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Zwielicht

Zwielicht

Titel: Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David R. George III
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ihm.
    Winkte ihn zu sich !
    Vaughn machte einen Schritt auf den Mann zu, blieb aber sofort wieder stehen und wartete auf die nächste Reaktion. Abermals signalisierte der Fremde ihm, zu ihm zu kommen, und irgendetwas an seinen Bewegungen wirkte vertraut. Vaughn ging weiter, aktivierte den Trikorder mit dem Daumen und begann einen Scan.
    Als er noch zwanzig Meter von dem Mann entfernt war, streckte dieser die Arme aus. Vaughn hielt an. Der Mann sah sich um, winkte erneut und deutete in Richtung des Korridors.
    Korridor? , fragte sich Vaughn. Er deutet doch die Straße hinab! Obwohl er die Szenerie und die Situation nicht kannte, empfand er mit einem Mal ein nahezu überwältigendes Déjà-vu. Ohne darüber nachzudenken, hob auch er die Hand und deutete in die Richtung, die hinter dem Fremden lag. Dieser nickte bestätigend, trat ganz um die Ecke und in den Korridor.
    Die Straße! , korrigierte sich Vaughn, doch sein Geist war schon weitergewandert. Der Fremde trug eine Sternenflottenuniform. Eine alte Sternenflottenuniform.
    Und er war kein Fremder.
    Der Mann drehte sich um und rannte davon, das Klappern seiner Sohlen ein einsames Geräusch in der Stille. »Warten Sie!«, rief Vaughn, als könne er ihn so aufhalten. »John, warten Sie!« An der nächsten Straßenecke bog der Mann ab und verschwand aus seinem Blickfeld.
    Vaughn lief hinterher, wusste aber, was er finden würde: nichts.
    Der Mann würde verschwunden sein, und Vaughn würde nichts bleiben, als an seiner eigenen geistigen Gesundheit zu zweifeln.
    Doch als er an der Kreuzung ankam und die Straße hinabsah, lief der Mann noch immer vor ihm, hallten die Schritte nach wie vor durch die Stadt. Vaughn setzte zur Verfolgung an, hielt aber inne. Er hatte keine Zeit für solche Spielchen. Da er nicht mit Sicherheit davon ausgehen konnte, dass die Verfolgung dieser Person zum Verhindern des Impulses beitrug, durfte er ihr keine Aufmerksamkeit schenken. Wahrscheinlich bildete er sich die Begegnung mit dem Mann ohnehin nur ein. Und vielleicht war genau das, eine Massenil-lusion, die Ursache für den Untergang dieser Kultur.
    Vaughn hob den Trikorder und versuchte, die in der Ferne immer kleiner werdende Gestalt zu erfassen. Den Anzeigen zufolge war es ein menschlicher Mann von etwa fünfzig Jahren, doch als Vaughn wieder aufblickte, war er fort – entweder abgebogen oder zurück in den Winkel seiner Fantasie verschwunden, aus dem er gekommen war.
    Und doch blieben seine Fußspuren im Staub. Vaughn ging ihnen bis zur Ecke nach, an der er den Mann zum ersten Mal gesehen hatte. Dort endeten sie.

    Ein Transporter? , dachte Vaughn. Das erklärte nicht alles. Zeitreise vielleicht? Ein Hologramm? Illusionen oder Trugbilder? Laut Trikorder gab es keinerlei Energiesignaturen in der näheren Umgebung, die nicht ohnehin dorthin gehörten. Keine Anzeichen von Transpor-teraktivität, keine Chronitonpartikel, keine photonischen Strahlen.
    Vaughn rief sich die Daten seiner ersten Scans auf und fand sie unverändert vor: männlicher Mensch, fünfzig, bei guter Gesundheit.
    Dann spielte er die Videoaufzeichnung ab, die das Gerät gemacht hatte und vergrößerte sich ein Standbild des Mannes auf dem Monitor. Das lange, edle Gesicht erkannte er sofort wieder. Feste Züge, über den Ohren grau werdendes Haar … War es wirklich schon fünfundsechzig Jahre her, dass er und Vaughn gemeinsam den Korridor eines Raumschiffes hinabgerannt waren und exakt die Gesten von eben gemacht hatten? Obwohl so viel Zeit verstrichen war, erinnerte Vaughn sich daran. Und an das, was sie damals verloren hatten.
    Er zweifelte an seiner Wahrnehmung und seiner Zurechnungsfä-
    higkeit, hielt es aber für ebenso denkbar, dass das Gesehene irgendwie auf die Technik in und unterhalb der toten Stadt zurückzuführen war. So oder so musste er weiterziehen, sich auf seine eigentliche Mission konzentrieren.
    Also setzte er seinen ursprünglichen Weg fort. Noch gut eine Stunde, und er würde diesen Ort hinter sich lassen, zurück auf dem freien Land sein. Die Quelle lag dort draußen, und mit ihr der Impuls, den es aufzuhalten galt.
    Doch während er durch die Häuserschluchten dieser verwüsteten Metropole eilte, ging ihm das Bild des Mannes von vorhin nicht aus dem Sinn. Das Bild Captain John Harrimans von der U.S.S. Enterprise.

    Kapitel 44
    Kira prüfte die Liste der Speisen und Getränke für den Empfang. Sie saß an ihrem Schreibtisch im Büro, und bei jeder Berührung piepste das Datenpadd in ihrer Hand. Die

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