Zweimal Hölle und zurück (German Edition)
nicht, in welcher Weise.
Sinclair, der den Kleinen bis zu diesem Zeitpunkt einigermaßen toleriert hatte, wandelte sich augenblicklich zum stolzen Vater (»Das ist ganz mein Sohn«) und begann, Ränke zu schmieden … äh, über die Erziehung und Ausbildung des Kleinen nachzudenken.
Daheim auf der Ranch (eigentlich eine Villa auf der Summit Avenue in St. Paul) war Laura mehr oder weniger dem Wahnsinn verfallen. Sie hatte dafür gesorgt, dass Marc keine Hilfe holen konnte (nachdem er gemerkt hatte, dass kein Handy mehr funktionierte, schlich er sich auf der Suche nach einem Telefon aus dem Haus, doch die Teufelsanbeter hefteten sich an seine Fersen und hinderten ihn höflich, aber bestimmt daran, Hilfe zu holen). Währenddessen machten Laura und ihre Anhänger weiter fleißig Jagd auf Vampire.
Schließlich wurde Betsy klar, dass zu Hause einiges im Argen liegen musste. (Marc hatte ihr eine Menge SMS voller unverständlicher Akronyme geschickt. Erst Derik, der Werwolf, konnte ihr übersetzen, was damit gemeint war.) Betsy kehrte gerade zur rechten Zeit zurück, um in einen Schlagabtausch zwischen Vampiren und Satansjüngern zu geraten.
Betsy gewann diesen Kampf, aber nur deshalb, weil sie Laura im letzten Moment k. o. schlug.
Für eine Weile gingen alle getrennte Wege. Niemand wollte über das Vergangene reden.
Drei Monate später beschloss Betsy, den Antichristen bei den … äh, Hörnern zu packen, und lud ihre Schwester zu einer Shopping-Tour in die Mall of America ein. Bei der Gelegenheit erfuhr sie, dass der Antichrist jede Sprache der Welt fließend beherrschte, jedoch keine Ahnung von Leinwand-Teufeln hatte. Also lud Betsy Laura zu einem Teufelsfilm-Marathon in die Villa ein (Al Pacino als Satan, Elizabeth Hurley als sexy Satan, das Baby aus Rosemarys Baby und Damien Thorn aus Das Omen ). Laura gestand, dass sie Schuldgefühle hegte, wann immer sie versuchte, etwas über sich und ihre Fähigkeiten oder über Satan, ihre Mutter, herauszufinden. (»Es ist so, als würde ich meiner Adoptivmom und meinem Adoptivdad ins Gesicht schlagen, wenn ich an Satan denke.«) Ungefähr zur gleichen Zeit merkte Betsy, dass sie es satthatte, diesen ewig gültigen Vampirratgeber, das Buch der Toten , zu Hause zu haben, da sie es nicht wagte, ihn zu lesen, aus Angst, dem Wahnsinn zu verfallen.
Also schlossen Satan und sie einen Handel ab, der zu jenem Zeitpunkt durchaus sinnvoll erschien: Betsy sollte Laura helfen, ihre Kräfte besser kennen und nutzen zu lernen, und im Gegenzug würde der Teufel dafür sorgen, dass Betsy das Buch ohne irrsinnige Nebenwirkungen lesen konnte.
Laura erhielt nicht nur Waffen (Stichwaffen und eine Armbrust, die normalerweise in der Hölle lagerten, bis sie sie heraufbeschwor), sondern erfuhr auch, dass sie die Fähigkeit zur Teleportation besaß. Geil, was? Nun ja, so geil vielleicht auch wieder nicht. Tatsächlich erwies sich diese Fähigkeit als Riesenproblem, da Laura nicht nur im Raum teleportieren konnte, sondern auch in der Zeit . So reisten Betsy und Laura nach Massachusetts, zu den Hexenprozessen im Salem des ausgehenden siebzehnten Jahrhunderts, nach Hastings, Minnesota, bevor die Spiral Bridge abgerissen wurde (also irgendwann zwischen 1895 und 1951) und zu guter Letzt in die Zukunft.
Tausend Jahre in die Zukunft. Und – die Zukunft? Das pure Grauen. Eine Art Umweltkatastrophe hat sich ereignet, und das Minnesota der Zukunft erlebt noch härtere Winter als das Minnesota der Gegenwart. Natürlich möchte man am vierten Juli keinen Hitzschlag erleiden, aber Frostbeulen und Kältetod sind allemal schlimmer. Und da die Durchschnittstemperatur im Juli 3010 dreißig Grad minus beträgt, dürfte es kaum einen Markt für Sonnenschutzmittel geben.
Tatsächlich wird in der Zukunft auch niemand reich, ausgenommen die Betsy der Zukunft. Punkt. Alle anderen hängen vornehmlich in Untergrund-Enklaven herum und konzentrieren sich darauf, nicht zu erfrieren.
Und um alles noch widerlicher zu machen: Der Marc der Zukunft ist ein Vampir. Und nicht bloß irgendein Vampir … Nachdem er jahrhundertelang Betsys persönlicher Prügel-Vampir war, ist er gefährlich und wahnsinnig geworden. Schon nach einem Blick auf ihn spüren Laura und Betsy, wie schlimm es um ihn steht. Sie können seine Gegenwart einfach nicht ertragen.
Auch Baby Jon weilte in der Zukunft noch unter den Lebenden und war so strahlend und liebenswürdig wie Marc unheimlich und irre. Baby Jon wollte Betsy nicht enthüllen, wie es
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