Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zweilicht

Zweilicht

Titel: Zweilicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blazon Nina
Vom Netzwerk:
Menschenmagie«, gab Night hart zurück. »Habe ich euch nicht gerade erklärt, wie die Regeln lauten?«
    »Du wolltest ihn uns doch unbedingt zeigen«, rief Mo. »Warum schleppst du uns zu ihm, wenn du solche Angst vor ihm hast?«
    Nights Augen hatten das gefährliche dunkle Funkeln bekommen, das normalerweise sogar Mo verstummen ließ.
    »Ich wollte, dass ihr lernt, Grünschnäbel. Deshalb habe ich ihn euch gezeigt. Ihr solltet lernen, wann es ungefährlich ist, sich ihnen zu nähern. So, wie ich euch beigebracht habe, dass man niemals, niemals! an ihre Träume rührt.«
    »Was hat sie denn getan?«, wollte Coy wissen.
    »Angefasst hat sie ihn«, stieß Night hervor.
    Ban richtete sich auf. Bisher hatte er die Auseinandersetzung so ruhig wie immer verfolgt, nun aber trat er neben Night. Sie war groß, aber neben ihm wirkte sie winzig. Sein rundes, gutmütiges Gesicht schien mit einem Mal fremd. Schattige Augenhöhlen, in denen etwas zu kleine dunkelbraune Augen glänzten.
    »Ich berühre, wen und was ich will«, sagte Mo. »Außerdem hat Night damit angefangen.«
    »Ich weiß ja auch, wie ich mit ihnen umgehe«, wies Night sie scharf zurecht. »Ich bin alt genug, um mich gegen die Träume zu schützen. Aber ihr nicht, ihr seid jung, gerade mal einen Sommer alt, ihr kennt die Gefahr noch nicht. Und außerdem«, ihre Stimme sank zu einem drohenden Flüstern. »Wenn er aufwacht, bin ich stärker als er.«
    Mo schauderte. Night wusste, wie man tötete, und sie verschwendete nicht viele Gedanken an das Für und Wider. Und das, was Mo vorher lediglich als Ahnung wahrgenommen hatte, wurde plötzlich ganz klar: Sie hatte Angst um den Jungen! Und sie wollte zurück in das Zimmer, zu seinem Duft nach Tau und Verheißung.
    Cinna schien diese Sehnsucht zu spüren, sie warf ihr einen irritierten Blick zu, aber dann trat sie neben Mo. Nun standen sie Schulter an Schulter und boten gemeinsam den zwei Ältesten die Stirn. So war es immer, wenn sie Streit hatten: Ban und Night auf der einen Seite, beide dunkel, beide stark und auf gefährliche Art ruhig. Auf der anderen die hellen Schwestern. Coy stand wie immer etwas abseits, abwartend und beobachtend, ohne eine Partei zu ergreifen, bevor er wusste, wer aus dem Machtkampf als Sieger hervorgehen würde.
    »Das Erschreckende ist, er hätte sich gar nicht bewegen dürfen«, sagte Night. »Keine Ahnung, wie du es fertiggebracht hast, aber du hättest ihn beinahe aufgeweckt.« Und noch leiser fügte sie hinzu: »Ich weiß, dass ihr den Menschen näher steht als wir. Aber ich wusste nicht, dass ihr tatsächlich zu ihnen vordringen könnt.«
    Ban blickte zum Fenster hoch. Es war ein Blick, der Mo gar nicht gefiel. »Das klingt nicht gut«, meinte er. »Wenn es so ist, müssen wir gleich dafür sorgen, dass er nie mehr …«
    »Wage es nicht, ihn anzurühren«, schrie Mo. Der Zorn wallte so jäh in ihr auf, dass sogar der Mond dunkler zu werden schien.
    Night und Ban starrten sie an, als sei sie nun endgültig verrückt geworden. Selbst Coy war so verblüfft, dass er sich eine spöttische Bemerkung sparte. Irgendwo in der Nähe bekämpften sich zwei Kater fauchend und jaulend.
    Vielleicht bin ich ja tatsächlich verrückt , dachte Mo. Doch es fühlte sich … richtig an.
    »Was ist los mit dir?«, fragte Ban.
    »Nichts ist los! Ich habe nur genug von euch. Genug von dem Gerede über Gefahr. Und genug von deinen Belehrungen, Night.«
    Bans Augen verengten sich und Nights Hände ballten sich zu Fäusten. Mo war sicher, dass sie gleich ein Schlag von den Beinen holen würde. Auch Cinna hielt den Atem an, aber sie wich keinen Schritt. Und obwohl Mo vor Angst bebte, war sie unendlich froh, dass ihre Schwester immer zu ihr hielt. Und nicht nur das: Cinna konnte viel besser bluffen als Mo.
    »Es reicht«, sagte sie erstaunlich gelassen. »Ihr treibt sie nur in die Enge, und ihr wisst, dass ihr sie damit am wenigsten davon abhalten könnt, zu tun, was sie will.« Und zu Mo gewandt, fügte sie hinzu: »Und du gibst auch Ruhe. Wir gehen zum Fluss.«
    Noch einige Sekunden starrte Ban sie nachdenklich an. Und dann war es entschieden.
    »Komm«, sagte er zu Night. »Die Rote hat recht. Der Hitzkopf wird sich schon wieder abkühlen.« Er wandte den Blick ab und schickte sich an zu gehen.
    Night zögerte, aber dann wich die Spannung aus ihren geballten Fäusten. Sie atmete durch und folgte Ban, der bereits fast außer Sichtweite war.
    Coy stand noch eine Weile da, unschlüssig, wem er folgen sollte,

Weitere Kostenlose Bücher