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Zweimal ist einmal zuviel

Zweimal ist einmal zuviel

Titel: Zweimal ist einmal zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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trug. Offensichtlich hatte er sich inzwischen im Büro umgezogen. Auf dem Parkplatz herrschte ein reges Kommen und Gehen. Für Kenny wäre es ein leichtes gewesen, sich zwischen den Trauergästen unerkannt ins Gebäude zu schleichen. Wenn er sich einen Bart anklebte, einen Hut oder eine Perücke aufsetzte, würde er niemandem besonders auffallen.
    Um zwei Uhr schlenderte ich über die Straße.
    Spiro schnappte nach Luft, als er mich sah, und zog instinktiv den verletzten Arm an sich. Seine Bewegungen schienen mir unnatürlich abrupt, und sein Blick war so düster, daß ich den Eindruck hatte, er sei etwas desorientiert. Er erinnerte mich an eine Ratte im Labyrinth, die alle möglichen Hindernisse überwand, um doch immer wieder in einer Sackgasse zu landen, vergeblich nach einem Ausgang suchend.
    Mir fiel ein Mann auf, der allein neben dem Teetischchen stand. Er war um die Vierzig, mittelgroß, mittelschwer und ziemlich kräftig. Er trug Sportsakko und Stoffhose. Er kam mir bekannt vor, aber es dauerte einen Augenblick, bis ich ihn einordnen konnte. Er war an der Tankstelle gewesen, als Moogey herausgebracht wurde. Ich hatte angenommen, daß er zur Mordkommission gehörte, aber vielleicht war er auch von einem anderen Dezernat oder vom FBI.
    Ich ging zu ihm und stellte mich vor.
    Er gab mir die Hand. »Andy Roche.«
    »Sie arbeiten mit Morelli zusammen.«
    Er ließ sich seine Überraschung nicht anmerken. »Manchmal.«
    Ich gab einen Schuß ins Blaue ab. »FBI?«
    »Steuerfahndung.«
    »Läuft hier eine verdeckte Operation?«
    »Kann man wohl sagen. Wir haben heute eine falsche Leiche eingeschmuggelt. Ich spiele den trauernden Bruder.«
    »Sehr clever.«
    »Ist dieser Spiro immer so knurrig?«
    »Er hatte gestern einen schweren Tag. Und letzte Nacht hat er nicht viel Schlaf bekommen.«

12
    Okay, Morelli hatte mir also nichts über Andy Roche gesagt. Wen wunderte das? Mich jedenfalls nicht. Morelli spielte nicht gern mit offenen Karten. Das war nun einmal nicht sein Stil. Er ließ sich nie die Trümpfe aus der Hand nehmen. Weder von seinem Boß noch von seinen Partnern – und von mir schon gar nicht. Es war nicht persönlich gemeint. Schließlich ging es darum, Kenny zu schnappen. Wie wir das anstellten, war mir mittlerweile herzlich egal.
    Ich verabschiedete mich erst einmal von Roche und interviewte Spiro. Ja, er wollte, daß ich ihn abends ins Bettchen brachte. Nein, er hatte nichts von Kenny gehört.
    Ich nutzte die günstige Gelegenheit, um zur Toilette zu gehen, und setzte mich dann wieder in den Buick. Um fünf Uhr machte ich Feierabend. Ich hielt es nicht mehr aus. Ständig sah ich die schrecklichsten Bilder, wie Grandma Mazur mit dem Eispickel verletzt wurde. Ich fuhr nach Hause, warf ein paar Klamotten in den Wäschekorb, packte Make-up, Haargel und Fön obendrauf und schleifte den Korb zum Wagen. Ich ging noch einmal nach oben, um Rex zu holen, löschte das Licht und schloß die Tür hinter mir ab. Ich konnte Grandma Mazur nur beschützen, wenn ich bei meinen Eltern wohnte.
    »Was hat das zu bedeuten?« fragte meine Mutter, als sie den Hamsterkäfig erblickte.
    »Ich ziehe für ein paar Tage zu euch.«
    »Du hast gekündigt. Gott sei Dank! Du findest bestimmt eine bessere Stelle.«
    »Ich habe nicht gekündigt. Ich brauche bloß einen kleinen Tapetenwechsel.«
    »Aber die Nähmaschine und das Bügelbrett stehen in deinem Zimmer. Schließlich wolltest du nicht mehr bei uns wohnen.«
    Ich drückte den Hamsterkäfig an mich. »Dann habe ich mich eben geirrt. Ich bin wieder da. Ich komme schon irgendwie zurecht.«
    »Frank!« rief meine Mutter. »Komm und hilf Stephanie, sie will wieder bei uns einziehen.«
    Ich ging die Treppe hinauf. »Aber nur für ein paar Tage. Nur vorübergehend.«
    »Das hat Stella Lombardis Tochter auch gesagt, und jetzt wohnt sie schon seit drei Jahren wieder bei ihren Eltern.«
    Ich stand kurz vor einem Schreikrampf.
    »Wenn du mir Bescheid gesagt hättest, hätte ich noch putzen können«, sagte meine Mutter. »Und eine neue Tagesdecke hätte ich dir auch gekauft.«
    Ich stieß die Tür mit dem Knie auf. »Ich brauche keine neue Tagesdecke. Die alte tut es auch.« Ich stellte Rex erst einmal auf das Bett, bis ich die Kommode abgeräumt hatte. »Wie geht es Grandma?«
    »Sie macht ein Nickerchen.«
    »Macht sie nicht«, rief Grandma Mazur aus ihrem Zimmer. »Bei dem Krach werden ja Tote wieder lebendig. Was ist denn los?«
    »Stephanie zieht bei uns ein.«
    »Wie kommt sie denn

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