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Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande

Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande

Titel: Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kellison
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gesehen.
    Eine weitere Gruppe – ältere Jugendliche, zwischen denen ein paar Studenten abhingen – traf sich auf dem Parkplatz vor einem alten Einkaufszentrum. Ihre Aufmerksamkeit galt einem jungen Mann, einem Weißen mit Rastalocken. Er hielt auf einer hohen Betonmauer Hof, die den Parkplatz von den angrenzenden Geschäften trennte.
    Adam versuchte es zunächst bei einem Jugendlichen von vielleicht fünfzehn Jahren. Er zeigte ihm Talias Bild.
    »Nee. Die kenn ich nicht.« Krachend ließ der Junge sein Skateboard auf den Boden fallen. Auf seinem T-Shirt hatten sich weiße Schweißränder gebildet.
    Adams dunkelgrünes Polohemd klebte feucht an seinem Rücken. Er hielt eine Zwanzigdollarnote hoch. »Weißt du, wo sie sich herumtreiben könnte?«
    »Bist du ihr alter Herr?« Der Junge taxierte ihn, er klang viel zu zynisch und zu reif für sein Alter.
    »Ihr Bruder«, korrigierte Adam. Die Beziehung zu seinem Bruder war die wichtigste in seinem Leben. Es tat ihm gut, sich bei jeder Gelegenheit daran zu erinnern.
    Der Junge schnappte sich den Zwanzigdollarschein. »Vielleicht hängt sie unter der Überführung zwischen Dobson und Granite Reef ab, aber ich glaube nicht, dass sie jetzt da ist. Es wird dunkel.«
    »Oi!«, schrie der Mann mit den Rastalocken von der Mauer.
    Adam ignorierte ihn und wandte sich an die Gruppe. »Ich will nur meine Schwester nach Hause holen. Damit sie die nötige Hilfe erhält. Ich würde jeden Preis bezahlen, um sie wiederzufinden.«
    Der Junge blickte abwartend zu Rastalocke.
    »Weißt du, was das heißt?« Adam ließ nicht locker. »Das ist so viel, dass jeder von euch ein bequemes Leben führen könnte.«
    Kommt schon, raus mit der Sprache.
    Die Gruppe zögerte, noch waren sie nicht wirklich interessiert. Selbst in Adams eigenen Ohren hörte sich sein Versprechen, einen großen Geldbetrag zu zahlen, unglaubwürdig an, dabei hatte er jedes Wort ernst gemeint. Wer immer ihm half, Talia O’Brien zu finden, hatte ausgesorgt. Allem Anschein nach hatten diese Jungs hier nichts zu verlieren.
    Rastalocke sprang von der Mauer und schlenderte auf Adam zu. Dreckige Jeans. Schwarzes Schlabber-T-Shirt. Flip-Flops. Um das dünne Handgelenk trug er eine geflochtene Kordel aus Hanf.
    Er blickte auf das Bild. »Ja, die kenne ich.«
    »Wo ist sie? Ich brauche genaue Angaben.« Adam wollte hier nicht seine Zeit verschwenden. Vielleicht verstand die Polizei mehr vom universitären Untergrundleben. Von Rumtreibern. Von verlassenen Gebäuden.
    Rastalocke blickte zu den Bäumen hinüber, hinter denen jetzt die Sonne unterging, und runzelte die Stirn. »Komm morgen wieder. Nach Sonnenuntergang wagen sich die Tierchen raus. Ich muss meine Leute reinbringen.«
    Adam horchte auf. »Die Tierchen?«
    »Dämonen. Das Ende der Welt ist gekommen, Mann, aber keiner außer uns rafft das. Das Ende der Welt.« Er deutete auf den feuerroten Schein, der sich am Horizont ausbreitete. »Die Sonne geht hier schnell unter, und dann kommen die Tierchen raus. Hast du nie vom Süßen Trunk gehört?«
    »Nein.«
    »Das ist eine Band, Mann. In ihren Songs erzählen sie, wie es sein wird. Wie es abläuft. Das Ende der Welt. Das Ende des Todes. Es kommt mit dem Sonnenuntergang. Hör zu: Dämonen wandeln, Dämonen fressen. Rauben den Menschen, was sie brauchen. Hilf uns kämpfen. Brich den Fluch. Zuerst muss die Menschheit zerschmettern den Tod .«
    »Das verstehe ich nicht«, erwiderte Adam, aber der Text trieb ihm einen Schauder über den erhitzten Rücken und erinnerte ihn irgendwie an Jacob.
    Rastalocke hielt den Kopf schief. »Dann musst du das Geld wohl geerbt haben, denn ich habe es so deutlich wie möglich formuliert, und du verstehst es trotzdem nicht. Die Sonne geht unter. Wenn deine Schwester nur halbwegs bei Verstand ist, sucht sie irgendwo Schutz. Ansonsten wird sie von den Dämonen gefressen.«
    »Wo könnte das sein?« Adam zückte eine Hundertdollarnote und hielt sie hoch.
    Rastalocke verzog missbilligend das Gesicht und winkte ab. »Das ist das Ende der Welt, Mann. Was soll ich denn mit dem Lappen da? Oder irgendeiner von uns?«
    »Es bringt euch von der Straße.« Sag mir einfach, wo.
    »Ich kann mich selbst von der Straße bringen. Ich bin freiwillig hier. Ich bin hier , weil das hier echt ist. Du und dein schickes Hemd, ihr seid Mist, Mann. Du lebst in der Dunkelheit; du weißt es nur nicht.«
    Am liebsten wäre Adam dem Punk an die Gurgel gegangen, aber er behielt die Kontrolle über sich und sagte mit

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