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Zweimal ist einmal zuviel

Zweimal ist einmal zuviel

Titel: Zweimal ist einmal zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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ich zehn Minuten später aus dem Schlafzimmer kam, saß Morelli friedlich vor dem Fernseher. Ich trug ein weißes T-Shirt und darüber ein Oma-Kleid, braune Boots und eine schlabbrige Strickjacke. Es war mein Annie-Hall-Look, in dem ich mir sehr feminin vorkam, der aber auf das andere Geschlecht die entgegengesetzte Wirkung hatte. Wenn ich diese Kluft trug, kam noch nicht einmal mehr der entschlossenste Schwanz hoch. In diesem Look fühlte ich mich bei einer Verabredung mit einem Unbekannten sicherer als mit einer Dose Tränengas in der Handtasche.
    Ich wickelte mir Morellis roten Schal um den Hals und knöpfte meine Jacke zu. »Wenn wir zu spät kommen, kriegen wir höllischen Ärger.«
    »Darüber würde ich mir an deiner Stelle keine Gedanken machen«, sagte Morelli, während wir die Wohnung verließen.
    »Wenn deine Mutter dich in der Aufmachung sieht, vergißt sie sofort, wie spät es ist.«
    »Das ist mein Annie-Hall-Look.«
    »Tatsächlich? Ich finde, du siehst viel zu lecker aus für so eine Müslikutte.«
    Ich hatte es so eilig, daß ich die Treppe nahm. Unten fiel mir das Päckchen wieder ein, das Dillon noch für mich hatte. »Warte einen Augenblick«, rief ich Morelli zu. »Ich bin sofort zurück.«
    Ich lief in den Keller. Diesmal hatte ich Glück. Dillon war zu Hause.
    »Ich wollte mein Päckchen abholen, aber ich habe es furchtbar eilig«, sagte ich.
    Kaum hatte er mir die Sendung in die Hand gedrückt, war ich schon wieder nach oben gesprintet.
    »Drei Minuten zuwenig oder zuviel können für einen Braten entscheidend sein«, sagte ich zu Morelli, nahm seine Hand und zerrte ihn zu seinem Toyota. Eigentlich hatte ich nicht vorgehabt, mich von ihm mitnehmen zu lassen, aber wenn wir in einen Stau gerieten, konnte er uns den Weg mit dem Blaulicht freimachen. »Hast du ein Blaulicht für den Wagen?« fragte ich, während ich einstieg.
    Morelli schnallte sich an. »Natürlich. Aber du bildest dir doch hoffentlich nicht ein, daß ich es einem Braten zuliebe einsetze, oder?«
    Ich warf einen forschenden Blick nach hinten.
    Sofort sah Morelli in den Rückspiegel. »Hältst du nach Kenny Ausschau?«
    »Ich spüre, daß er hier irgendwo ist.«
    »Ich sehe niemanden.«
    »Das heißt noch lange nicht, daß er nicht da ist. Er ist ein guter Versteckspieler. Er schleicht sich bei Stiva ein und hackt den Toten unbemerkt ein Körperteil ab. Im Einkaufszentrum stand er plötzlich wie aus dem Boden gewachsen vor mir. Er hat mich vor Julia Cenettas Haus und auf dem Motelparkplatz beobachtet, ohne daß ich etwas von ihm gemerkt habe. Und jetzt habe ich das unheimliche Gefühl, daß er mich verfolgt.«
    »Aber weshalb sollte er?«
    »Na ja, zum einen hat Spiro ihm erzählt, ich würde ihn umbringen, wenn er Spiro nicht in Frieden läßt.«
    »Ach, du Himmel.«
    »Vielleicht bilde ich mir ja auch alles bloß ein.«
    »Manchmal soll man sich ruhig auf seine Instinkte verlassen.«
    Wir mußten an einer Ampel halten. Die Uhr am Armaturenbrett sprang auf 5:58. Ich knackte mit den Fingerknöcheln, und Morelli warf mir einen fragenden Blick zu.
    »Okay«, sagte ich. »Ich gebe es zu, meine Mutter macht mich nervös.«
    »Dafür sind Mütter schließlich da«, antwortete Morelli. »Du darfst es nicht persönlich nehmen.«
    Je weiter wir in heimische Gefilde vordrangen, desto schwächer wurde der Verkehr. Obwohl keine verdächtigen Scheinwerfer hinter uns waren, wurde ich das Gefühl nicht los, daß Kenny mich im Visier hatte.
    Meine Mutter und Grandma Mazur warteten schon auf uns. Normalerweise waren es die Unterschiede zwischen meiner Mutter und meiner Großmutter, die mich erstaunten. Heute war es die Ähnlichkeit, die mir ins Auge stach. Hoch aufgerichtet und mit geradem Rücken standen sie in der Tür. Es war eine herausfordernde Haltung, die ich nur zu gut von mir selbst kannte. Sie hatten die Hände gefaltet, und ihr Blick ruhte unverwandt auf Morelli und mir. Sie hatten die runden Gesichter und schweren Augenlider meiner ungarischen Vorfahren, die aus der Puszta stammten. Es gab nicht einen einzigen Stadtbewohner unter ihnen. Im Gegensatz zu mir waren sie sehr zierlich gebaut.
    Als ich mit hochgerafftem Kleid aus dem Geländewagen sprang, sahen sie mich ungläubig an.
    »Was hast du denn an?« fragte meine Mutter entsetzt. »Kannst du dir keine anständigen Sachen leisten? Hast du dir diese Lumpen irgendwo ausgeliehen? Frank, gib Stephanie Geld. Sie muß sich etwas zum Anziehen kaufen.«
    »Ich brauche keine neuen

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