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Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande

Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande

Titel: Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kellison
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hing noch ein Hauch von dem widerlichen chemischen Gestank in der Luft. Für sie stand zu viel auf dem Spiel, als dass sie sich dem noch einmal aussetzen durfte.
    Das Loft musste gelüftet werden.
    Talia streckte die Schattenfinger nach dem Fenster aus und fuhr an den Rissen entlang, die die Einschläge von vorhin in der Scheibe hinterlassen hatten. Mit sanftem, aber stetig zunehmendem Druck ließ sie die dunklen Schatten in die dicken Scheiben fließen. Ein Sprung vergrößerte sich und schoss mit einem Zischen quer über die Scheibe. Das schwere Glas gab nach und fiel krachend teils auf den Fußboden der Wohnung, teils auf den Bürgersteig viele Stockwerke darunter. Talia ließ jedoch nicht zu, dass Sonne in die Wohnung drang, während die vergiftete Luft von frischer vertrieben wurde.
    »Wow«, murmelte Adam und blickte zu ihr hinunter. Sah sie da etwa Respekt in seinen Augen?
    Er zerrte an ihrer Hand, schleppte Talia mit sich in die Küche und bedeutete ihr, sich mit ihm hinter den Küchentresen zu knien. Leise zog er eine Schublade heraus und holte ein Messer hervor, das er in seinen Gürtel steckte. Er nahm ein weiteres heraus, ein kurzes Teppichmesser, und hielt es Talia entgegen.
    Nein . Sie schüttelte den Kopf. Sie wollte ihn beschützen, aber sie würde niemanden umbringen.
    Er drückte ihr das Werkzeug in die Hand. »Du wolltest mitkommen«, erinnerte er sie. »Jetzt nimm das verdammte Messer, und benutze es, wenn es nötig ist.«
    Ihre Finger schlossen sich um den Holzgriff. Sie wusste keinen praktischen Ort, an dem sie es verstauen konnte – der Gummibund von Adams Jogginghose saß zu lose um ihre Taille.
    Adam duckte sich zu ihr und murmelte. »Kannst du Custo sehen?«
    Sie schüttelte den Kopf. Nein . Aber an der Wand befanden sich Blutspritzer, die es durchaus mit Adams abstrakten Bildern aufnehmen konnten. Sie bildeten ein aggressives rotes Muster, das an Jackson Pollock erinnerte.
    Custo war hier. Und er war brutaler Gewalt begegnet.
    »Wahrscheinlich im Schlafzimmer«, sagte Adam mit zusammengebissenen Zähnen.
    Aber er rührte sich nicht. Heftige Angst schwappte über die Verbindung zwischen ihren Händen.
    Talia verstand, wieso. Wenn sie beide zum Schlafzimmer schlichen, lösten sich die Schatten in dem großen Raum auf, und die Männer und Geister waren in der Lage, sie in die Ecke zu treiben. Adam wollte sie aber auch nicht allein zurücklassen, damit sie den Raum in Schatten tauchte, nicht, solange er voller Waffen und Geister war. Seine oberste Priorität galt dem Krieg, also musste er eher sie schützen als seinen Freund retten.
    »Du musst mir vertrauen«, flüsterte Talia. Sie hatte keine Angst. Verstecken war das, was sie am besten beherrschte.
    Er bedachte sie mit einem gequälten Blick.
    Talia drückte seine Hand und wünschte, dass er ausnahmsweise ihre Gefühle spüren konnte. So musste sie auf Worte zurückgreifen. »Ich habe mich monatelang in den Schatten versteckt, ohne entdeckt zu werden. Dann werde ich es wohl auch ein paar Minuten schaffen, solange du Custo holst.«
    »Aber … «
    »Wir haben keine Zeit für ›aber‹. Ich halte die Männer hier in der Dunkelheit fest. Angst habe ich keine – das hier ist mein  Gebiet . Ich bin sicher. Glaub mir, ich kann auf mich aufpassen.«
    Adam zögerte. In seine Sorge mischte sich Unentschiedenheit.
    »Mach schon.« Sie ließ seine Hand los und wartete darauf, dass er dasselbe tat.
    Seine Unruhe wuchs. Er zog sie dicht an sich, streichelte ihr Gesicht, liebkoste sanft ihre Wange und murmelte: »Ich bin gleich zurück.«
    t
    Adam tastete sich rechts am Kühlschrank entlang und schlich um die Ecke zu der Nische, in der sich sein Arbeitsplatz befand. Als er den Schreibtischfuß spürte, wusste er, dass er die Abbiegung zum Flur erreicht hatte, der Schreibtischstuhl fehlte. Adam kroch vorsichtig voran, bis die Schatten durchlässiger wurden und er den Umriss seiner Hand auf dem Fußboden erkennen konnte.
    Mit gezückter Waffe stand er auf und näherte sich dem schwachen Lichtschein, der aus der Schlafzimmertür fiel.
    Die Tür schwang auf, und ein weiblicher Geist glitt auf unheimliche Weise aus dem Raum.
    Adam schoss ihm in den Kopf und beförderte seinen Körper mit dem Fuß zurück in den Raum, wo die Schatten transparenter waren, weil Talias Einfluss nachließ. Die Geisterfrau krachte gegen eine Ecke am Fußende des Bettes und sackte auf dem Boden zusammen, um zu regenerieren, während sie die Luft verpestete.
    »Hallo, Adam.«
    In

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