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Zweimal ist einmal zuviel

Zweimal ist einmal zuviel

Titel: Zweimal ist einmal zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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ich.
    »Sie müssen sich verwählt haben. Hier gibt es keinen Kenny.«
    »Ist da nicht das Restaurant Colonial Grill?«
    »Nein, ein Privatanschluß.«
    »Dann entschuldigen Sie bitte«, sagte ich.
    Die ersten vier Versuche liefen alle nach dem gleichen Schema ab. Es waren jeweils Privatanschlüsse, wahrscheinlich Kunden von Spiro. Bei der fünften Nummer meldete sich ein Pizza-Dienst, bei der sechsten das St.-Francis-Krankenhaus. Die siebte Nummer gehörte einem Motel in Bordentown. Vielleicht sollte ich dort einmal mein Glück versuchen.
    Ich gab Rex eine Ecke von meinem Sandwich ab, seufzte bei dem Gedanken, aus der warmen, gemütlichen Wohnung noch einmal in die unfreundliche Nacht hinauszumüssen, und zog mir die Jacke über. Das Motel, an der Route 206 gelegen, war eine ausgesprochene Billigabsteige. Die insgesamt vierzig Zimmer lagen im Erdgeschoß, gesäumt von einer schmalen Veranda. In zwei Fenstern brannte Licht. Das Neonschild am Straßenrand zeigte an, daß noch Zimmer frei waren. Von außen machte die Anlage einen sauberen und ordentlichen Eindruck, aber ich wäre jede Wette eingegangen, daß die Möbel altmodisch, die Tapeten verschossen, die Tagesdecken fadenscheinig und die Waschbecken mit Rostflecken übersät waren.
    Ich parkte in der Nähe der Anmeldung und ging hinein. Hinter der Theke saß ein älterer Mann vor dem Fernseher.
    »'n Abend«, sagte er.
    »Sind Sie der Manager?«
    »Manager, Besitzer, Mädchen für alles.«
    Ich zeigte ihm Kennys Bild. »Ich suche diesen Mann. Haben Sie ihn vielleicht schon einmal gesehen?«
    »Würden Sie mir verraten, weshalb Sie ihn suchen?«
    »Er hat gegen seine Kautionsauflagen verstoßen.«
    »Und was heißt das genau?«
    »Daß er ein gesuchter Verbrecher ist.«
    »Sind Sie von der Polizei?«
    »Ich bin Kautionsdetektivin. Ich arbeite für ein Kautionsbüro.«
    Der Mann sah sich das Bild an und nickte. »Er hat Zimmer siebzehn. Er wohnt schon seit ein paar Tagen hier.« Er blätterte in dem Buch mit den Anmeldungen, das auf der Theke lag. »Da haben wir ihn. John Sherman. Ist am Dienstag angekommen.«
    Ich konnte es kaum fassen! Mein Gott, war ich gut. »Ist er allein?«
    »Soweit ich weiß, ja.«
    »Was für ein Auto fährt er? Wissen Sie das Kennzeichen?«
    »So was interessiert mich nicht. Wir haben hier genug Parkmöglichkeiten.«
    Ich bedankte mich, sagte ihm, daß ich eine Weile draußen warten würde, und bat ihn, mich nicht zu verraten, falls Sherman zurückkam.
    Ich suchte mir mit dem Buick eine dunkle Ecke und ging in Lauerstellung. Wenn Kenny auftauchte, würde ich Ranger anrufen. Wenn ich Ranger nicht erreichen konnte, würde ich es bei Joe Morelli probieren.
    Um neun Uhr beschlich mich das dumpfe Gefühl, mir den falschen Beruf ausgesucht zu haben. Meine Zehen waren eiskalt, und ich mußte dringend aufs Klo. Kenny hatte sich nicht blicken lassen, und im Motel tat sich auch nichts, was mir die Wartezeit verkürzt hätte. Ich ließ den Motor an, um den Wagen aufzuwärmen, und machte ein paar isometrische Übungen. Ich gönnte mir einen Wachtraum über eine heiße Nacht mit Batman. Am besten gefiel mir sein knallenger Gummianzug.
    Um elf Uhr fragte ich den Motelmanager, ob ich seine Toilette benutzen dürfte. Nachdem ich von ihm noch eine Tasse Kaffee abgestaubt hatte, setzte ich mich wieder in den Wagen. Die Warterei war zwar ziemlich anstrengend, wäre aber in meinem kleinen Jeep unerträglich gewesen. In dem Buick fühlte man sich unverwundbar. Als säße man in einem Bunker auf vier Rädern, ausgestattet mit Fenstern und weichen Polstermöbeln. Quer über die vordere Sitzbank konnte ich die Beine ausstrecken, und die Rückbank wirkte so einladend wie eine Couch.
    Gegen halb eins döste ich ein, um Viertel nach eins wachte ich wieder auf. Bei Kenny war es immer noch dunkel, und auf dem Parkplatz war kein fremder Wagen hinzugekommen.
    Ich hatte verschiedene Alternativen. Ich konnte weiter allein Wache schieben, mich von Ranger ablösen lassen oder nach Hause fahren und wiederkommen, bevor es hell wurde. Wenn ich Ranger um Hilfe bat, müßte ich ihm einen wesentlich größeren Anteil als ursprünglich geplant von meiner Prämie abgeben. Wenn ich aber weiter allein Wache hielt, würde ich vermutlich früher oder später im Schlaf erfrieren, so wie das Mädchen mit den Schwefelhölzern. Also entschied ich mich für die dritte Alternative. Wenn Kenny heute nacht doch noch ins Motel kam, dann bestimmt nur, um zu schlafen. In dem Fall würde ich ihn

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