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Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande

Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande

Titel: Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kellison
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nehmen die Treppe«, erklärte er.
    Gestern Patty, heute Custo. Adams Verluste häuften sich. Die Anspannung war ihm deutlich anzusehen – er hatte jedes Recht zusammenzuklappen. Eigentlich hätte er schon längst zusammenbrechen müssen.
    Die Gefühle schnürten Talia das Herz ein. Sie musste noch etwas sagen, ihn wissen lassen, dass er nicht allein war.
    »Adam, ich … «
    »Nicht jetzt.« Er hielt ihre Hand so fest, dass es wehtat; der Rest seines Körpers war ganz ruhig.
    Sie schluckte die übrigen Worte hinunter.
    Nicht jetzt . Sie verstand. Solange Custos Blut an seinen Händen klebte, konnte er keinen Trost ertragen.
    »Die Treppe«, wiederholte sie.
    Er schien sich etwas zu entspannen, nickte knapp und kroch vorweg durch die Küche. Am Fahrstuhl vorbei manövrierte er sie zu einer nicht weiter gekennzeichneten Tür daneben. Zischend öffnete sie sich und führte in ein Treppenhaus.
    Auf der anderen Seite stand ein Soldat, der mit erhobener Waffe an die Wand des Treppenhauses zurückwich.
    Adam drehte sich um und stieß den Mann mit dem Fuß Hals über Kopf die Treppenstufen hinunter. Sie stiegen über seinen Körper hinweg und eilten nach unten, um den übrigen Soldaten in dem Loft zu entkommen. Talia versuchte, Schritte auszumachen, aber es folgte ihnen niemand. Vermutlich mussten sie sich erst um ein paar andere Dinge kümmern, nachdem Spencer tot war. Sie liefen einige Minuten ruhig, dann panisch die Stufen hinunter und verließen das Gebäude durch den Hinterausgang. Talia versuchte, ihr Keuchen zu unterdrücken.
    Adam umklammerte fest ihre Hand, hielt sie dicht bei sich und hielt aufmerksam nach einem Hinweis auf mögliche Verfolger Ausschau. Er war zu still, zu ruhig, der Sturm in ihm schien völlig verstummt. Er war ganz eiserne Entschlossenheit. All seiner Mittel und jeglicher Vertrauensperson beraubt, versuchte er dennoch, die Welt mit seinen bloßen, blutverschmierten Händen zusammenzuhalten. Adam Thorne war der stärkste – nein, der beste Mann, der ihr je begegnet war. Sie verstand, wieso Custo sein Leben für ihn geopfert hatte, sie würde genau dasselbe tun. Adam konnte alles von ihr verlangen. Ihren Atem, ihren Körper. Ihr Herz besaß er bereits.
    Am Ende einer kleinen verlassenen Gasse wartete ein Wagen. Am Steuer saß Zoe. Offenbar war Abigail wieder an der Arbeit gewesen. Als sie gerade losfuhren, schrie ein Cop Halt! , aber Zoe zuckte nicht einmal mit der Wimper. Offenbar wusste sie, dass er ihnen nicht folgte. Unsinnigerweise bog sie in die entgegengesetzte Richtung ab, fuhr am nächsten Block aber wieder in Richtung Klub.
    Nachdem sie dort eingetroffen waren, teilte Adam die illustre Ansammlung von Leuten mit einer Bewegung seines Arms. »Wo ist die Ärztin?«
    »Hier.« Amalia bahnte sich einen Weg durch die Menge.
    »Sie hört nicht auf zu zittern. Ihre Gesichtsfarbe ist nicht in Ordnung. Und ihre Haut ist feucht«, erklärte Adam.
    »Es geht mir gut«, widersprach Talia, aber ihre schwache, krächzende Stimme bewies das Gegenteil. Der erstickende Belag war kein bisschen weniger geworden.
    Adam drängte sie zurück in den kleinen dunklen Raum und setzte sie auf einen Stuhl. »Du siehst nicht gut aus.«
    »Du auch nicht«, erwiderte Talia.
    »Wann haben Sie das letzte Mal etwas gegessen?«, fragte Amalia, während sie eine Sauerstoffmaske über Talias Gesicht befestigte.
    Bei dieser Frage stutzte Talia. Und nach Adams verwirrtem Gesichtsausdruck zu urteilen, er auch. Essen hatte nicht oben auf ihrer Prioritätenliste gestanden.
    »Vielleicht vor vierundzwanzig Stunden«, gab Talia zu. Adam nickte widerwillig.
    »Und geschlafen?«, bohrte die Ärztin weiter.
    »Ich habe im Wagen geschlafen«, erklärte Talia. Sie deutete auf Adam. »Er schläft nie.«
    »Sie haben Giftgas eingeatmet. Ich hatte vor allem Ihnen Ruhe verordnet.« Sie blickte zu Adam. »Und Sie sehen furchtbar aus. Ist das Ihr Blut oder das von jemand anders?«
    Adam wirkte angespannt vor Kummer.
    »Von jemand anders«, antwortete Talia für ihn.
    »Ich kann etwas zu essen bestellen«, bot Zoe an und zog sich aus dem Tumult zurück.
    Adam drehte sich zu Talia um. Er hatte diesen zu ruhigen Ausdruck in den Augen; ihr Magen krampfte sich zusammen und ihre Seele schrie Nein! Nein! Nein!
    Er wandte den Blick in jenem Augenblick ab, als er dem ihren begegnete, und bestätigte damit ihren Verdacht. »Wenn du in Ordnung bist, muss ich ein paar Anrufe erledigen.«
    Anrufe. Klar .
    »Abigail hat gesagt, dass wir hierbleiben

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