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Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatort Toewerland
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Schultern und der durchtrainierte Körperbau ließen darauf schließen, dass er sich durch regelmäßiges Bodybuilding fit hielt. Das kurze, dunkle Haar war tadellos frisiert.
    »Was ist nun?« Zur Bekräftigung seiner Frage ließ er auch seine linke Hand auf den Tisch fallen. Das Armband einer schweren goldenen Uhr klapperte auf der Buchenplatte. »Ist es das Finanzielle?«
    Rainer Esch schüttelte schweigend den Kopf. Schon seit Minuten rekapitulierte er überschlägig die Kosten der Sozietät und seines nicht immer vorbildlichen Lebenswandels und überlegte, ob er das generöse Angebot von Marian Dezcweratsky ablehnen konnte. Aber so sehr er auch sein Gehirn zermarterte – er konnte nicht.
    Vor etwa zwanzig Minuten hatte die gepflegte Erscheinung mit dem unaussprechlichen Namen ohne Terminabsprache die Büroräume der Kanzlei in der Herner Innenstadt betreten und sich von Martina, der Bürovorsteherin und einzigen Angestellten, bei Rainer anmelden lassen. Da Mandanten ein Manko in der Anwaltssozietät Schlüter und Esch waren und Rainer keine anderen Verpflichtungen hatte, durfte Marian Dezcweratsky sein Anliegen vortragen.
     
    Und das war ebenso lukrativ wie simpel: Dezcweratsky wollte, dass die Sozietät die juristische Beratung und Vertretung der gesamten wirtschaftlichen Aktivitäten seiner Unternehmen übernahm.
    Seine Gastritis meldete sich. Rainer hoffte, dass es wirklich nur eine Gastritis war und nichts Schlimmeres. Seit einigen Wochen quälte ihn ein bohrender Schmerz im Oberbauch.
    Trotzdem war er noch nicht zum Arzt gegangen. Angst und tief sitzendes Misstrauen gegenüber den Halbgöttern in Weiß ließen ihn diesen Besuch immer wieder verschieben.
    Esch sollte also der Justiziar der Dezcweratsky-Gruppe werden. Zu einem monatlichen Festhonorar von 3.000 Mark.
    Zuzüglich Mehrwertsteuer. Vertretungskosten vor Gericht extra. Abgerechnet nach der Gebührenordnung.
    Ein solches Angebot ließ normalerweise in jeder Anwaltskanzlei ihres Zuschnitts die Sektkorken hochgehen.
    Auch Rainer hatte nicht übel Lust, seine Partnerin und Lebensgefährtin Elke nach Abschluss seiner Verhandlungen zum Essen einzuladen, wenn da nicht die Branche gewesen wäre, in der Marian Dezcweratsky tätig war.
    Esch war zwar nicht kleinlich und auch kein Heiliger, aber das Betreiben von Bordellen und Nachtklubs gehörte nun nicht gerade zu den Geschäften, die er moralisch für unangreifbar hielt. Und was Elke davon halten würde…?
    Aber 3.000 Schleifen! Plus Honorar!
    Er gab sich einen Ruck. »Sagen wir 3.500. Und Sie können nicht erwarten, dass ich mich an irgendwelchen krummen Geschäften beteilige.«
    Dezcweratsky lächelte verstehend. »Keine Angst. Alles streng legal. Ich bin Geschäftsmann, kein Krimineller.
    Einverstanden. 3.500.«
    Rainer seufzte tief. Wie weit wirtschaftliche Not unbescholtene Bürger doch treiben konnte. »Dann müssen wir uns nur noch über die genauen Vertragsmodalitäten einigen.
    Ich würde vorschlagen, dass wir…«
    Eine weitere Stunde später hinterließ der im Lustgewerbe tätige Marian Dezcweratsky in dem Büro an der Viktor-Reuter-Straße einen unterschriebenen Vertrag und einen Scheck über 3.500 Mark. Und einen Rainer Esch, der sich den Kopf darüber zerbrach, wie er die Geschichte seiner Freundin erklären sollte.
    Im ersten Moment war sie eher verblüfft als verärgert. »Sag das noch einmal! Du hast einen Vertrag mit einem Bordellbetreiber unterschrieben?« Sie schüttelte ihr braunes, halblanges Haar. »Hast du sie nicht alle?«
    »Mit dem Vertrag sind wir aus dem Gröbsten raus«, verteidigte er sich. »Die Miete für die Kanzlei, das Gehalt von Martina…«
    »Aber deshalb lässt man sich doch nicht mit einem Loddel ein!«
    »Dezcweratsky ist kein Zuhälter. Er vermietet lediglich Zimmer.« Rainers Widerspruch war eher zaghaft.
    »Aha. Vermietet lediglich Zimmer. Das kann doch wohl nicht wahr sein! Dir scheint wirklich jemand etwas in den Kaffee getan zu haben. Und die Nachtklubs? Wird da Canasta und Bridge gespielt?«
    Elke kam langsam in Fahrt und Rainer entschied sich dafür, den Mund zu halten.
    »Und worin sollst du ihn vertreten? In Zivilverfahren wegen Mietwucher vielleicht? Oder in Strafprozessen wegen Förderung der Prostitution? Sehr nett wären auch Anklagen wegen Menschenhandels. Was hältst du von schwerer Körperverletzung gegenüber minderjährigen Frauen aus der Ukraine? Oder wie wäre es mit Vergewaltigung? Ich habe gehört, dass die mit falschen Versprechungen ins

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