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Zweimal ist einmal zuviel

Zweimal ist einmal zuviel

Titel: Zweimal ist einmal zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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Bestattungsinstitut war zwar sieben Tage die Woche geöffnet, aber am Wochenende hing der Andrang vermutlich auch von der Anzahl der neu eingegangenen Verstorbenen ab. Daß Spiro ein braver Kirchgänger war, glaubte ich jedenfalls nicht. Da bekreuzigte ich mich schnell. Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal in der Messe gewesen war.
    »Was soll das denn?« fragte Morelli. »Wieso machst du das Kreuzzeichen?«
    »Weil heute Sonntag ist und ich mal wieder nicht in der Kirche bin.«
    Morelli legte mir die Hand auf den Kopf. Sie fühlte sich so ruhig und stark an, daß mir ganz warm wurde.
    »Gott liebt dich trotzdem«, sagte er.
    Die Hand wanderte in meinen Nacken hinunter. Morelli zog mich an sich und küßte mich auf die Stirn. Er umarmte mich, dann marschierte er mit großen Schritten über den Parkplatz und war verschwunden.
    Ich schwang mich hinter das Lenkrad. Mir war ein bißchen schwindlig. Ob sich zwischen Morelli und mir etwas anbahnte? Was hatte ein Kuß auf die Stirn zu bedeuten? Nichts. Er hatte überhaupt nichts zu bedeuten. Höchstens, daß Morelli ab und zu ein netter Mensch sein konnte. Okay, aber warum grinste ich dann wie ein Honigkuchenpferd? Weil ich auf Entzug war. Weil mein Liebesleben nicht existent war. Weil ich mit einem Hamster zusammenlebte. Andererseits hätte es auch noch schlimmer sein können. Ich hätte immer noch mit Dickie Orr, dem Schlappschwanz, verheiratet sein können.
    Die Fahrt verlief ereignislos. Der Himmel wurde langsam hell. Schwarze Wolkenbänder wechselten mit blauen Himmelsstreifen ab. In der Wohnanlage war noch alles dunkel, nur bei Spiro brannte Licht. Ich hielt an und suchte im Rückspiegel nach Morellis Scheinwerfern. Nichts zu sehen. Ich drehte mich um und überprüfte den Parkplatz. Keine Spur von einem Explorer.
    Egal. Morelli war trotzdem in der Nähe. Das spürte ich.
    Ich machte mir trotzdem keine großen Illusionen über die Rolle, die ich bei diesem Plan zu spielen hatte. Ich war der Köder. Mit dem Buick sollte ich mich möglichst auffällig auf die Lauer legen, damit Kenny nicht allzu gründlich nach einem zweiten Beschatter Ausschau hielt.
    Ich goß mir einen Becher Kaffee ein und machte mich auf eine längere Wartezeit gefaßt. Ein orangefarbener Schein zeichnete sich am Horizont ab. In Spiros Nachbarwohnung ging das Licht an. Ein paar Fenster weiter wurde es ebenfalls hell. Auf einen Schlag wurde der Himmel strahlend blau. Tätää! Der Morgen war da.
    Spiro hatte die Rollos noch nicht hochgezogen. In seiner Wohnung rührte sich nichts. Als ich gerade anfangen wollte, mir Sorgen um ihn zu machen, ging die Tür auf und er kam aus dem Haus. Er überprüfte zweimal, ob er abgeschlossen hatte, und lief dann zu seinem Wagen. Er fuhr einen marineblauen Lincoln, das Lieblingsauto aller aufstrebenden jungen Bestattungsunternehmer. Spiro hatte ihn bestimmt aus Steuergründen als Firmenwagen geleast.
    Er war etwas sportlicher gekleidet als sonst. Schwarze Jeans und Joggingschuhe, schlabbriger grüner Pullover, aus dessen Ärmel ein weißer Verband hervorlugte.
    Spiro fuhr mit Vollgas vom Parkplatz. Ich hatte irgendein Zeichen des Erkennens erwartet, aber er raste vorbei, ohne mir auch nur einen einzigen Blick zu gönnen. Wahrscheinlich mußte er sich zu sehr darauf konzentrieren, nicht vor Angst in die Hose zu machen.
    Ich folgte ihm in etwas gemächlicherem Tempo. Es herrschte nicht viel Verkehr, und ich wußte sowieso, wohin er wollte. Einen halben Häuserblock vor dem Bestattungsinstitut hielt ich an. Von dort aus konnte ich den Haupteingang, den Nebeneingang und den kleinen Parkplatz an der Seite gut im Auge behalten.
    Spiro parkte in der Einfahrt und betrat das Institut durch den Nebeneingang. Während er den Sicherheitscode eintippte, blieb die Tür offen, dann schloß sie sich hinter ihm, und im Büro ging das Licht an.
    Zehn Minuten später traf Louie Moon ein.
    Ich gönnte mir noch einen Becher Kaffee und aß ein halbes Sandwich. Niemand kam, und niemand ging. Um halb zehn fuhr Louie Moon mit dem Leichenwagen weg. Eine Stunde später kam er wieder zurück, und eine Bahre wurde durch den Hintereingang ins Gebäude geschoben. Das war wahrscheinlich der Grund, daß Louie und Spiro an diesem Sonntag arbeiten mußten.
    Um elf Uhr rief ich mit dem Handy zu Hause an, um mich nach Grandma Mazur zu erkundigen.
    »Sie ist nicht da«, sagte meine Mutter. »Kaum bin ich mal zehn Minuten weg, läßt dein Vater deine Großmutter mit Betty Greenburg

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