Zwergenblut: Roman
beteiligt sein.«
»Und mit mir wäre sie einverstanden?«
»Königin Tharlia hat ihr keine große Wahl gelassen. Sie hat ihr das Schwert an den Hals gesetzt und erklärt, dass sie Barlok nur mitschicken würde, wenn ein Trupp Krieger ihn begleitet. Zähneknirschend hat sich Gelinian schließlich einverstanden erklärt, aber nur unter der Voraussetzung, dass Ihr diesen Trupp kommandiert. Aus diesem Grund können wir unter keinen Umständen riskieren, dass Euch vorher etwas zustößt, ganz abgesehen davon, dass Ihr all Eure Kräfte noch brauchen werdet. Ich denke, das werdet Ihr verstehen.«
Warlon nickte bedächtig. Noch bis vor ein paar Minuten hatte er sich nicht annähernd vorstellen können, dass ihm ungewollt und ohne bewusstes Zutun eine so bedeutende Rolle zugefallen sein könnte. Und glücklich war er damit außerdem ganz und gar nicht, aber nun blieb ihm wohl nichts anderes mehr übrig, als sich, so gut es ging, mit den bereits geschaffenen Tatsachen zu arrangieren.
»Wie groß soll der Trupp sein?«, erkundigte er sich.
»Zehn Zwerge, Barlok und Euch bereits eingerechnet. Neun Krieger und eine Priesterin, damit Ihr zum Schutz nicht ausschließlich auf die Magie der Elben angewiesen seid und unabhängig von ihnen handeln könnt, falls es die Situation erfordert. Tharlia hat sich entschlossen, Euch die Weihepriesterin Ailin zuzuteilen, da sie sowohl Euch als auch den Elben schon bekannt ist.«
Es gelang Warlon nicht, zu verhindern, dass er leicht zusammenzuckte. Bereits bei der Erwähnung, dass eine Priesterin seinem Trupp angehören sollte, hatte sein Herz im
ersten Moment schneller zu schlagen begonnen, weil er gehofft hatte, dass es sich um Ailin handeln würde. Schon im zweiten Moment hatte sich dies jedoch geändert, und nun erfüllte es ihn sogar mit Schrecken, als er begriff, in welch ungeheure Gefahr sie dadurch geraten würde. Vor allem aber …
Er kam nicht mehr dazu, den Gedanken zu Ende zu führen.
»Warlon! Loton!«, schrie Gelinian plötzlich, aber ihr Warnruf kam zu spät.
Ein reißendes Geräusch ertönte, als eine Klinge durch das Kettenhemd des Kriegsmeisters schnitt und eine schreckliche Wunde in seine Brust riss. Gleich darauf quoll ihm Blut aus dem Mund, und er brach zusammen.
Die geistigen Befehle zur Umkehr und Aufgabe hämmerten während der gesamten Zeit, in der er sich im Reich der Dunkelelben befand, auf Barlok ein, ohne nennenswert schwächer zu werden. Sie wirkten zermürbend, und obwohl Barlok ihnen widerstand, schienen sie seine Füße zu lähmen und wie Bleigewichte an ihm zu hängen, sodass er das Gefühl hatte, nur langsam voranzukommen, als würde er durch einen zähflüssigen Sumpf waten.
Auch gelang es ihm immer weniger, einen klaren Gedanken zu fassen. Der fremde Zwang überlagerte und erdrückte alles andere. Mühsam taumelte er voran und wäre sich manchmal nicht einmal mehr sicher gewesen, ob er sich wirklich weiterhin dem Ausgang näherte oder den Befehlen doch schon nachgegeben hatte und umgekehrt war, wäre nicht der Heerzug neben ihm gewesen.
Nur ihm hatte er es auch zu verdanken, dass er seinen Weg überhaupt fand. Normalerweise war es für einen
Zwerg unmöglich, sich zu verirren, aber in seinem gegenwärtigen Zustand gelang es ihm nicht einmal, sich richtig auf seine Umgebung zu konzentrieren.
Erst nachdem er den Durchgang in die normale Tiefenwelt schließlich passiert hatte, hörten die Befehle schlagartig auf. So machtvoll sie anscheinend das gesamte von finsterer Magie erfüllte Reich der Dunkelelben zu durchdringen vermochten, nach außen gelangten sie nicht.
Erleichtert blieb Barlok stehen. Gewohnten Verhaltensmustern folgend hätte er sich instinktiv am liebsten gegen die Wand gelehnt, ein paarmal tief durchgeatmet und sich den Schweiß von der Stirn gewischt. Aber natürlich war all das unsinnig und seine Erschöpfung nicht körperlicher, sondern allein geistiger Natur. Nun, nachdem er nicht mehr länger dem Druck von außen ausgesetzt war, klärte sich sein Verstand jedoch rasch wieder.
Was blieb, war das Gefühl von Panik, das sich tief in ihm eingenistet hatte. Er war dem absoluten Bösen begegnet, hatte es wie mit klebrigen Fingern nach sich tasten fühlen, und die schreckliche Stimme war in seinen Gedanken gewesen. So etwas ließ sich nicht einfach abschütteln. Viele wären vermutlich schon bei der geistigen Konfrontation zerbrochen, und ein stärkerer Held würde dieses Schicksal vielleicht später noch erleiden, weil die
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