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Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verkauftes Sterben
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tragenden Teile wieder aufgemauert sind.«
    »Aha. Wo ist der Gutachter?«
    »Schon wieder gefahren. Es sei schließlich Sonntag, hat er gemeint.«
     
    »Wie wahr. Können wir in das Gebäude rein?«
    Der Beamte warf einen skeptischen Blick auf Brischinskys Pantoffel und zuckte mit den Schultern. »Die Spurensicherung und die Feuerwehr haben das Haus betreten. Der Sachverständige auch. Er hat uns aber angewiesen, keinen hineinzulassen.«
    »Das gilt nicht für uns.« Brischinsky humpelte schon in Richtung Hauseingang. Baumann, der dem Gespräch mit wachsendem Unbehagen zugehört hatte, folgte seinem Chef nur zögernd. »Meinst du wirklich, dass es eine gute Idee ist, uns in dieser baufälligen Ruine umzusehen?«, fragte er.
    »Das Haus ist nicht baufällig. Du hast es ja eben gehört.«
    »Aber es muss noch abgestützt werden.«
    »Reine Vorsichtsmaßnahme.« Der Hauptkommissar hatte den Hauseingang erreicht und bemühte sich, den vielen Glasscherben auszuweichen. Baumann blieb in sicherer Entfernung stehen.
    »Was ist?«, fragte Brischinsky erstaunt. »Brauchst du eine schriftliche Einladung?« Er sah seinen Mitarbeiter forschend an. »Du hast doch nicht etwa Muffensausen?« Als Baumann nicht sofort antwortete, spottete Brischinsky: »Tatsächlich. Er hat Muffensausen. Du arbeitest bei der Kriminalpolizei und nicht als Sozialarbeiter bei der Bahnhofsmission. Das bisschen Risiko ist in dein monatliches Gehalt eingerechnet. Und jetzt hör auf, dir unnötige Gedanken zu machen, und beweg endlich deinen Arsch.«
    Baumann war anderer Meinung. Nach seiner Auffassung hätte die Gefahrenzulage für das Betreten dieses Baus rund das Doppelte von dem betragen müssen, was er am Monatsende von seinem Dienstherrn auf sein Konto überwiesen bekam.
    Und deshalb…
    »Baumann!« Brischinsky hatte die Treppe nach oben schon halb bewältigt und war von Baumanns Position aus nicht mehr zu sehen. Dafür hörte er seinen Chef umso deutlicher. »Los, komm! Sonst kannst du einen Versetzungsantrag zur Streifenpolizei schreiben.«
    Das überzeugte Baumann. Mit schlotternden Knien folgte er seinem Chef.
    Die Tür zu Theo Bauers Wohnung war aus der Angel gerissen und lag im Flur. Die Fensterscheiben waren zersprungen. Überall befanden sich Glassplitter und alles war gleichmäßig von einer feinen Staubschicht überzogen. Aber ansonsten sahen die Zimmer noch relativ intakt aus.
    Brischinsky hob den Hörer des Telefons ab. »Funktioniert sogar noch«, sagte er, als er das Freischaltsignal wahrnahm.
    »Leg wieder auf«, bat ihn sein Assistent. »Wenn hier noch Gasreste sind, genügt ein Funke und…«
    »Quatsch. Wir sind im ersten Stock. Gas ist schwerer als Luft und sammelt sich immer unten.«
    »Sagst du.«
    »Sagt die Physik. Außerdem wäre das Telefon nicht mehr in Betrieb, wenn noch Explosionsgefahr bestehen würde. Dafür hätten die Kollegen von der Feuerwehr schon gesorgt.«
    Baumann war nicht sonderlich beruhigt. Er hatte schon zu viele interne Dienstanweisungen gelesen, die zum Ziel hatten, Versäumnisse auszuschließen. Und wenn es bei der Kripo Versäumnisse gab, würde das bei der Berufsfeuerwehr…
    »Wie heißt Bauers Tochter mit Vornamen?« Brischinsky störte die düsteren Gedanken seines Mitarbeiters.
    Baumann zückte sein Notizbuch. »Kirsten, meint Lehmann.
    Er war sich aber nicht hundertprozentig sicher.«
    Der Hauptkommissar blätterte in einem Telefonverzeichnis.
    »Unter welchem Buchstaben würdest du die Nummer deiner Tochter notieren?«
    »Vermutlich überhaupt nicht. Ich hätte sie im Kopf.«
     
    Sein Vorgesetzter ignorierte die Bemerkung. »Sicher unter K.« Er suchte weiter. »Treffer. Hier ist eine Kirsten.« Er las die Nummer vor. »Ist das die Vorwahl für Dülmen?«
    »Keine Ahnung.«
    »Egal. Ich versuche es.« Brischinsky griff zu Bauers Telefon, ließ den Hörer aber wieder sinken, als er Baumanns entsetzten Gesichtsausdruck bemerkte. »Jetzt arbeiten wir schon so lange zusammen und ich lerne immer noch überraschende Seiten an dir kennen«, grinste er, schnappte sich sein Handy und tippte die Nummer ein.
    Baumann zuckte zusammen. Auch Akkus können Funken auslösen. Aber nichts passierte.
    »Brischinsky«, meldete sich der Hauptkommissar. »Kripo Recklinghausen. Ich möchte Herrn Theo Bauer sprechen. –
    Nicht da? – Wo könnte ich ihn…? – Zu Hause, verstehe. – Ja?«
    Er warf Baumann viel sagende Blicke zu. »Wir werden uns selbstverständlich mit Ihnen in Verbindung setzen«, sagte er dann

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