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Zwei Wochen danach (German Edition)

Zwei Wochen danach (German Edition)

Titel: Zwei Wochen danach (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Schachtschabel
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unterbreche ich das Tischdecken und greife zum Telefon, lasse mich mit der Intensivstation verbinden und frage nach Ralph.
    Die Weitervermittlung dauert. Es strapaziert meine Nerven. Endlich vernehme ich die erhoffte Antwort. Ralph hat die Nacht überstanden.
    Überstanden, klingt die Stimme in meinen Ohren nach.
    Ich halte den Hörer an die Brust und schaue zur Decke. Aus meinen geschlossenen Augen quellen Tränen, das spüre ich. Ich bin so dankbar, so unendlich dankbar.
    Renate und Susanne stehen in der Küchentür und beobachten mich. Sie wagen es nicht zu fragen.
    Ich lächele sie an und lege das Telefon weg. Dann gehe ich auf sie zu und umarme sie.
    Das erste Mal im Leben bin ich froh, dass Renate da ist.
    „Kommt Opa auch zum Frühstück?“ Susanne beginnt, das Geschirr auf dem Küchentisch zu verteilen.
    Ich zucke mit den Schultern. Auch Renate weiß keine Antwort. Joachim ist die ganze Nacht weggeblieben.
    Ich hole den Osterstrauß vom Fensterbrett und stelle ihn mitten auf den Tisch. Er ist ein Zeichen unserer Glückseligkeit.
    Raphael kommt aus dem Bad. Wir setzen uns und frühstücken schweigend.
    Es ist nur so ein Gedanke. Ich frage mich, wie meine Familie Ostern allein verbracht hätte.
    Sicher hätte Susanne für Rituale gesorgt.
    Und Ralphs Vorschlag wäre gewesen, irgendwo „hübsch“ essen zu gehen.
    Die Kinder hätten ihm zugestimmt. Raphael gleich und Susanne etwas zögernd.
    Ich sehe meinen Sohn an, der es geschafft hat, an einem Samstag ohne zu murren um sieben angezogen am Frühstückstisch zu sitzen. Es ist eine Ausnahmesituation.
    Trotzdem ist mir dieses Frühstück wichtig.
    Vielleicht, weil ich mich scheue, in die Klinik zu fahren. Ich habe Angst davor, den ganzen Tag neben Joachim an Ralphs Bett sitzen zu müssen und seine Blicke auszuhalten.
    Sie waren nie sehr herzlich zu mir gewesen. Joachim nicht und auch nicht Renate.
    Während ich fühle, dass der Unfall mich und Renate zusammenschweißt, ertrage ich Joachims Anwesenheit kaum. Ich blicke auf und sehe in die Runde. Susanne hat ihre langen Haare zu einem flüchtigen Zopf gebunden.
    Sie ist ungeschminkt und ihre Augen offenbaren die Traurigkeit der letzten Nacht.
    Selbst so nachlässig zurechtgemacht ist sie hübsch. Sie hat die schwarzen Haare von Ralph. Und der hat sie von Joachim. Und sie hat auch die lichtblauen Augen der beiden.
    Ich habe eine schöne Tochter, denke ich. Ich habe ja nie behauptet, dass Joachim kein attraktiver Mann wäre.
    Jetzt schiebt Susanne den Teller von sich weg und kaut an einem Stück Apfel. Meine arme Susi. Sie leidet wohl am meisten von uns allen.
    Als ich wieder zur Uhr schaue, schallt die Klingel. Wir zucken heftig zusammen.
    „Opa“, sagt Renate und ist schon unterwegs zur Tür.
    Ich räume mein Geschirr zur Spüle, damit Joachim nicht auf der Eckbank sitzen muss.
    Er begrüßt mich und die Kinder niedergeschlagen und legt die Zeitung, die er mit hochgebracht hat, auf den Küchenschrank.
    Dann setzt er sich zu uns und verfolgt Renate mit den Augen, die ihm Kaffee einschenkt.
     
    ***

(Joachim)
    „Sei vernünftig, Joachim! Leg dich hin und ruh dich ein bisschen aus.“
    Doch ich will nicht vernünftig sein! Ich will ins Krankenhaus zurück! Ruckartig reiße ich meinen Arm aus Renates Hand. „Lass mich gehen!“, schreie ich und laufe in den Flur. Es fällt mir schwer, nach dieser Nacht so viel Energie aufzubringen.
    Ich suche meine Schuhe. Auch Susanne und Raphael kommen hinter mir her.
    Nicht die Kinder, denke ich, nicht die Kinder. Sie haben zu viel Macht über mich.
    Susanne zieht mich am Ärmel hoch. „Oma hat Recht. Du musst dich ausruhen! Komm, Opa!“
    Einen Moment stehe ich da und sehe meiner Enkelin ins Gesicht. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Die Vorstellung, hier herumzuliegen, während es Ralph schlechter geht, macht mich verrückt.
    Renate tritt neben mich. „Joachim! Wenn wir irgendetwas wissen, rufen wir dich an. Und heute Mittag komm ich vorbei und wecke dich auf!“
    Ich sehe ihren flehenden Blick, der sich sorgt, und die Müdigkeit lässt mich resignieren.
    Mit dem rechten Fuß streife ich meinen linken Schuh wieder ab und lasse mich langsam von Susanne in ihr Zimmer führen. Wie ein entmündigter alter Mann.
    Sie räumt ein paar Kissen auf die Seite und drückt mich an den Schultern nach unten auf ihr Bett. Dann geht sie zum Fenster, um die Vorhänge zu schließen.
    „Nein, lass sie offen! Ich will doch nicht unendlich lang hier rumliegen.“
    Susanne dreht sich zu mir

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