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Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verkauftes Sterben
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weil nichts frei war. Aber Vasili, der Wirt, verhandelte kurz mit anderen Gästen, schob zwei Tische nebeneinander, platzierte einen Einzelsitzenden um und schaffte so eine Sitzgelegenheit für die drei direkt neben der Theke. Die mit sanftem Zwang Umgesiedelten erhielten einen Ouzo als Entschädigung und die Angelegenheit war kurz darauf vergessen.
    Als sie fertig gegessen hatten, war es schon nach zwölf. Die meisten Gäste waren längst gegangen. Die Busukiklänge von der Konserve waren verstummt und Vasili und sein Koch unterhielten die noch Anwesenden mit dem Spiel ihrer Gitarren.
     
    Rainer schlürfte seinen Brandy. »Gestern war übrigens Horst Mühlenkamp bei mir.«
    »Muss ich den kennen?«, fragte Cengiz.
    »Du nicht, aber Elke.«
    Die Angesprochene machte ein erstauntes Gesicht. »Ich?«
    »Ja. Einer unserer Mandanten.«
    »Von dir oder von mir?«
    »Von mir. Ich habe dir von ihm erzählt. Er war im Januar zweimal bei uns. Der Leukämiekranke, der seine Lebensversicherung verkaufen wollte und nur noch etwa ein Jahr zu leben hatte.«
    »Ich erinnere mich. Und?«
    »Er wollte eigentlich nichts Besonderes. Der Verkauf seiner Police ist über einen Treuhänder abgewickelt worden, so wie ich es ihm geraten hatte. Er hat eine Weltreise gemacht und einen kleinen Teil des Geldes in ziemlich waghalsigen Aktienoptionsscheinen investiert. Spielgeld, nannte er das. Als er von seiner Reise zurückkam, hatte sich der Wert der Optionsscheine vervielfacht. Er verfügt jetzt über ein fast doppelt so hohes Vermögen wie vor seiner Reise.«
    »Und?«
    »Ich habe ihm für die damalige Beratung nur das Mindesthonorar abgeknöpft. Er tat mir Leid. Und als über Mühlenkamp nun dieser unverhoffte Geldsegen niedergegangen ist, fiel ihm sein damaliger Gönner wieder ein.« Rainer tippte sich mit dem Zeigefinger auf die Brust.
    »Ich. Er hat mein Honorar verdoppelt. In bar.«
    Elke nickte. »Deshalb deine Einladung. Ich habe mich schon gewundert, woher du die Knete hast. Seit einer Woche bist du doch notorisch klamm.«
    Ihr Freund winkte ab. »Das Schönste kommt aber noch.
    Mühlenkamp muss natürlich wegen seiner Krankheit regelmäßig zum Arzt, um sich untersuchen zu lassen. Dazu ist er vertraglich verpflichtet.«
    »Verstehe ich nicht«, warf Cengiz ein. »Wieso verpflichtet?
    Der muss doch auch so zum Doc, oder?«
    »Erkläre ich nachher. Das jüngste Untersuchungsergebnis liegt mittlerweile vor. Die neuen Medikamente, die man ihm verschrieben hat, haben geholfen. Seine Blutwerte sind deutlich besser geworden. Es sieht so aus, als ob er den Krebs besiegen kann.«
    Elke fing an zu lachen. »Er wird wieder gesund?«
    »Wahrscheinlich.«
    »Und die Investoren, die auf seinen baldigen Tod gesetzt haben, gucken in die Röhre?«
    »So ist es. Stellt euch deren Gesichter vor.« Jetzt lachte auch Rainer.
    Cengiz schaute etwas erstaunt von einem zum anderen.
    »Wie viel hat Mühlenkamp denn nachgezahlt?«, wollte Elke wissen.
    »Dreihundert.«
    Elke drehte sich um und rief: »Vasili, bringst du uns bitte drei Gläser Sekt?« Und dann sagte sie: »Lasst uns auf ein langes Leben Horst Mühlenkamps anstoßen. Die Investoren müssen sich noch etwas gedulden. Wenn’s nach mir geht, noch hundert Jahre.«
     
    4
    Brischinsky malträtierte den Automaten im Flur der ersten Etage des Polizeipräsidiums. Nicht nur Baumanns Kaffeemaschine hatte den Geist aufgegeben, jetzt schien auch dieser altersschwache Apparat das Zeitliche zu segnen.
    Ungehalten schlug der Hauptkommissar mehrmals mit der flachen Hand gegen die Seitenwand. Plötzlich fing es im Inneren der Maschine an zu rumoren und tröpfelnd lief Kaffee in Brischinskys Plastikbecher. Als dieser halb gefüllt war, gab der Automat ein Geräusch von sich, das entfernt an einen Seufzer erinnerte, und dann war Ruhe. Kein Laut mehr. Und kein Kaffee.
    »Verdammter Mist!«, schimpfte Brischinsky und begutachtete das Ergebnis seiner bisherigen Bemühungen. Das Zeug im Becher war tiefschwarz und roch etwas seltsam.
    Vorsichtig probierte er einen Schluck. »Brr.« Er schüttelte sich. Das Gesöff war zwar stark, schmeckte aber wie ausgekochte Strümpfe.
    Er sah sich um. Kein Kollege auf dem Flur. Die Plörre landete im Topf der alten Yuccapalme, die schon seit Menschengedenken ein eher tristes Dasein neben dem Kaffeeautomaten fristete. Brischinskys schlechtes Gewissen hielt sich in Grenzen. Kaffeesatz, hatte er gelesen, sei ein guter Dünger. Warum dann nicht auch Kaffee?
    Auf dem Rückweg zu seinem

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