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Zwielicht

Zwielicht

Titel: Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David R. George III
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Erschöpfung spülte über ihn wie eine warme Welle, die ihn in die tiefen Gewässer des Schlafes – vielleicht sogar der Bewusstlosigkeit – zerren wollte. Doch es gab viel zu tun.
    Sie mussten immer noch den Jarada aus dem Weg gehen und Lichtjahre hinter sich bringen, bis sie sicher daheim auf Deep Space 9 sein würden. Vaughn musste nachsehen, ob noch andere Mannschafts-mitglieder verletzt waren. Sein rechter Arm und insbesondere die Hand waren von Brandwunden gezeichnet, was einen Besuch bei Dr. Bashir unvermeidlich machte.
    Und er würde sich von Prynn verabschieden müssen.
    Aber nicht jetzt.
    »Gehen Sie auf normale Beleuchtung«, sagte er. »Und schalten Sie diese Sirenen ab.« Rings um ihn wurde die Brücke heller und leiser, als Bowers die nötigen Justierungen vornahm. Vaughn blickte auf.
    »Ensign Roness, Ensign Senkowski, melden Sie sich auf der Brücke.«
    Ersatz für Nog und Dax.
    Danach stützte er den Ellbogen auf die Armlehne seines Sessels, schmiegte seine Wange in die unverletzte Hand und wünschte sich nichts sehnlicher, als nicht denken, nicht fühlen zu müssen.
    Vaughn schloss die Augen. Für den Moment begnügte er sich mit der Illusion, Frieden gefunden zu haben. Doch er wusste, dass es so etwas in seinem Leben nicht gab.

    Kapitel 2
    Kira Nerys strich mit dem Daumen über den rauen, rubinfarbenen Rücken des alten Buches, betastete die Erhebungen und die Textur des abgewetzten Umschlags und roch den sanften Duft seiner Bindung. Goldene Punkte unter ihren Fingern erinnerten an kunstvoll gefertigte Buchstaben, die vor langer Zeit verblasst waren.
    » Als die Propheten weinten «, rezitierte sie den Titel in einem Tonfall, der nicht leise genug war, um als Flüstern durchzugehen. Ihre Hand glitt zum unteren Ende des Buches und von dort weiter zur Kante des gläsernen Regals. Ein paar Augenblicke lang stand sie mit aus-gestrecktem Arm einfach so da. Allein in ihrem Büro.
    Der Foliant war wie eine Einladung, ausgesprochen von einem alten, wertgeschätzten Freund. Oft schon hatte sie auf diesen Seiten spirituelle und emotionale Führung gefunden. Synta Kayanil, eine schon zu Lebzeiten für ihren Verstand verehrte Vedek, hatte das Buch vor Jahrhunderten verfasst. Die Sammlung religiöser Interpre-tationsansätze, historischer Berichte und prophetischer Schriften war Kira stets ein Fundament gewesen, auf dem sie ihren Glauben errichten konnte – den an ihre Götter ebenso wie den an sich selbst.
    Sie gehörte zu den wenigen Dingen, ohne die sie nicht leben konnte, und befand sich bereits seit ihrer Kindheit in ihrem Besitz. So weit sie sich erinnern konnte, hatte dieses Buch immer eine wichtige Rolle in ihrem Leben gespielt.
    Nun aber hatte man ihr Als die Propheten weinten versagt. Das Urteil der Vedek-Versammlung verbot es Kira, bajoranische Schriften zu studieren. Natürlich merkte niemand, wenn sie das Buch trotzdem aus dem Regal zog und aufschlug.
    Aber sie würde es wissen.
    Kira beugte sich vor, die Hand zwei Fingerbreit vom Regal und dem angenehm kühlen Glas entfernt, und atmete tief ein, roch den moschusartigen Duft des Einbands und das leicht säuerliche Aroma der Seiten. Obwohl sie diesen Geruch nie gemocht hatte, war er ihr vertraut. Er war wie … eine Heimat – ein Konzept, das in Kiras Leben eine sehr breite Definition besaß. Bis zum Ende der Besatzung vor acht Jahren hatte sie ihr Leben auf der Flucht oder in Flücht-lingslagern verbracht. Heimat war, wo immer ihr Kopf des Nachts ein Kissen gefunden hatte – wenn überhaupt. Und das, fand sie, war bis heute so geblieben. Sie lebte zwar seit der Befreiung auf Deep Space 9, betrachtete die Station aber nicht als den Ort, an den sie ge-hörte. Ihre Heimat war nicht DS9, sondern das gesamte System: Bajor und die anderen Planeten, die Monde, das Wurmloch, sogar der Denorios-Gürtel und, ja, auch diese Raumstation.
    Sie trat vom Regal zurück und ließ die Hand sinken. Rechts von ihr und gerade noch in Hörweite drang das geschäftige Treiben auf der Ops durch die geschlossenen Bürotüren. Als sie sich umdrehte, sah sie durch die Scheiben, wie die Tagesschicht ihren Dienst antrat und die Kollegen ablöste, die dort über Nacht gearbeitet hatten. Kira selbst war an diesem Morgen früher als sonst erschienen. Vermutlich war ihre innere Uhr durch die Ereignisse um die iconianischen Portale und ihren Aufenthalt in der dreißigtausend Jahre entfernten Vergangenheit aus dem Takt gebracht worden. Noch immer wusste sie nicht, ob all das

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