Zwei Toechter auf Pump
Falsches von mir glauben. Wirklich dankbar, daß ich... daß wir mal so von Ihrem Leben hören durften. Da sieht man doch, daß jeder so was mit sich ‘rumschleppt, wovon man nichts ahnt.«
»Hauptsache, es hat dir was genützt.«
Seine Augen flammten für einen Moment auf: »O ja, zwei Sachen sind mir klargeworden: daß wir mit unserem Kummer gar nicht so allein und einzigartig sind, wie wir glaubten. Und zweitens...« Er brach ab.
»Na?«
»...und zweitens, daß man sich sehr hüten muß zu glauben, daß einen der andere genauso liebt, wie man ihn liebt«, sagt er dann sehr leise und gepreßt.
»Du meinst also, daß Margot dich weniger liebt als du sie?«
Er warf den Kopf zurück: »Ja — das glaube ich. Es ist vielleicht nicht so schlimm wie mit Ihnen und Judith — etwas lieber hat sie mich wohl schon, aber so lieb, wie ich sie... nein.«
Und damit war er umgedreht und ohne ein Wort verschwunden.
Wie es nun weitergeht? Ich weiß es nicht und kann es mir auch nicht vorstellen. Vorläufig weichen sie sich aus.
Die Verteilung der Lolaschen Kriegsbeute ist noch immer nicht abgeschlossen, und dort, wo aus Frauchens Fenster das Licht herüberscheint, tagt wieder mal der Kriegsrat über die Verwendung von Lolas Kleidern, Kragen, Pelzbesätzen, Schuhen und anderen Mitbringseln.
Frauchen hat das Armband genau in der vorausgesehenen Weise aufgenommen, indem sie erst eine Weile auf dieses und anschließend auf mich starrte: »Du bist ja wahnsinnig.« Dann schlich sich der Argwohn in ihren Blick: »War irgend etwas inzwischen, daß du...«
»Nein«, erklärte ich entsprechend beleidigt. »Es handelt sich nicht um meine Seitensprünge, sondern um deinen Schilehrer.«
»Ach, mein Dummiwuschel«, sagte sie nur, schon wieder abwesend und völlig von dem Armband fasziniert.
Auch die Heimkehr von Addi und Teddy verlief glatt. Teddy kam gleich mit der elektrischen Eisenbahn herüber, die ihm die Mädchen auf seinen Schreibtisch gestellt hatten. Die Mama und ich mußten zum Schluß noch etwas nachhelfen, damit das Geld langte. Wir — Teddy und ich — bauten sie dann sofort in unserer Garage auf und spielten damit.
»Es ist doch ganz erstaunlich«, meinte er zwischendurch, »was so in Kindern steckt!«
»Das kann man wohl sagen.«
Er sah mich forschend an: »War was los inzwischen?«
»Nein, es war gar nichts. Ging alles wie am Schnürchen.«
Tja, so war das also mit dem guten Teddy.
Oben im Bentlerschen Haus öffnet sich nun das lichtgelbe Rechteck der Haustür und entläßt zwei Schatten: Susanne und ihren Architekten. Er hat vor den Augen der Eltern Gnade gefunden, und die Sache sieht ziemlich ernst aus. Ein nettes Paar.
Cocki und Weffi tauchen plötzlich neben mir auf, dreckig, aber glücklich. Sie kleben sich an meine Beine, als ahnten sie, daß Herrchen jetzt wieder ganz ihnen gehört. Aber ist das wirklich so? ch streichele ihre Köpfe. Plötzlich weiß ich, daß es niemals mehr so sein kann wie vor vier Wodien. Denn die Jugend, die mir begegnete, die neue und die eigene, wird niemals mehr von meiner Seite weichen.
Und eines habe ich begriffen: Wer seine eigene Jugend vergißt, wird nicht reif — nur alt. Er buddelt sich ein, irgendwo unten im Dschungel des Lebens, und sucht die jenseitigen Höhen nicht mehr, die uns der Ewige und Allmächtige als Ziel gesetzt hat.
ENDE
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