Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande
damit zu tun, dass sie nicht bei diesen Leuten bleiben wollte.
Er wollte nach Custo sehen. Und sie würde ihn begleiten. Das teilte sie ihm mit, indem sie den Kopf zur Seite legte.
»Sieh mich nicht so an, Talia. Du hast mir gerade erklärt, dass die Ärztin gesagt hat, du solltest dich schonen«, widersprach er. »Du musst gesund werden. Außerdem werde ich wahrscheinlich in einen Hinterhalt geraten. Ich kann dich nicht beschützen.«
Sie deutete auf sich selbst und dann auf ihn. Ich beschütze dich. Jawohl .
Er zog die Augen zusammen. »Du kannst nicht schreien. Wie willst du mich beschützen?«
Talia legte eine Hand auf seine Brust, direkt unter das U unterhalb seines Schlüsselbeins, wo sie leise das Echo seines Herzschlags spürte, und zog die Schatten um sie.
Adam schüttelte ihre Hand ab, und die Schatten schnellten zurück. »Nein. Das ist zu riskant.«
Er hätte sie genauso gut ohrfeigen können. Sie biss die Zähne zusammen und starrte ihn aus den Schatten heraus an. Idiot. Ob es ihm gefiel oder nicht, sie kam mit.
Abigail lachte. »Armer Adam. Er hat wohl gedacht, er hätte eine Frau gefunden, die ihm gehorcht und alles tut, was er sagt. Stattdessen hat er eine Banshee bekommen. Ich brauche eines von diesen großen Fenstern, damit ihr zwei euch wieder vertragt. Zoe, haben wir irgendwo ein großes Fenster? Adam kann es ziemlich gut mit Fenstern. Vielleicht kann er sie so überzeugen.«
Talia errötete, aber sie ignorierte Abigail, verschränkte stur die Arme und versperrte die Tür.
Adam drehte sich zu Abigail um. »Können Sie eine Minute aufhören, sich über mich lustig zu machen, und sie stattdessen davon überzeugen, dass sie hierbleibt?«
Abigail zuckte mit den Schultern. »Wieso sollte ich meine Zeit verschwenden, wenn ich genau weiß, dass sie mit Ihnen geht?«
Talia unterdrückte ein süffisantes Lächeln.
»Sie … ? Was … ?«, stammelte Adam. Dann drehte er sich zu Talia um. »Ach, verdammt. Komm schon.«
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Zoe folgte ihnen die Treppe hinunter und schrie, als sie sich dem Eingangsbereich des Gebäudes näherten, über das Jaulen einer traurigen Melodie hinweg: »Ihr könnt meinen Wagen nehmen, wenn ihr wollt.«
»Gut.« Adam blickte über seine Schulter an Talia vorbei. Er verspürte keine Lust, durch den Abwasserkanal zurückzulaufen, er hatte aber auch kein gutes Gefühl dabei, die fünf Blocks bis zu dem Loft zu laufen, insbesondere, da Talia so merkwürdig aussah.
Zoe reichte ihm die Schlüssel und dirigierte sie die Gasse hinauf. Während sie auf den Wagen zuliefen, blickte Adam zu Talia hinüber. »Du tust, was ich sage und zwar, wenn ich es sage, oder ich gehe nirgendwohin. Kapiert?«
»Ja, Chef«, krächzte sie.
Es war eine schlechte Idee, sie mit zurück zu einem Gebäude zu nehmen, das entweder von Geistern oder von IBÜ-Agenten besetzt war, oder von beiden. Sie sollte gesund werden, damit sie ihren Vater rufen und den Krieg beenden konnte. Es war absolut unverantwortlich von ihm, sie zu dieser sinnlosen Aktion mitzunehmen.
Als Realist war ihm klar, dass er Custo, seinen Ersatzbruder, wahrscheinlich verloren hatte. Er wollte nicht auch noch Talia verlieren. Er durfte aber auch nicht riskieren, dass sie ihm auf eigene Faust folgte.
Bei Zoes Fahrzeug handelte es sich um einen heruntergekommenen blauen Kleinwagen. Einen Accord, Baujahr irgendwann Mitte der Neunzigerjahre. Adam ging zur Fahrerseite und machte sich klein, um in den Wagen zu steigen. Seine Knie stießen gegen das Steuerrad. Talia saß bereits im Auto und hatte sich angeschnallt, bevor er es überhaupt geschafft hatte, sich in eine Position zu manövrieren, in der er den Wagen bedienen konnte.
Trotz der parfümierten Comicfigur, die am Rückspiegel baumelte, roch es in dem Auto nach verbranntem Plastik. Auf der Rückbank lagen einzelne Papiere und Abfall herum. Wenigstens hatte der Wagen eine Handschaltung.
Adam sehnte sich nach seinem Diablo, legte den ersten Gang ein und beschleunigte die Gasse hinunter auf lächerliche sieben Meilen pro Stunde. Als er das Gaspedal durchtrat, kreischte der Wagen, war am Ende der Gasse aber gerade bei zwanzig Meilen pro Stunde angelangt. Wenn er das Auto zu Schrott fuhr, würde er Zoe ein neues kaufen. Verdammt, er würde ihr einen neuen Wagen kaufen, wenn er diesen Tag überlebte.
Mit der morgendlichen Rushhour verdichtete sich der Verkehr. Diverse Taxis rangelten um die beste Position und blockierten die Kreuzung. Adam fuhr den Wagen mit einem ohrenbetäubenden
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