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Zwielicht

Zwielicht

Titel: Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David R. George III
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Sonst wä-
    ren wir nicht mehr hier , wusste Vaughn. Er wollte gerade nach einem Statusbericht fragen, als ihm klar wurde, dass Bowers ihm keinen mehr geben konnte. Ohne die taktische Station blieb der Zustand der hinteren Schiffshülle ein Rätsel. Vaughn brauchte die Information auch nicht, um zu wissen, dass der nächste Treffer der letzte sein würde.
    »Fünfzig Sekunden«, sagte Dax. Und dann: »Wir schaffen es nicht.«
    Vaughn drehte sich mit seinem Sessel herum. Dax starrte auf ihre Konsole, ihr Gesicht vom Schein der Anzeigen in orangefarbenes Licht getaucht. Die Flecken an ihren Schläfen sah er nicht, wohl aber die Unerfahrenheit in ihrem Blick.
    So jung , dachte er. Shar und Nog, Bowers und Bashir. Sie sind alle so jung.
    Dax’ Blick haftete auf den Anzeigen. Sie war gut, sehr gut – ihr Wechsel zur Kommandoebene war die richtige Entscheidung gewesen. Vaughn hatte keinen Schimmer, ob sie ein außergewöhnlich guter Counselor geworden wäre, wenn sie diesen Karriereweg fortge-setzt hätte. Er wusste nur, dass sie eher früher als später eine patente Kommandantin abgeben würde. Vorausgesetzt, das Leben gab ihr die Chance.
    »Ausweichmanöver, Lieutenant«, befahl er und beschloss, ihrem Instinkt zu trauen. »Aber gewähren Sie mir noch sieben Sekunden auf unserem aktuellen Kurs.«
    Dax’ Hände setzten den Befehl um, bevor ihre Lippen ihn bestätigten. Sie hat ihn erwartet , erkannte Vaughn und fragte sich beeindruckt, wie weit ihre Karriere sie noch führen mochte.
    Schweigend starrte er ins Dunkel und in Richtung des Hauptmonitors, den er nicht sehen konnte, weil er ausgeschaltet war. Seine rechte Hand schmerzte höllisch, kam dem Schmerz in seinem Herzen jedoch nicht einmal nahe. Direkt vor ihm schälte sich die unver-wechselbare Form der Steuerkonsole aus der Schwärze, eine stumme Erinnerung an den Tod seiner Tochter. Vaughn sah zu Boden und an die Stelle, an die Prynn von der Explosion geschleudert worden war, die sie ihm endgültig entrissen hatte. Im Geiste sah er sie noch dort liegen, ohne Lebensfunken im Gesicht. Vaughn erinnerte sich an diesen Funken, jenes Glitzern in ihren Augen, als die letzten Europani von der Oberfläche des vergifteten Planeten gerettet worden waren. Prynn hatte ihn angelächelt, zum ersten Mal seit Jahren.
    Und er kannte den Funken aus ihrer Kindheit, selbst aus ihrer Zeit als Säugling. In Prynns dunklen, mandelbraunen Augen hatte er stets eine Lebenslust gesehen, die außergewöhnlich gewesen war.

    Eine Lust, die aus ihrem starken Willen geboren wurde. Prynn hatte Rurikos Augen gehabt.
    »Vierzig Sekunden«, sagte Dax. »Wir sind wieder auf direktem Kurs.«
    Vaughn erschauderte. Die Umweltsysteme waren nicht lange genug inaktiv gewesen, als dass sich die Luft auf der Brücke schon hätte abkühlen können. Doch während er im Dunkeln wartete, musste er an die Kälte des Alls dort draußen denken, die sich nach und nach ins Herz der Defiant fraß. Das erinnerte ihn an das furchtbare Bild, das er und ein Außenteam der Enterprise vor nicht allzu langer Zeit auf der Kamal gesehen hatten, einem cardassianischen Frachter, der durch die Badlands getrieben war. Überall Leichen, er-frorene Bajoraner und Cardassianer.
    Die Erfahrung war einer der Gründe für Vaughns Reise nach Deep Space 9 gewesen. Fort von der Karriere und dem Leben der letzten achtzig Jahre. Fort von den Entscheidungen über Leben und Tod, dem Töten zum Schutze anderer, dem Paktieren mit dem geringeren zweier Übel. Vaughn hatte mehr sehen und erfahren müssen – viel, viel mehr –, als er je wollte. Deswegen war seine Entscheidung letzt-endlich auf ein Leben ohne derartige Sorgen und Reuegefühle gefallen. Eines, das nicht vom Hässlichen und vom Schrecken gezeichnet, sondern von Schönheit und Entdeckungen geprägt war. Und wohin hatte es ihn gebracht? Er war dabei, das Leben der vierzigköpfigen Defiant -Besatzung zu opfern, um Hunderttausende zu retten.
    »Dreißig Sekunden.«
    Vaughn wappnete sich und wartete auf die letzte Salve, die der Defiant den wenigen verbliebenen Schutz rauben würde. Sekunden wurden zu Ewigkeiten.
    Als Dax bei zehn ankam, ließ er Nog alle Systeme wieder aktivieren. Schritt für Schritt erwachte das Schiff zu neuem Leben: Die Lichter retteten die Brücke aus der Dunkelheit, Konsolen flackerten auf, Alarmsirenen erklangen.
    »Bei null schalten Sie den Impulsantrieb ab«, befahl Vaughn mit lauter Stimme, um über dem Sirenenlärm gehört zu werden.
    Nog nickte. »Aye,

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