Zwergenblut: Roman
weder die Zwergenkrieger noch die menschlichen Soldaten in der Lage, verlorenes Terrain zurückzuerobern.
Ein Hornsignal ertönte, das zum Rückzug blies. Das Donnern von Pferdehufen auf dem Felsboden war zu hören. Die lartronische Reiterei kam herangeprescht, brach in die Reihen der Thir-Ailith ein und trieb diese noch einmal zurück, doch Thilus machte sich keine falschen Hoffnungen. Gegen die gewaltige Übermacht der Feinde, die mittlerweile in die Halle vorgedrungen waren, hatten auch die Reiter keine Chance. Sie verschafften lediglich den Fußtruppen ein klein wenig Zeit, sich halbwegs geordnet zum Südtor zurückzuziehen, dem letzten Bollwerk, das Elan-Dhor nun noch von den angreifenden feindlichen Horden trennte.
Die Elbenmagierinnen und -magier hatten sich hinter die Krieger zurückgezogen und die Hände erhoben. Funken sprangen von ihren Fingerspitzen zu der künstlichen Sonne empor, und Blitze zuckten aus dieser mitten zwischen die heranstürmenden Thir-Ailith herab und erschlugen Dutzende von ihnen, ohne ihren Angriff dadurch jedoch auch nur ins Stocken zu bringen.
Warlon duckte sich unter einem Schwerthieb hindurch und wehrte einen weiteren ab. Mit seiner Klinge fügte er dem Dunkelelben einen klaffenden Schnitt am Schwertarm zu und verschaffte sich dadurch ein wenig Luft.
An seiner rechten Seite kämpfte Barlok, links von ihm
Ailin. Er hätte es lieber gesehen, wenn sie sich im Hintergrund gehalten hätte, doch wusste er, dass sie sich darauf nicht einlassen würde. Jedes Schwert zählte, und sie verstand mit dem ihren virtuos umzugehen.
Dennoch hatten sie keine Chance, der angreifenden Übermacht aus Thir-Ailith und Kampfdrohnen standzuhalten, und wurden immer weiter zurückgedrängt - bis vom Eingang her wütendes Kampfgeschrei ertönte. An der Spitze einer Gruppe befreiter Elbensklaven kam Lhiuvan in die Halle gestürmt. Dutzende von Elben, die sich mit den Schwertern aus dem abgefangenen Transportkarren bewaffnet hatten, stürzten sich mit unvergleichlichem Hass auf die Thir-Ailith, und immer noch quollen mehr durch den Eingang herein, bis es Hunderte von ihnen waren. Und dabei handelte es sich wahrscheinlich nur um die Sklaven, die in einer einzigen Wohnhöhle eingepfercht gewesen waren.
Die Königinnen ließen ein zorniges Kreischen und Fauchen hören. Warlon vernahm ihre Stimmen in seinem Geist, die ihn ohne Unterlass mit dem Befehl bombardierten, sich zu ergeben, doch wurden diese Weisungen von den Elben so stark abgemildert, dass er ihnen ohne große Mühe widerstehen konnte.
»Treibt sie zurück!«, schrie Gelinian, um den Lärm zu übertönen. »Wir müssen das Tor erreichen, das ist unsere einzige Chance!«
Das Tor!
Bislang hatte Warlon nur einen flüchtigen Blick darauf geworfen. Es musste sich um die zweite, kleinere Quelle gleißenden Lichts handeln, die er anfangs mit seiner veränderten Wahrnehmung gesehen hatte und die durch Fäden von Energie mit den Königinnen verbunden war.
Jetzt konnte er dort nur Schatten entdecken, einen mehrere Meter durchmessenden Kreis aus absoluter Finsternis, die noch schwärzer als der ohnehin dunkle Stein der Wand war.
Dies sollte der Durchgang zu einer anderen Welt, einer völlig fremdartigen Daseinsebene sein? Die Quelle der Macht der Thir-Ailith, durch die all das unvorstellbare Leid verursacht worden war?
Die Angriffswut der Elben war so groß, dass es ihnen tatsächlich gelang, ihre Feinde langsam, aber beständig zurückzudrängen, obwohl nun auch immer mehr der Drohnen, die sich bereits auf den Weg nach Elan-Dhor gemacht hatten, umkehrten und die Halle wieder betraten, um in den Kampf einzugreifen.
Die Magier richteten ihre Kräfte nun nicht mehr gegen die Thir-Ailith, sondern gegen das Tor selbst. Blitz auf Blitz löste sich aus der künstlichen Sonne und schlug in die Schwärze ein. Das Gebilde begann zu wabern und zu pulsieren, blähte sich manchmal nach außen auf und beulte sich gleich darauf nach innen ein. Vielfarbige Schlieren begannen es zu durchziehen.
Weitere befreite Sklaven drangen in die Halle ein, trieben die Verteidiger zurück. Die Königinnen wälzten sich hin und her und schlugen um sich, doch konnten sie nicht viel ausrichten.
Kaum eine Minute später tauchten weitere Sklaven auf, aber diesmal handelte es sich nicht um Elben. Für einen Moment vergaß Warlon alles andere um sich herum. Fassungslos starrte er die Gestalten an, die in das Bauwerk gestürmt kamen.
Es waren Zwerge!
Zweihundert, dreihundert
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