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Zwielicht

Zwielicht

Titel: Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David R. George III
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furchtbaren Umarmung verschmolzen Fleisch und heißes Metall. Trotzdem hielt er durch, kroch auf Knien näher an die Kon-solenunterseite.
    Irgendwo schrie eine körperlose Stimme etwas, das er nicht verstand. Das Feuer hallte in seinen Ohren wie der Schrei eines riesigen Untiers. Vaughn lauschte nach weiteren Worten, hörte allerdings nur die Flammen. Ihm war, als zögen die Rauchwolken nicht nur durch die Brücke, sondern auch durch seinen Geist. Bald schon wür-de er das Bewusstsein verlieren.
    Mit einem eigenen Schrei riss er seine freie Hand in die Höhe und tastete nach dem Feuerlöschzylinder. Sein Uniformärmel fing Feuer, kurz darauf die darunterliegende Haut. Der Zylinder, den seine Fingerspitzen fanden, fühlte sich überraschend kalt an. Schnell zog er ihn zu sich und befreite dann seine andere Hand von der Konsole.
    Haut riss, und der Schmerz raubte ihm für einen Augenblick die Orientierung. Vaughn zielte, aktivierte den Zylinder, und ein dichter Nebel aus Löschmittel schoss in einer weißen Wolke hinaus und auf seinen brennenden Arm. Das Löschmittel kühlte seine verletzte Haut, doch die Stellen, die in Flammen gestanden hatten, fühlten sich noch immer an, als ob sie brannten.
    Als Nächstes richtete er den Zylinder auf das Loch in der Abdeckung, aus dem das Feuer züngelte, drängte es kurz zurück, aber die Flammen waren stärker. Ob sie diesen Kampf gewannen? Vaughn warf sich zu Boden, kroch unter die Konsole und hielt das Löschgerät direkt auf die Öffnung. Das Rauschen der Flammen überdeckte das Zischen des Geräts nicht mehr lange. Das Feuer erstarb.
    Vaughn ließ nicht nach, leerte den gesamten Zylinder. Als wäre Prynns Leichnam nicht Beweis genug, wurde ihm nun das komplette Ausmaß der Explosion bewusst. Das halbwegs runde Loch unter der Steuerkonsole maß knapp einen Meter. Unter ihm hatte sich das Deck gewölbt. Schwarzes, verbogenes Metall ragte auf, als habe es der Sprengkraft nur wenig Widerstand leisten können.
    »Hintere Schilde versagen!«, rief jemand durch den Rauch und das stetig zunehmende Brummen der Impulstriebwerke. Wahrscheinlich Bowers , dachte Vaughn, richtete sich auf und ließ den leeren Zylinder fallen. Den Aufprall hörte er nicht, dafür war das Chaos zu laut.
    Warnsirenen hallten durch den Wahnsinn, und obwohl er ihre Worte nicht verstand, wusste Vaughn doch, dass seine Offiziere Befehle brüllten.

    Abermals beugte er sich über Prynns Konsole. Er musste die Steuerung finden, die Defiant wieder auf Kurs bringen! Wenn sie es weit genug weg von Torona IV schafften, konnte er den Warpantrieb aktivieren – sofern dieser noch existierte – und den Jarada möglicherweise entkommen, bevor ihre Angriffsflotte größer wurde.
    Die Konsole war schwarz. Deckenlicht spiegelte sich auf ihrer Oberfläche. Vaughn fühlte sich, als habe ihn ein Phaser getroffen.
    Ohne Kontrolle über das Schiff hatten sie keine Chance.
    Er sah sich um, suchte nach seinen Offizieren, und wieder erzitter-te die Defiant unter einer Attacke des Gegners. Es konnte nur ein Streifschuss gewesen sein, abgelenkt von den Schilden, denn nichts explodierte. Diesmal behielt Vaughn sein Gleichgewicht.
    Nun, da das Feuer gelöscht war, ließ der Qualm nach. Das Ventila-tionssystem tat seine Arbeit. Vaughn wedelte durch die Luft, spähte durch den Rauch und erkannte einen Offizier im hinteren Brücken-bereich. Dunkle Punkte am Hals und an der Schläfe eines hübschen Gesichts. »Dax«, rief er. »Steuerungskontrolle umleiten!«
    Er sah sie eine Konsole bedienen. »Erledigt«, rief sie zurück.
    Vaughn eilte zu ihr, doch eine Bewegung in der Brückenmitte ließ ihn innehalten. Rechts vom Kommandantensitz kniete Bashir neben Prynns reglosem Körper. Der Doktor hielt einen Trikorder in der einen und ein Vaughn unbekanntes Gerät in der anderen Hand.
    Prynns Gesicht war reglos. Ihre trotz aller Schönheit sonst so angespannten Gesichtszüge verliehen ihr nun fast ein friedliches Aussehen und standen im krassen Gegensatz zu ihren furchtbaren Verletzungen. Einen Augenblick war Vaughn, als blicke er auf das Antlitz ihrer Mutter, die in ihren letzten Momenten – und trotz der Gewissheit des Bevorstehenden – so friedlich gewirkt hatte, als sei sie mit sich und der Situation im Reinen gewesen. Wut und Schmerz wall-ten in ihm auf, und wie stets ließ das Schuldgefühl nicht auf sich warten: Es war wieder geschehen. Weil er es zugelassen hatte.
    Du hast eine Aufgabe , erinnerte er sich und gestattete dieser simplen

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