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Zweimal ist einmal zuviel

Zweimal ist einmal zuviel

Titel: Zweimal ist einmal zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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sein Bett war halb zugezogen. Sein rechter Unterarm war dick verbunden, sein weißes Hemd blutbespritzt und am Hals offen. Ein blutiger Schlips und ein Küchentuch lagen auf dem Fußboden.
    Bei meinem Anblick erwachte Spiro schlagartig aus seiner Apathie. »Sie sollten mich doch beschützen!« rief er. »Wo zum Teufel waren Sie, als ich Sie brauchte?«
    »Mein Dienst beginnt erst um zehn Uhr.«
    Sein Blick blieb an Morelli hängen. »Der Kerl ist wahnsinnig. Ihr Vetter ist ein Irrer. Er wollte mir die Hand abhacken. Er gehört hinter Gitter. Er gehört in die Klapsmühle. Ich sitze in meinem Büro, ahne nichts Böses und arbeite an Mrs. Mackeys Rechnung, als plötzlich Kenny vor mir steht. Er ist völlig außer sich und behauptet, ich hätte ihn bestohlen. Ich verstehe überhaupt nicht, was er von mir will. Er ist total durchgedreht. Und dann sagt er, er will mich in lauter kleine Stücke zerhacken, bis ich ihm sage, was er wissen will. Zum Glück hatte ich das Armband um, sonst müßte ich jetzt auf Linkshänder umsatteln. Ich habe um Hilfe geschrien, da ist Louie gekommen und Kenny ist abgehauen. Ich brauche Polizeischutz. Miss Bodyguard taugt nichts.«
    »Wenn Sie wollen, lasse ich Sie heute abend im Streifenwagen nach Hause bringen«, sagte Morelli. »Aber mehr kann ich nicht für Sie tun.« Er gab Spiro seine Visitenkarte. »Wenn Sie ein Problem haben, können Sie mich anrufen. Wenn Sie schnell Hilfe brauchen, wählen Sie lieber die Notrufnummer.« Spiro schnaubte verächtlich und starrte mich an. Ich lächelte süß. »Dann also bis morgen?« fragte ich. »Ja, gut«, knurrte er. »Bis morgen.«
    Der Wind war abgeflaut, aber dafür nieselte es, als wir das Krankenhaus verließen.
    »Es ist eine Warmfront im Anzug«, sagte Morelli. »Wenn der Regen aufgehört hat, soll es richtig schön werden.«
    Wir stiegen in Morellis Toyota und beobachteten den Streifenwagen, der in der für Rettungswagen reservierten Einfahrt stand. Nach etwa zehn Minuten kamen die beiden Polizisten mit Spiro aus der Klinik und brachten ihn nach Hause. Wir fuhren ihnen nach. Nachdem sich Vince Roman und sein neuer Partner überzeugt hatten, daß in der Wohnung niemand auf Spiro wartete, fuhren sie davon.
    Morelli und ich blieben noch eine Weile im Wagen sitzen. Bei Spiro brannte Licht, und wenn ich richtig vermutete, würde es hinter seinen Vorhängen wohl die ganze Nacht nicht mehr dunkel werden.
    »Wir sollten ihn beschatten«, sagte Morelli. »Kenny ist kein Geistesriese. Er wird Spiro so lange auf den Pelz rücken, bis er kriegt, was er will.«
    »Das kann er sich sparen. Spiro hat sowieso nicht, was Kenny sucht.«
    Morelli starrte unentschlossen durch die regennasse Scheibe. »Ich brauche einen anderen Wagen. Kenny kennt den Toyota.«
    Daß er auch den Buick kannte, verstand sich von selbst. Die ganze Welt kannte meinen Buick. »Wie wäre es mit dem Fairlane?«
    »Den kennt er bestimmt auch. Außerdem brauche ich ein Fahrzeug, in dem ich etwas mehr Deckung habe. Einen Lieferwagen oder einen Bronco mit getönten Scheiben.« Er ließ den Motor an. »Weißt du, wann Spiro morgens aufmacht?«
    »Normalerweise ist er um neun im Büro.«
    Als Morelli um halb sieben an meine Tür klopfte, war ich schon lange aus den Federn. Ich hatte geduscht und war angezogen. Ich trug die übliche Kopfgeldjägerkluft, Jeans, warmes Hemd, solide Schuhe. Rex' Käfig war sauber, die Kaffeemaschine lief.
    »Das ist der Plan«, sagte Morelli. »Du folgst Spiro, und ich folge dir.«
    Besonders überzeugend kam mir der Plan nicht vor, aber da ich selbst keinen besseren hatte, konnte ich mich nicht beklagen. Ich schüttete den Kaffee in die Thermoskanne, packte zwei Sandwiches und einen Apfel in meine kleine Kühltasche und schaltete den Anrufbeantworter ein.
    Es war noch dunkel, als wir das Haus verließen. Sonntagmorgen. Kein Verkehr. Wir waren beide nicht sehr gesprächig.
    »Und, was fährst du heute?« fragte ich, als ich Morellis Wagen nicht auf dem Parkplatz stehen sah.
    »Einen schwarzen Explorer. Er steht auf der Straße. Neben dem Haus.«
    Ich schloß den Buick auf und warf meine gesamte Ausrüstung auf den Rücksitz, einschließlich der Decke, die ich vorsichtshalber mitgenommen hatte und nun aller Voraussicht nach doch nicht brauchen würde. Es regnete nicht mehr, und es kam mir sehr viel wärmer vor. Wahrscheinlich waren es um die zehn Grad.
    Ich war mir nicht ganz sicher, ob Spiro sonntags die gleiche Arbeitszeit hatte wie sonst. Das

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