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Zwergenblut: Roman

Zwergenblut: Roman

Titel: Zwergenblut: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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bis ins Herz ihres Reiches vorzudringen? Denn was hatte er schon entdeckt, dass sie seinen Bericht darüber so entschieden zu verhindern suchten? Zumindest er selbst war sich keiner bedeutsamen Erkenntnis bewusst. Er hatte gesehen, unter welch bestialischen Bedingungen die Elben dort unten litten, aber das war kein Geheimnis, das einen solchen Aufwand rechtfertigte, und im Zentrum der Baumstadt hatte er praktisch nichts erkennen können.
    Anderseits konnten das die Thir-Ailith allerdings nicht wissen. War das, was sich in der Halle befand, für sie so ungeheuer bedeutsam, dass sie ihn unter allen Umständen daran hindern wollten, davon zu berichten, ohne zu ahnen, dass er gar nichts zu erzählen wusste? Oder fürchteten sie, dass er irgendwo sonst in ihrem Reich etwas entdeckt hatte, wovon niemand erfahren sollte?
    Aber all diese Fragen waren müßig. Antworten würde er nicht darauf finden, so viel er auch grübelte. Fest stand nur, dass er die Thir-Ailith gewaltig aufgeschreckt hatte. Und noch war er ihnen nicht entkommen.

    Diesmal durchquerte er auch das Tiefenmeer, ohne einen Moment zu zögern, auf die gleiche Art wie auf dem Hinweg und erreichte bald darauf die untersten Minenstollen von Elan-Dhor. Erst jetzt legte sich seine Panik ein wenig, und er begann, sich etwas sicherer zu fühlen.
    Hastig eilte er die zahllosen in den Fels gemeißelten Treppenstufen hinauf, wobei sich die Berührungen mit den Dunkelelben häuften. Das Gefühl eisiger Kälte wich gar nicht mehr von ihm, doch Barlok nahm es hin und ertrug es. Die Vorfreude, schon in kürzester Zeit wieder mit seinem Körper zu verschmelzen und dieser bizarren Zustandsform ein Ende zu setzen, überdeckte alles andere.
    Kampfgeräusche drangen an sein Ohr, als er sich dem Ende der Treppe näherte, und Licht fiel in den Schacht hinein. Viel heller, als es an dieser Stelle gewöhnlich vorkam. Das bestätigte sich auch, als seine Augen darauf reagierten und zur normalen Sehweise zurückkehrten. Zuerst glaubte er, es wäre nur eine Nachwirkung der langen Zeit, die er in völliger Dunkelheit verbracht hatte, aber dann erkannte er, dass es keine Einbildung, sondern der Schein von Laternen war, die den Treppenschacht von oben erhellten.
    Als er den letzten Absatz erreichte, sah er in ihrem Licht, wie die Thir-Ailith eine wahrhaft schauerliche Aufgabe verrichteten.
    Wie schon vor Monaten am Tiefenmeer griffen sie die Verteidigungsstellungen seines Volkes ohne jede Rücksicht auf ihr Leben an. Dutzende, Hunderte von ihnen fanden innerhalb kürzester Zeit den Tod. Einige Dunkelelben waren ausschließlich damit beschäftigt, die Körper ihrer getöteten Artgenossen zur Seite zu zerren und die Treppe hinunterzuwerfen. Nicht weit von Barlok entfernt hoben andere Thir-Ailith die Leichen auf und schleppten sie in einige
der abzweigenden Stollen, damit sie den Angriff nicht länger behinderten.
    Aber auch für ihn schuf dies neue Probleme. Die beiden linken Drittel der Treppe wurden von den hinaufmarschierenden Dunkelelben eingenommen, auf der rechten Seite hingegen wurden in ununterbrochener Folge Leichen herabgeworfen, sodass die Treppe auf voller Breite blockiert war.
    Trotzdem versuchte er es auf der rechten Seite. Im unteren Bereich fiel es ihm noch leicht, den lediglich noch über die Stufen kullernden Körpern auszuweichen oder über sie hinwegzusteigen. Je höher er kam, desto schwieriger wurde es jedoch. Er hatte gerade erst die Hälfte der Treppe überwunden, als gleich zwei Leichen herabgeworfen wurden. Sie überschlugen sich und kamen auf ihn zu. Der ersten vermochte er noch auszuweichen, bei der zweiten gelang ihm das nicht mehr. Sie prallte gegen ihn, riss ihn von den Füßen und mit sich in die Tiefe.
    Auch beim zweiten und dritten Versuch erging es ihm nicht besser, so verbissen er sich auch vor Augen hielt, dass er keinen Körper besaß und die toten Thir-Ailith geradewegs durch ihn hindurchfallen könnten.
    Aber sein Unterbewusstsein ließ sich in dieser Hinsicht nicht beeinflussen. Es gaukelte ihm mit unerbittlicher Beharrlichkeit vor, die Leichen zu spüren, wenn sie ihn berührten, und reagierte entsprechend darauf, auch wenn dies gar nicht der Fall war.
    Niedergeschlagen verharrte Barlok und überlegte. Nun war er so weit gekommen und drohte kurz vor dem Ziel zu scheitern, nur weil ein Teil seines Verstandes sich weigerte, die Besonderheiten dieser Daseinsform anzuerkennen. Glücklicherweise taten die Stürze ihm weder weh, noch konnte er sich dabei

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