Zwei Wochen danach (German Edition)
vorsichtig die Tür und schielt um die Ecke. „Das Wasser kocht.“
„Ich komme!“
***
(Heike)
Als sie aufwacht, ist es bereits dunkel draußen. Ihr Magen knurrt. Sie schaltet die Lampe ein und sieht das Brot wellig auf dem Teller liegen.
Heike setzt sich auf, gießt sich Tee aus der Kanne nach und nimmt sich ein Stück Apfel vom Teller.
Ihre Mutter hat sich die Mühe gemacht, sie zu schälen. Sicher wegen Pit. Sie sind bereits braun geworden und haben ihren starken Duft im Raum hinterlassen.
Heike nimmt noch einen zweiten und einen dritten. Dann trinkt sie den kalten Tee.
Da ist nur Müdigkeit, sonst nichts. Heike ist froh, dass sie weiterschlafen kann. Einfach nur schlafen. Bis morgen früh.
Als sie aus dem Bad kommt, hört sie das Telefon. Sebastian, denkt sie im ersten Moment, bis ihr bewusst wird, dass sie vorhin von ihm geträumt hat. Sie ist enttäuscht, doch selbst für die Traurigkeit fehlt ihr die Kraft.
Jemand spricht auf den Anrufbeantworter, aber Heike hört nicht darauf. Unendlich viele Male hat das Telefon heute geklingelt. Morgen wird sie es leiser stellen.
***
Sonntag
(Joachim)
Ich schleiche mich aus dem Zimmer. Renate schläft noch.
Nach der heißen Dusche packe ich eine kleine Reisetasche mit Kleidung zurecht und rasiere mich.
Als ich ins Schlafzimmer zurückkomme, liegt Renate wach im Bett und schaut mich an.
„Ich mach Frühstück“, sage ich und verschwinde in der Küche. Ich mag jetzt keine Fragen.
Ich werde etwas essen und dann ins Krankenhaus fahren. Hier halte ich es nicht länger aus.
Vielleicht wissen sie schon was. Vielleicht können sie irgendetwas sagen über seinen Zustand.
Im Morgenmantel steht Renate in der Tür. „Ich dachte, wir fahren erst heute Mittag hin?
Joachim, es ist Ostern!“
„Dass du an Ostern denken kannst!“
Renate dreht sich auf der Türschwelle um und geht wieder Richtung Schlafzimmer. Einen Moment lang starre ich ihr hinterher.
Ich weiß, dass sie gehofft hat, wir würden in den Gottesdienst gehen. Ich weiß, dass ich ihr damit wehtue. Aber ich kann nicht anders.
Ich lege die Toasts in den Brotkorb und stelle ihn auf den Tisch. Mein schlechtes Gewissen schickt mich ins Wohnzimmer hinüber. Ich suche nach einer Kerze.
Als ich sie anzünden will, verbrenne ich mir die Finger. „Verflucht!“, schreie ich und schüttele meine rechte Hand.
Renate ist im Bad, als ich zu ihr hinübergehen will. Ich bitte sie, mit mir zu frühstücken.
In ihrer Sonntagsbluse kommt sie nach einer Viertelstunde hinüber in die Küche und setzt sich.
„Meinst du nicht, dass dort im Moment der richtige Ort für uns ist?“, fragt sie niedergeschlagen.
„Ich kann nicht, hörst du, ich kann nicht!“ Ich bemühe mich, ruhig zu bleiben, überlege, ob ich etwas sagen soll zu ihr. Aber das einzige, was ich über die Lippen bringe, ist:
„Ich muss zu ihm, Renate. Es ist wie ein Sog. Ich habe Angst!“
***
(Nicole)
Als ich das Zimmer betrete, ist Joachim schon da. Ich begrüße ihn überschwänglich, um über meine Enttäuschung hinwegzugehen.
„Wo ist Renate?“
„In der Kirche“, ist seine knappe Antwort.
Dann gebe ich Ralph einen flüchtigen Kuss und spreche ein paar Worte mit ihm.
Er kann uns hören, hat der Arzt gesagt. Ich will es nicht glauben, will aber auch nichts unversucht lassen. Außerdem wird es seinem Vater gefallen.
„Susi und Raphael sind zu Hause geblieben. Sie wollen am Nachmittag vorbeischauen.
Susi hat mich beim Frühstück gefragt, ob sie mit Tessa zum Klettern gehen kann.
Natürlich, habe ich gesagt.
Ich meine, wegen Papa, hat sie gesagt.
Das Leben geht weiter, habe ich ihr geantwortet. Papa würde das bestimmt auch wollen.
Das ist doch so, oder?“ Ich nehme Ralphs Hand und sehe ihn an, als ob ich eine Antwort erwarte. Jetzt bin ich richtig in Fahrt. Ich blicke zu Joachim hinüber und merke, dass er es kaum mehr aushalten kann. Auf einmal komme ich auf die Idee, mir so das Zimmer für ein paar Minuten „leerzukaufen“. Also mache ich weiter.
„Susi hat genickt und nach unten geblickt, damit ich ihre Tränen nicht sehe. Ich glaube, sie ist hin- und hergerissen zwischen ihrer Freundin und dir.“
Jetzt geht Joachim nach draußen. Schnell erobere ich seinen Stuhl. Und spreche weiter zu Ralph:
„Er liebt seinen Sohn. Seinen einzigen.“
Ich spreche von Joachim in der dritten Person und stutze etwas, als ich es merke.
Das Gesicht meines Mannes erinnert mich an seinen abweisenden Vater.
„Das hast du
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