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Zweilicht

Zweilicht

Titel: Zweilicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blazon Nina
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mag sie, sehr sogar. Er spielt mit anderen Menschen, um einen runden Gegenstand, es ist kein Schädel und auch kein Stein. Und da ist auch ein gelber Kojote. Nein, es ist ein … Hund? Er ruft ihn bei einem Namen. Feathers. Und er …«
    »Mo, pass auf!« Der schrille Schrei schreckte sie auf.
    Sie riss die Augen auf, machte sich gewaltsam aus der Umklammerung der Traumbilder los, bereit, aufzuspringen und zu flüchten. Aber es war zu spät. Ein Arm legte sich über ihre Brust, ihre Schulter. Der Junge umarmte sie!
    »Night!« Panik verzerrte Cinnas Stimme. »Er ist aufgewacht und greift Mo an!«
    Der Junge hörte sie nicht. Im Schlaf drehte er sich ein weiteres Stück zur Seite. Nun lagen sie Brust an Brust, Mo in seinen Armen. Sie spürte ihre Herzen schlagen – seines ruhig und stark, ihres vor Schreck flatternd wie ein gefangener Fink. Seine Lippen waren nicht länger zusammengekniffen, nein, sie wirkten sanft und schienen sogar lächeln zu wollen.
    »Er wird sie töten!«, kreischte Cinna. Aber ihre Stimme klang so weit weg, dass Mo kaum noch unterscheiden konnte, was sein Traum und was ihre Welt war.
    »Hör auf zu schreien, Cinna«, murmelte sie. »Er tut mir doch gar nichts, er hat sich nur im Schlaf umgedreht. Er weiß nicht einmal, dass ich da bin.«
    In diesem Moment blinzelte der Junge und schlug die Augen auf.
    Zweige brachen draußen unter dem Gewicht von Nights Körper. Nachtvögel flatterten auf. Aber Mo hörte nichts mehr. Sie staunte nur noch. Ihrer beider Atem vermengte sich zu einem einzigen Strom, während sie einander ansahen. Mondlicht fiel auf sein Gesicht und brachte sein rechtes Auge zum Leuchten. Es war ganz sicher kein Wendigo-Blau und auch nicht das Goldbraun ihrer eigenen Iris. Der Junge hatte helle, vielleicht grüne Augen. Er sah sie verwundert an – und dann lächelte er.
    Ihr Herz machte einen Satz, doch dann begriff sie, dass er mit offenen Augen träumte. Er meint gar nicht mich , er sieht das Mädchen. Die Schöne mit den Indianeraugen.
    Er schloss die Augen, der Arm glitt von ihr herunter, seine Finger strichen dabei abwesend über ihren Hals und kamen schließlich auf seinem Schlüsselbein zur Ruhe.
    »Hol sie da weg, Night«, rief Cinna. »Schnell!«
    Mo drängte sich näher an ihn, suchte nach seinem Herzschlag, seinem Leben, seinen Träumen.
    Im nächsten Moment gruben sich starke Finger schmerzhaft in ihren Oberschenkel. Night hatte sie mit beiden Händen am Bein gepackt. Der Atem blieb ihr weg, als die Älteste sie einfach vom Lager zerrte. »Lass mich!«, fauchte sie.
    »Nicht bevor du wieder zur Vernunft kommst!«
    Mo trat und biss um sich, stemmte sich mit aller Kraft gegen den Griff, aber Night war viel stärker als sie. Es polterte, als Mo vom Lager glitt und unsanft auf dem harten Boden aufkam. Dann wurde sie über den Boden zum Fenster geschleift. Sie wollte gerade protestieren, als ihr die Luft wegblieb. Nights Arme schlossen sich um ihren Leib und ihren Hals. Sie riss Mo einfach hoch und hob sie über das Fensterbrett. »Nicht!«, rief Cinna entsetzt aus.
    »Bist du verrückt?«, keuchte Mo. »Du kannst mich doch nicht …«
    »Glaub mir, ich bin nicht halb so verrückt wie du«, gab Night zurück und ließ sie fallen.
    Mo konnte nicht schreien. Viel zu tief saß der Schreck. Instinktiv versuchte sie noch im Fallen einen Zweig zu schnappen, doch sie glitt ab. Wind zerrte an ihrem Haar, sie spürte kaum, wie sie sich in der Luft drehte, verzweifelt darum bemüht, wenigstens auf den Beinen zu landen. In ihrem Augenwinkel huschte der Vollmond in einem bizarren Bogen davon – dann bremste ein weicher und doch harter Schlag ihren Fall. Alle Luft wurde aus ihren Lungen gedrückt, und ihre Stirn pochte, weil sie gegen eine Schulter geprallt war. Doch nun ruhte sie sicher in einer starken Umarmung.
    »Hallo, Mo.« Bans tiefe Stimme dicht an ihrem Ohr. »Lernst du fliegen?«
    Sie strampelte und trat um sich, entwand sich ihm und sprang zur Seite. Schwer atmend und mit zitternden Beinen stand sie da.
    Coy musterte sie amüsiert. Sein hageres Gesicht mit den gelben Augen hatte im Mondlicht einen besonders verschlagenen Ausdruck.
    »Kleiner Streit mit der Dunklen?«, meinte er. »Musst sie ja ganz schön geärgert haben, wenn sie dich gleich aus dem Fenster wirft.«
    Im selben Augenblick landeten Night und Cinna im raschelnden Laub.
    »Bist du wahnsinnig?«, schrie Cinna. »Mo hätte sich alle Knochen brechen können!«
    »Besser ein paar gebrochene Knochen als

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