Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande

Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande

Titel: Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kellison
Vom Netzwerk:
all das war freiwillig geschehen.
    Das hatte der Junge allerdings nicht gemeint, so, wie er mit angehaltenem Atem auf Adams Antwort wartete. Der Junge meinte es wörtlich und fragte nicht ohne Hoffnung. Als wenn er es einfach so mit einer Fee treiben könnte. Armer Junge.
    Vielleicht hatte Abigail wieder etwas von dem Fenster geplappert.
    Die Erinnerung erregte Adam. Die Art, wie er in Talia eingedrungen war, während sie über der Stadt geschwebt hatten, ihre unglaublich seidige, vollkommene Haut unter seinen Händen. Wie sie ihn mit ihrer Lust überwältigt und mit ihren Schatten den Raum erfüllt hatte. Er hatte den Glanz ihrer Schönheit nicht mit seinen normalen Sinnen wahrgenommen, sondern mit etwas, das tiefer in ihm war. Vielleicht mit seiner Seele, wenn er noch eine besaß. Er dachte an die Pillen in seiner Tasche, die Tatsache, dass er sein Leben gab, damit ihres in Sicherheit war, damit diese seltsame Schönheit unversehrt blieb.
    »Ja«, erwiderte Adam. Er war ihr Mann. In jeder Beziehung.
    »Ach.« Der Junge stieß einen tiefen Seufzer aus. »Okay, na dann.«
    Adam ließ den Jungen mit seinen zerstörten Träumen zurück und lief die Treppe hinauf.
    Von dem schmalen Flur am Treppenabsatz gingen auf beiden Seiten Türen ab, aber Adam war sicher, dass jene mit dem handgeschriebenen Schild BITTE NICHT STÖREN!!! Talias war. Die drei Ausrufezeichen sahen nach Zoe aus.
    Leise schlüpfte er hinein, schloss die Tür hinter sich, drehte sich um und blieb vor Schreck wie angewurzelt stehen.
    Er fand sich der Szenerie aus dem Bild Die Schlafende Schöne gegenüber. Wie Abigail musste der Künstler ein Hellseher gewesen sein, allerdings mit dem Talent gesegnet, seine Vision auf eine Leinwand zu bannen.
    Talia lag auf einem altmodischen Diwan. Sie trug einen schwarzen Satinmorgenrock, der sich am Oberschenkel teilte und bis zur Hüfte hinauf ein langes, schlankes Bein freigab. Ihr weißgoldenes Haar fiel in dicken glänzenden Locken über das rote Samtkissen, auf dem ihr Kopf ruhte. Ein friedlicher Gesichtsausdruck, die Lippen leicht geöffnet.
    Talia. Die schlafende Schöne.
    Damit die Szene völlig dem Bild entsprach, müsste der Morgenrock ganz aufklaffen und ihren Körper vollkommen entblößen. Ihre Augen müssten geöffnet sein, aber noch schläfrig wirken. Und sie müsste ihn sehnsuchtsvoll ansehen.
    Natürlich müsste er sie küssen, um die Fantasie wahr werden zu lassen. Sie wie die Prinzessin in einem Märchen wecken.
    Aber das konnte Adam nicht. Er hatte keine Zeit für Fantasien und Träumereien. Alle für immer und ewig Glücklichen der Welt waren am Ende.
    Lautlos ging er durch den Raum zu einem Beistelltisch, holte den USB-Stick aus der Tasche und legte ihn auf ein Papier. Er stand über den Zettel gebeugt, hatte aber keine Ahnung, was er schreiben sollte. Es gab keine Worte, die seine Gefühle ausdrückten. Alles, was ihm einfiel, erschien ihm zu kurz oder zu einfach oder zu abgenutzt, um den Knoten in seiner Brust zu beschreiben.
    Für Talia – Das ist alles, was ich besitze. Adam
    Das war Mist, musste aber reichen.
    Er richtete sich auf, ließ noch ein letztes Mal den Blick zu ihr gleiten und holte tief Luft, um den Augenblick in sich aufzunehmen. Um ihn dorthin mitzunehmen, wo er hinging.
    Ihre Lider flackerten, und sie schlug die Augen auf, verschlafen und sinnlich.
    Adam erstarrte und blieb wie angewurzelt stehen.
    Er blickte in ihre Augen, als sie langsam zu sich kam. Ihre Umgebung wahrnahm, ihn wahrnahm. Und als zugleich ihr Verlangen erwachte. Verlangen war das Letzte, was er jetzt gebrauchen konnte, aber das Einzige, was er wollte.
    Lust flammte in seinem erschöpften Körper auf; der Raum schwankte leicht vor seinen Augen.
    Sie ließ einen Finger zu dem Knoten an ihrer Taille gleiten und löste das Satinband. Der Mantel teilte sich, und der Anblick glich nun vollkommen dem Gemälde.



18
    Der Schleier des Schlafes lichtete sich langsam, und Talias Blick wurde klarer. Aber der Traum verging nicht.
    Adam war zurück.
    Sein Kinn von einem grauen Schatten aus Bartstoppeln überzogen. Vollkommen erschöpft, seine Lider schwer, sein Blick wachsam und besorgt. Die Last des Krieges erdrückte ihn.
    Aber er war zurück.
    Nur: Wie brachte sie ihn dazu zu bleiben?
    Talia führte eine Hand zu ihrem Morgenrock und löste den Gürtel. Die eine Seite des Mantels glitt dank der Schwerkraft allein von ihrem Körper; die andere schob sie zur Seite. Ihr träges Herz begann stürmisch zu schlagen, ihre

Weitere Kostenlose Bücher