen, dazu sind sie zu bequem.
    Die beiden Frauen dachten, wie immer, das gleiche. Seit vierzig Jahren saßen sie von morgens um neun bis abends um sieben an ihren Fenstern hinter den Nähmaschinen und ließen das Leben an sich vorbeifließen. Sie hatten zwei Generationen von Polizisten erlebt und konnten stundenlang von ihnen erzählen. Von dem Einbrecher gegenüber bei Humke, dem Lebensmittelgeschäft, von dem Selbstmord des Fräulein Lieselotte, mit Gas, das arme Ding, aus Liebeskummer, so ein Schaf, von dem Ehestreit bei Petermanns, wo Herr Petermann seiner Frau das Ohr abriß, und von den hundert Protokollen wegen Parken im Halteverbot. Eine verschwundene Frau hatten sie noch nicht gehabt … das war bisher die Spitze ihrer Erlebnisse.
    Erwartungsfroh – denn man hatte ja eine hohe Belohnung versprochen, 10.000 DM, das bedeutete ein sorgenfreies Leben bis zum Ende, wenn man schon Sechsundsechzig und achtundsechzig Jahr alt ist – sahen sie Zumbach an, der noch immer am Fenster stand und zu der Stelle hinblickte, wo Margots Wagen gestanden hatte.
    »Hilft es Ihnen weiter?« fragte Hermine, die ältere der beiden Damen. »Werden Sie die Frau jetzt finden?«
    »Das ist schwer zu sagen.« Zumbach ließ die Gardine, die er hochgehoben hatte, fallen. »Wie oft stand der Wagen dort?«
    »Mindestens zehnmal …«, sagte Hermine.
    »O nein! Bestimmt fünfzehnmal!« rief Agatha, die jüngere. »Eine junge Frau, nicht wahr? Mit rötlichem Haar? Immer elegant. Siehst du, habe ich oft zu Hermine gesagt, das ist Paris. Ich meine, die Kleider, Pariser Modelle. Den Schick kriegen wir nie 'raus!« Agatha lachte verschämt und hielt die Hand vor den Mund. »Einmal habe ich sogar ein Kleid kopiert, ganz schnell gezeichnet, als die Dame aus dem Wagen stieg und zu Fuß weiterging. Ich habe die Zeichnung noch da …«
    Sie suchte in einem Stapel Modezeitschriften, Schnitten und Stoffresten und fand tatsächlich die schnell hingeworfene Zeichnung.
    Großmann warf einen kurzen Blick darauf und nickte schwer.
    »Es war Margot. Das Kleid erkenne ich wieder. Wir haben es gemeinsam in Düsseldorf gekauft. Ich danke Ihnen …«
    Agatha strahlte, Hermine dachte nüchterner. Sie faßte Zumbach am Ärmel, als dieser zur Tür ging.
    »Können wir mit der Belohnung rechnen?« fragte sie leise und eindringlich.
    »Wenn wir Frau Großmann finden, bestimmt.«
    Zumbach grüßte und verließ das kleine Atelier.
    An der Tür blieb Großmann stehen, griff in die Tasche und drückte Hermine zwei Hundertmarkscheine in die Hand.
    »Ich danke Ihnen«, sagte er heiser. »Ihre Beobachtungen waren eine wichtige Hilfe. Sie hören noch von mir …«
    Zweihundert Mark. Hermine und Agatha schlossen schnell die Tür und fielen sich um den Hals.
    »Wir fahren am Sonntag hinaus in den Forst und trinken ganz fein Kaffee«, sagte Hermine. Sie war es, die hier die Führung hatte. Als ihr Vater vor dreiundvierzig Jahren starb, hatte er zu ihr gesagt: »Paß auf die kleine Agatha auf …« Und das hatte sie treu und ergeben getan.
    »Und ein Paar Handschuhe kaufe ich mir!« rief Agatha. »Und du dir einen Hut. Den mit dem Pelzrand!«
    Sie liefen zum Fenster, setzten sich an ihre Maschinen und nahmen sich vor, jetzt noch mehr aufzupassen.
    Auf der Straße stellte sich Großmann genau auf die Stelle, die die beiden alten Damen bezeichnet hatten.
    »Hier parkte Margot«, sagte er. »Fünfzehnmal! Oder mehr. Könnt ihr das verstehen? Seht ihr darin einen Sinn? Zu Fuß ging sie dann weiter. Wohin? In diese Richtung soll es gewesen sein …« Er zeigte die Straße links hinunter. Zumbach steckte die Hände in die Manteltaschen. Zweimal um die Ecke, da ist die Pension Sonneck. Warum haben die beiden Alten nicht erzählt, daß ich den Wagen weggefahren habe? Saßen sie gerade in diesen Minuten nicht am Fenster? Welch ein Glück!
    »Wir müssen uns endgültig damit abfinden, daß Margot ein Doppelleben führte«, sagte er vorsichtig. Er sah, wie er Großmann damit traf und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Benno, wir können nicht jetzt noch den Kopf in den Sand stecken, wir müssen ganz nüchtern die Wahrheit aussprechen: Margot hat von hier aus ein anderes Leben geführt. Und in dieses neue Leben ist sie

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