Zwergenzwist im Monsterland
von mir alles haben kann, was er braucht?«
Das Einhorn schüttelte seine vollkommene Mähne. »Alles, was ›dein Wuntie‹, wie du ihn zu nennen beliebst, braucht, ist ein Kopf mit einem goldenen Horn in seinem Schoß!«
»So ist das also?« kreischte Alea und stürzte auf das Einhorn. »Dir werde ich jetzt dein goldenes Horn sonstwohin…«
Sie waren wieder aneinandergeraten. Ich schlich mich so leise wie möglich davon. Allerdings konnte Flucht nur eine vorübergehende Lösung meiner Probleme darstellen. In ein paar Minuten würde ich sie wieder am Hals haben. Ich mußte irgendwie hier herausfinden, und dafür würde ich mehr Magie benötigen, als mir zur Verfügung stand.
Ich mußte mit Ebenezum sprechen.
»Tap!« rief ich den Schuhbert. »Ich brauche deine Hilfe!«
Tap und Schleimi huschten an meine Seite.
»Zu Diensten, mein geliebter Anführer!« zirpte der Schuhbert.
»Ich muß mit meinem Meister sprechen«, erklärte ich hastig. »Bist du bereit?«
Tap zögerte. »Mit Vushta sprechen? Was, wenn Seine Schuhbertschaft…« Er seufzte, richtete sich jedoch dann mit grimmiger Entschlossenheit zu voller Größe auf. »Nein, du hast recht. Das ist ein Job für Schuhbert-Power!«
Schleimi klatschte Beifall, und Snarks entschuldigte sich kurzfristig mit einer dringenden Verabredung.
»Ja, wir sind fertig«, antwortete Tap schließlich, und sein dünnes Stimmchen quoll vor Entschlossenheit geradezu über. »Schleimi wird mir beim Tanzen helfen. Das wird seine erste Übung in Schuhbertmagie!«
»In der Tat?« staunte ich und wunderte mich, ob der Zwerg das überhaupt schaffen würde. Zum Diskutieren blieb uns indes keine Zeit. Wenn ich nicht mit meinem Meister sprach, würden wir nie wieder aus dieser vertrackten Situation herauskommen.
»Sehr gut.« Tap nickte Schleimi zu. »Jetzt mache einfach alle meine Bewegungen nach. Erst bewegst du den rechten Fuß, cool und sanft, dann wedelst du nach links und du…«
Ich beobachtete nervös, wie Tap dem Ehrenschuhbert seine Anweisungen gab. Alea zerrte an der Mähne des Einhorns, während das mythologische Tier mit seinem Horn Aleas Haare zerraufte. Das konnte schnell aus den Fugen geraten. Ich ermunterte den Schuhbert, seine Anstrengungen zu verdoppeln.
»Für dich machen wir doch alles!« stimmte Tap fröhlich zu.
»Das ist Schuhbert-Power!« frohlockte Schleimi.
Dann begannen sich ihre vier Füße so schnell zu bewegen, daß ich ihnen nicht länger folgen konnte. Staub hüllte uns ein. Die Welt um uns drei herum verschwand augenblicklich und wurde durch eine braune Wand ersetzt, auf der bereits die ersten Abbilder von Vushta flackerten.
»Meister!« rief ich.
»Wuntvor?« vernahm ich die Stimme meines Meisters, gefolgt von einem Niesen. »Ich werde gleich fertig sein. Einen Moment noch!« Ich wußte, daß er erst den Schutz des riesigen Schuhbertschuhs aufsuchen mußte.
Die Bilder auf der Staubwand wurden scharf und bekamen Farbe. Es handelte sich um den Innenhof der Universität der Zauberer mit Ebenezums Schuh in der Mitte. Ich erhaschte einen Blick auf einen der Ärmel von der Robe meines Meisters, ein dunkles Blau, geschmackvoll verziert mit silbernen Monden und Sternen, während sich Ebenezum in seinen Schutzschuh zwängte. Der Anblick der Robe beruhigte mich etwas, als hätte ich ein Stück der Heimat gesehen. Ich war glücklich über meine Entscheidung, meinen Meister zu kontaktieren, und meine Gedanken hatten sich bereits ein wenig geglättet. Zum ersten Mal seit längerer Zeit hatte ich wieder das Gefühl, daß alles in Ordnung gehen könnte.
Die Erde bebte.
O nein, dachte ich. Nicht jetzt! Nicht schon wieder ein Angriff der Niederhöllen!
Aber das Beben wiederholte sich nicht. Jedenfalls nicht im Augenblick. Und als es das nächste Mal kam, war es wieder nur eine einzige Erschütterung, als hätte sich jemand einen Hammer aus tausend Bäumen gefertigt und schlüge mit ihm nun langsam auf die Erde ein. Es mußte etwas anderes als die Niederhöllen sein. Aber was? Ich konnte außerhalb des Staubkokons nichts wahrnehmen. Ich hoffte, daß, was immer es auch sein mochte, es mir genug Zeit zu einem Gespräch mit Ebenezum lassen würde.
Der Boden bebte erneut, und diesmal mit solcher Macht, daß es uns alle drei von den Füßen riß. Ohne Taps und Schleimis fortdauernden Tanz sank die Staubwolke jedoch in sich zusammen, und unsere Umgebung wurde langsam wieder sichtbar.
Nicht alles, was ich erkennen konnte, sagte mir auch zu.
»Sohle und
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