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Zweimal ist einmal zuviel

Zweimal ist einmal zuviel

Titel: Zweimal ist einmal zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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um sechs Uhr auch noch antreffen.
    Auf der Heimfahrt sang ich laut vor mich hin, um nicht einzudösen. Mit letzter Kraft schleppte ich mich in die Wohnung. Dann kroch ich mit den Schuhen an den Füßen ins Bett. Um sechs Uhr riß mich der Wecker aus dem Tiefschlaf.
    Nachdem ich mich aus dem Bett gewälzt hatte, sah ich zu meiner Erleichterung, daß ich bereits angezogen war. Ich erledigte nur schnell das Allernötigste im Badezimmer, dann war ich schon wieder unterwegs. Der Himmel über dem Parkplatz war pechschwarz, und die Autofenster waren vereist. Entzückend. Ich ließ den Buick an, drehte die Heizung voll auf, griff nach dem Kratzer und meißelte die Scheiben frei. Anschließend war ich relativ wach. Auf dem Weg nach Bordentown deckte ich mich mit Kaffee und Doughnuts ein.
    Es war noch dunkel, als ich bei dem Motel ankam. Nirgendwo brannte Licht, und es standen nicht mehr Autos als gestern abend auf dem Platz. Ich parkte hinter dem Büro und machte mich über den Kaffee her. Mein Optimismus hatte seit gestern ein wenig gelitten. Ich hielt es sogar für möglich, daß sich der Manager einen Scherz mit mir erlaubt hatte. Sollte Kenny bis zum späten Nachmittag immer noch nicht aufgetaucht sein, würde ich mir sein Zimmer zeigen lassen.
    Wenn ich clever gewesen wäre, hätte ich mir frische Socken angezogen und eine Decke mitgenommen. Aber wenn ich wirklich clever gewesen wäre, hätte ich dem Manager einen Zwanziger zugesteckt und ihn gebeten, mich anzurufen, wenn Kenny zurückkam.
    Um zehn vor sieben bog ein Ford auf den Parkplatz ein. Eine Frau stieg aus, musterte mich neugierig und ging ins Büro. Zehn Minuten später kam der alte Mann heraus und schlenderte zu einem schrottreifen Chevy. Er winkte, lächelte und fuhr davon.
    Da ich nicht wußte, ob er der Frau von mir erzählt hatte, und weil ich nicht wollte, daß sie womöglich die Polizei rief, weil eine verdächtige Fremde auf ihrem Parkplatz herumlungerte, ging ich hinüber und sagte noch einmal brav dasselbe Sprüchlein auf wie am Abend zuvor.
    Die Antworten, die ich bekam, stimmten mit denen vom vergangenen Abend überein. Ja, sie erkannte den Mann auf dem Foto wieder. Ja, er hatte sich als John Sherman eingetragen.
    »Hübscher Bursche«, sagte sie. »Aber nicht besonders freundlich.«
    »Haben Sie seinen Wagen bemerkt?«
    »Schätzchen, an dem Knaben ist mir gar nichts entgangen. Er fuhr einen blauen Lieferwagen, ohne Fenster.«
    »Haben Sie sich vielleicht das Kennzeichen notiert?« fragte ich.
    »Nein. Das war so ziemlich das einzige, was mich an ihm nicht interessiert hat.«
    Ich bedankte mich, setzte mich wieder in den Wagen und widmete mich meinem kalten Kaffee. Ab und zu stieg ich aus, um meine eingeschlafenen Glieder zu recken und mir ein bißchen die Füße zu vertreten. Mittags gönnte ich mir eine Viertelstunde Pause. Als ich wieder zurückkam, erwartete mich das gewohnte Bild.
    Um drei Uhr parkte Morelli neben mir. Er stieg aus und setzte sich zu mir in den Buick.
    »Mann«, sagte er. »Ist das eisig hier drin.«
    »Kommst du mich zufällig besuchen?«
    »Kelly fährt auf dem Weg zum Dienst hier vorbei und hat den Buick gesehen. Jetzt nimmt er Wetten an, mit wem du dir wohl ein paar gemütliche Stunden im Motel machst.«
    Ich knirschte mit den Zähnen. »Verdammt.«
    »Und was treibst du wirklich hier?«
    »Durch eine detektivische Meisterleistung habe ich herausgefunden, daß Kenny in dem Motel wohnt, und zwar unter dem Namen John Sherman.«
    Morelli sah mich gespannt an. »Du hast ihn identifiziert?«
    »Sowohl der Mann als auch die Frau von der Anmeldung haben Kenny anhand eines Fotos wiedererkannt. Er fährt einen blauen Lieferwagen und wurde zuletzt gestern morgen gesehen. Ich bin gestern am späten Abend gekommen und habe bis eins gewartet. Seit halb sieben bin ich wieder hier.«
    »Keine Spur von Kenny?«
    »Fehlanzeige.«
    »Hast du sein Zimmer durchsucht?«
    »Noch nicht.«
    »War das Zimmermädchen schon da?«
    »Nein.«
    Morelli machte die Tür auf. »Dann laß uns mal einen Blick hineinwerfen.«
    Nachdem Morelli sich an der Rezeption ausgewiesen hatte, händigte ihm die Frau den Schlüssel für Zimmer siebzehn aus. Er klopfte zweimal an die Tür. Als niemand antwortete, schloß er auf, und wir traten ein.
    Das Bett war ungemacht. Ein marineblauer Matchbeutel stand offen auf dem Fußboden. Er enthielt Socken, Unterhosen und zwei schwarze T-Shirts. Ein Flanellhemd und eine Jeans hingen achtlos über einer Stuhllehne. Im Badezimmer

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