Zwielicht
gestern gingen, begriff ich, dass Ihnen seine Anwesenheit missfällt, also habe ich ihm heute Morgen gekündigt.«
Einen Moment lang starrte Quark sie nur an, den Mund weit ge-
öffnet Sprachlos. »Wir wollen doch nicht …« Er hielt inne, lächelte wieder. »Treir«, sagte er, und nun triefte seine Stimme nur so vor Charme.
»Quark.« Lasziv trat sie auf ihn zu, legte ihre Hand auf seinen Rücken und brachte ihre Lippen ganz nah an sein Ohr. »Möchten Sie mir vielleicht etwas mitteilen?«, flüsterte sie.
»Selbstverständlich.« Er legte ihr den Arm um die Hüfte. »Hetik darf bleiben.«
»Und was noch?«, hauchte sie.
»Sie hatten die richtigen Ohren«, gestand er nach leichtem Zögern.
Dann drehte er den Kopf und sah ihr direkt in die Augen. »Sie sind ein wahrer Segen für diese Bar.«
»Na, wenn das mal keine Liebeserklärung ist«, erklang eine Stimme hinter ihnen. Als Treir sich umblickte, sah sie die Sicherheitschefin der Station am Tresen stehen. Dem Anschein nach stand sie schon länger dort.
»Laren«, sagte Quark überrumpelt und ließ – im Gegensatz zu Treir – den Arm sinken. »I… Ich meine, Lieutenant Ro.«
»Guten Morgen, Quark«, grüßte sie, und ihre Mundwinkel verzogen sich leicht nach oben. Sie wirkte amüsiert.
»Guten Morgen, Lieutenant«, sagte Treir. »Was darf ich Ihnen anbieten?«
»Oh, lassen Sie sich nicht stören«, wehrte Ro ab. »Beenden Sie Ihre Unterhaltung ruhig.«
»Äh, sie ist beendet«, warf Quark ein.
»Das sehe ich anders«, widersprach Treir und strich ihm langsam über das Ohr.
»Ach ja?« Quark sah zu ihr auf, und seine Hand kehrte an ihre Hüfte zurück. Einen Augenblick lang schien er gedanklich ganz woanders zu sein.
»Wenn ich so ein Segen bin«, fand Treir, »bin ich bestimmt auch unterbezahlt.«
Quark grinste. »Das sehe ich anders.«
Ihr war, als wisse er ihre Dreistigkeit zu schätzen. Mit der freien Hand griff sie an seinen Hemdkragen und richtete ihn. »Dann vielleicht ein Positionswechsel?«
Quark griff nach ihrer Halskette – ein gewagtes Manöver, schließ-
lich war Ro anwesend. Doch Treir erkannte schnell, dass sein Interesse an dem bajoranischen Lieutenant tatsächlich rein beruflicher Natur sein musste. »Welche … Position … schwebt Ihnen denn vor?«, fragte er betont zweideutig.
»Ach, Juniorpartner klingt ganz interessant«, antwortete sie und spielte mit seinem Ohrläppchen.
»Da habe ich so meine Zweifel, aber wie stehen Sie zum Thema Fusion?«
Treir schluckte, doch bevor sie etwas erwidern konnte, ergriff Ro das Wort. »Quark, Colonel Kira will dich schnellstmöglich in Ihrem Büro sehen.«
»Colonel Kira?« Sofort änderte sich sein Verhalten. Die Hand verschwand von Treirs Hüfte, und er trat zur Seite. »Was will sie?«
»Das musst du sie selbst fragen«, antwortete Ro streng.
»Aber ich hab doch gar nichts getan!«, jammerte er.
»Nein, natürlich nicht.« Ro wirkte wütend, doch etwas an der Art, wie sie sich nun umdrehte und die Bar verließ, sagte Treir, dass sie auch verletzt war.
Die Orionerin sah zu Quark, der ernsthaft besorgt zu sein schien, und lächelte. Anscheinend hatte sie die Lage zwischen ihm und Ro doch falsch eingeschätzt. Quarks Interesse an dem Lieutenant mochte verschiedene Gründe haben, zu denen sicher auch die Praktikabi-lität zählte, doch Ro … Wunder über Wunder: Ro mochte ihn tatsächlich.
Treir schüttelte den Kopf. Das Universum war ein wahrhaft erstaunlicher Ort.
Kapitel 43
Vaughn streifte durch die tote Stadt, und seine Schritte hallten von den Wänden der Häuserschluchten wider. Der harte Straßenbelag unter seinen Stiefeln zog seine Beine, Füße und den Rücken stärker in Mitleidenschaft, als es der weichere Boden außerhalb getan hatte, doch der Schmerz war erträglich, und Vaughn kam schneller voran.
Er war ausgeschlafen. Als schlachtfelderfahrener Offizier stellten Nächte in der Fremde kein Problem für ihn dar. Zudem wusste er, wie wichtig Ruhephasen im Einsatz waren, und hatte seinen Körper entsprechend diszipliniert. Nur seine Träume konnte er nicht kon-trollieren. Vergangene Nacht waren sie besonders schlimm gewesen.
An einzelne Bilder erinnerte er sich nicht. Doch vor Sonnenaufgang war er erschrocken hochgefahren und hatte in die Dunkelheit gestarrt, bis sein Verstand wieder ins Hier und Jetzt zurückgekehrt war. Laut Trikorderanzeige hatte Vaughn zu diesem Zeitpunkt erst vier Stunden geschlafen, an einen weiteren Versuch war aber nicht mehr zu denken
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