Zwei Worte bis zu Dir - Die Wildrosen-Insel 1: Ein Serienroman (German Edition)
auch. Aber es ist sehr viel mehr, Vanessa. So unendlich viel mehr. Seit meinem Einzug damals, als ich dich das erste Mal sah, habe ich gewusst, dass ich dich kennenlernen will. Noch bevor ich überhaupt ein Wort mit dir gewechselt hatte, war mir klar, dass ich keine Ruhe geben kann, bis du meine Einladung annimmst. Und dass mir nichts zu peinlich sein würde, um dich endlich zu einem Date zu überreden.«
Unter anderen Umständen hätte sie über dieses Kompliment gelächelt und ihm vielleicht eine augenzwinkernde Antwort gegeben. In diesem Moment jedoch überkam sie ein seltsames Unbehagen und eine Panik, die sie selbst nicht so recht verstand.
Mit dem Verblassen der eben noch so lebendigen Leidenschaft wurden plötzlich die Gedanken an Lenny wieder wach. Obwohl sie sich einander seit seiner Rückkehr in keiner Weise genähert hatten und sie sich bewusst und unbewusst dafür entschieden hatte, die Gedanken und Gefühle, die um ihn kreisten, mit allen Mitteln zu verdrängen, fühlte sie sich ihm gegenüber noch immer verpflichtet.
»Ist alles in Ordnung?«, fragte er, als ihr Schweigen andauerte.
»Ja, schon«, antwortete sie zögernd. »Es ist nur … ich habe die Befürchtung, dass ich vielleicht Hoffnungen in dir geweckt habe, die ich nicht hätte wecken dürfen.«
Sie setzte sich aufrecht und griff nach ihrem Kleid, das nur wenige Zentimeter neben ihr lag.
Er setzte sich ebenfalls und schaute ihr dabei zu, wie sie aufstand und ihr Kleid überzog.
»Wie darf ich das verstehen?«, fragte er.
»Versteh mich bitte nicht falsch, ich finde es großartig, mit dir zusammen zu sein. Bei niemandem gelingt es mir besser, die Außenwelt für einen Moment auszublenden.«
»Aber?«
»Aber ich weiß nicht, ob ich schon bereit für etwas Ernsthaftes bin.«
»Etwas Ernsthaftes?« Er stand auf und griff nach seinem T-Shirt, das auf einer der Sitzbänke lag. »Das klingt ja beinahe so, als würdest du befürchten, ich könnte dir jeden Moment einen Heiratsantrag machen.«
Sie lachte mechanisch, während sie sich nach ihrem Slip bückte.
»Ich hätte es wissen müssen«, sagte er und suchte wütend nach seinen Shorts.
»Was hättest du wissen müssen?«, fragte sie vorsichtig. Der plötzlich so bestimmte Tonfall in seiner Stimme irritierte sie.
»Dass du nicht frei bist«, antwortete er.
Sie standen in der Mitte des schmalen Salons und schauten einander für einen Augenblick wortlos an.
»Ich verstehe nicht«, entgegnete sie nach einer Weile. »Ich bin frei, aber das hat damit überhaupt nichts zu tun. Ich will einfach nichts überstürzen, das ist alles. Das bedeutet aber nicht, dass ich mich nicht auch weiterhin mit dir treffen möchte. Ganz im Gegenteil.«
»Oh, das ist aber überaus großzügig von dir.« Er stemmte die Hände in die Hüften. »Du stellst dich also auch weiterhin gern für unverbindliche Sex-Dates zur Verfügung, solange ich danach nur schnell aus dem Blickfeld verschwinde und dich nicht weiter belästige, sehe ich das richtig?«
»Warum bist du denn plötzlich so wütend? Wir waren uns doch einig, dass wir das Ganze locker angehen.«
» Du warst dir einig«, antwortete er, nun etwas lauter. »Und ich habe mitgemacht in der Hoffnung, dass du erkennst, wie gut das mit uns funktionieren kann.«
»Und das tut es ja auch.« Sie lächelte hilflos. »Oder nicht?«
»Verdammt noch mal, Vanessa, warum tust du das? Warum verarschst du mich?«
Sie trat einen Schritt zurück. »Dich verarschen? Wie meinst du das?«
»Du hast dich nur auf mich eingelassen, weil du dich von deinem Ex ablenken wolltest, weil du ihn mit mir eifersüchtig machen willst oder was weiß ich. Fakt ist, dass ich für dich nur Mittel zum Zweck bin.«
»Woher weißt du von …«
»Ich weiß es eben«, unterbrach er sie. »Woher spielt doch keine Rolle.«
Sie atmete tief ein, während tausend Gedanken auf sie einstürmten.
» Woher weißt du von ihm? «, fragte sie noch einmal, nun sehr viel eindringlicher.
»Eine Frau hat bei mir angerufen und behauptet, dass ich für dich nur Mittel zum Zweck sei und dass du deinen Exverlobten noch immer liebst. Und dass es jeder weiß und dass … ach weißt du was …« Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Vergiss es. Es hat ja doch keinen Sinn, es dir zu erklären. Für dich scheint es doch nur darum zu gehen, wie du deine Sorgen am besten verdrängen kannst. Ein bisschen Spaß, ein bisschen Rummachen. Bloß nichts Verbindliches.«
»Aber nein, so ist das wirklich nicht … ich
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