Zweifel
« Mit leisem Scheppern stelle ich die Tasse vor ihm ab und will sofort weiter zum Kassieren. Wenn ich zu lange warte, kommt mir Lisa zuvor und kriegt mein Trinkgeld. Wir haben da so eine Zehn-Minuten-Regel f ü r die Tische, die anderen geh ö ren.
» Arbeitest du am Wochenende auch? « , erkundigt er sich, bevor ich ihm den R ü cken zukehren kann. Hab ich ’ s doch gewusst! Am Wochenende werden immer die Dates arrangiert. Zum Gl ü ck muss ich nicht einmal l ü gen.
» Ja. «
» Und am n ä chsten Wochenende? « , bohrt er weiter.
» Auch. « Okay, das ist gelogen.
» Dann arbeitest du tats ä chlich die n ä chsten zwei Wochen durch? Jeden Tag Doppelschichten? « , erkundigt er sich erschrocken.
Ich zucke mit den Schultern. » Nicht zu ä ndern. «
» Es gibt doch noch andere Methoden, Geld aufzutreiben. « Jetzt klingt er beinahe entsetzt. Geht ihn ja eigentlich nichts an.
Wieder zucke ich nur die Schultern. » Ich muss den Tisch da hinten abrechnen. «
» Warte « , befiehlt er und h ä lt mich wieder an der Sch ü rze zur ü ck. » Bist du zurzeit in einer festen Beziehung? «
Er hat es echt drauf, direkte Fragen zu stellen. Aber warum fragt er dann nicht einfach, ob ich bei seiner d ä mlichen Sendung mitmache? Stattdessen diese ganzen Fragen, die doch offensichtlich nur darauf abzielen, dass mir letztlich die Ausreden ausgehen. Schlimmer als ein Staubsaugervertreter. Ist der bei den Zeugen Jehovas aufgewachsen? Himmel!
» Nein, aber ich habe gerade weder Lust noch Zeit f ü r so etwas « , brumme ich ablehnend und mache mich abermals los.
Das ist wirklich d ä mlich. Eigentlich h ä tte ich schon Lust und Zeit w ü rde ich mir nehmen, wenn er mich fragen w ü rde, ob ich mit ihm ausgehe. Aber auf einen fremden Typen, der bei so einer Show mitmacht … Nein, so verzweifelt bin ich dann doch nicht. Und vor allem habe ich meinen Stolz.
» Entschuldigen Sie, dass Sie warten mussten. « Ich lege der alten Dame ihren Bon auf den Tisch.
» Der Mann war aber auch aufdringlich « , sagt sie entr ü stet. » Als w ü rde ihm der Laden geh ö ren und Sie dazu. «
» Es tut mir leid « , wiederhole ich nochmals und l ä chle verhalten. Das Trinkgeld, das sie mir wohl als Trostpflaster gibt, l ä sst sich f ü r eine alte Dame wirklich sehen. Ich bedanke mich artig und helfe ihr noch aus dem Stuhl. Der Gast ist eben K ö nig.
» Du bist echt eine harte Nuss « , behauptet Kilian, als ich noch einmal an ihm vorbei eile. Ich nicke nur und gehe weiter. Diesmal h ä lt er mich nicht zur ü ck, denn ich balanciere ein schweres Tablett vor mir her. Doch auf dem R ü ckweg habe ich keine Chance mehr, ihm zu entgehen.
» Wie sieht es nach den zwei Wochen aus? « , erkundigt er sich. Einer seiner Finger hat sich in meinem G ü rtel verfangen. Nat ü rlich k ö nnte ich mich ganz einfach losrei ß en, aber das ist mir dann doch zu d ä mlich. Abrupt bleibe ich stehen und sehe etwas ungeduldig auf ihn herab. » Warum? «
» Ist das so schwer zu erraten? « , fragt er l ä chelnd zur ü ck. » Aber wenn du schon so guckst, sollte ich vielleicht einfach aufgeben. Du scheinst nicht in bester Laune zu sein – verst ä ndlicherweise bei dem Stress. «
» Hm « , brumme ich zustimmend.
» Okay, kann ich zahlen? Ich muss zur Arbeit « , erkl ä rt er resigniert und sieht mich durchdringend an.
Ich nicke. » Klar, brauchst du einen Bon? Ansonsten vier Euro achtzig, bitte. «
Er zahlt sie mir so. Zehn Euro. Stimmt so. Sagte ich, dass ich Stolz besitze? Nun, was sein Trinkgeld angeht offensichtlich nicht. Ich bekomme lediglich warme Ohren, murmle ein Dankesch ö n und bin weg. Als w ä re ich k ä uflich. Das bin ich nicht. Sein Problem, wenn bei ihm die Scheine so locker sitzen. Deshalb rufe ich trotzdem nicht bei seiner Sendung an.
Liebe gegen jede Regel
von Andrew Grey
Klappentext:
Als Geoff die väterliche Farm nach dessen Tod übernimmt, liegt seine Zukunft scheinbar klar vor ihm: ruhig, beständig und langweilig.
Doch spätestens als er unverhofft auf Eli trifft, ist es aus mit der Ruhe, denn dieser ist Mitglied der Amish-Gemeinschaft, deren Welt nach ganz anderen Regeln spielt.
Regeln, die die wachsende Zuneigung zwischen Geoff und Eli nicht dulden…
Daten der Printausgabe:
Liebe gegen jede Regel
Autor: Andrew Grey
Preis: 6,95€
Format: 240 Seiten, Softcover
ISBN-13: 978-3-942451-06-2
Auch als eBook erhältlich!
1.Kapitel
Geoff Laughton erwachte in einem fremden Bett. Licht strömte durch
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