Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande
schwer zu verstehen sein.
Adam musste nachdenken – sich neu sortieren. Es musste einen Ausweg geben, den Spencer übersehen hatte. Spencer war gut, aber nicht einfallsreich. Zu selbstsicher. Es gab sicher etwas, das ihm entgangen war. Die Kanäle vielleicht, oder …
Der Boden unter Adams Füßen vibrierte. Die Erschütterung übertrug sich auf seinen Körper. Er erschrak, denn er wusste, woher das kam: Eine Maschine, die als Sicherheitsmaßnahme diente, wurde abgeschaltet.
Aus der Ferne hallte ein Schrei durch Segue.
Er kam von unten. Aus der Hölle.
Von Jacob.
t
Der Boden vibrierte. Talia sah, wie Adams Gesichtszüge erstarrten und er aschfahl wurde. Sie wusste, was das bedeutete. Das dort draußen waren Monster, und ein äußerst motiviertes Exemplar befand sich hier drinnen. Jacob.
Adam wirkte konzentriert, als würde sich in seinem Kopf ein Gedanke formen. Er drehte sich abrupt um und gab den Code zu seinem Büro ein. Custo folgte ihm, wobei er Talia hinter sich herzerrte. Er stellte einen Stuhl in die Tür, damit sie nicht zufiel, blockierte aber den Eingang für die anderen, die sich vor dem Büro versammelten. Adam ließ das Gewehr auf das kleine Ledersofa zu seiner Rechten fallen und hackte wie verrückt auf seine Computertastatur.
Talia blickte auf den Bildschirm rechts von Adams Schreibtisch. Wie makabre Marionetten hingen die Sicherheitsbeamten in Jacobs Zelle, die sie einst bewacht hatten. Adam wechselte augenblicklich das Bild, das nun einen langen, leeren Flur zeigte. Über seine Schulter hinweg sah er Talia besorgt an.
Doch das war nicht nötig. Talias Angst war immer noch fest in einer Art Knoten ganz hinten in ihrem Kopf eingeschlossen. Es machte ihr nichts mehr aus. Dafür hatte Patty gesorgt.
Adam wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Computerbildschirm zu. »Das Alarmsystem ist weiterhin aktiv. Deshalb sind die Aufzüge blockiert.«
Er trat zu einem hohen Schrank auf der anderen Seite des Raumes, riss ihn auf und wühlte in langen Papierrollen. Dann wählte er eine aus, zog das Gummiband ab und wickelte sie auf.
Mit einer schwungvollen Armbewegung fegte er Akten, Papiere, einen Laptop und allerlei Krimskrams von der angrenzenden Arbeitsplatte auf den Boden und breitete stattdessen das Papier dort aus. Auf dem weißen Bogen war mit feinen blauen Linien ein detaillierter Plan des Gebäudes dargestellt, Raumaufteilung und Flure waren Talia allerdings nicht vertraut.
»Das ist ein Bauplan des Hotels, nicht von Segue. Spencer und das IBÜ waren anfangs nicht in die Renovierung des Gebäudes involviert. Deshalb hoffe ich, dass wir denen entwischen können und es zur Garage schaffen. Es wird zwar etwas eng für uns alle werden, aber dort stehen noch drei Wagen. Die Zugangsstraße dürfte frei sein.«
Adam folgte mit dem Finger einer Reihe von Linien. »Es gibt einen Gott.«
Anscheinend befand sich in dem grünen Salon ein alter Dienstbotengang, der hinter einer Trockenbauwand verborgen war. Durch ihn konnte man auf die Westseite des Gebäudes gelangen. Von dort würden sie die Terrasse überqueren, auf das Dach der Garage klettern, durch eine Lüftungsklappe steigen und sich wie Zirkusclowns in Adams Fahrzeugen stapeln, um sich rasch davonzumachen.
Lächerlich. Ihr, Talias, Plan war besser.
»Ein Tauschgeschäft ist keine Lösung«, sagte Adam, als hätte er ihre Gedanken gelesen. Er saß wieder an seinem Computer und konzentrierte sich auf eine Reihe von Dateien, aus denen er einzelne auswählte und kopierte.
»Es gibt keinen anderen Weg«, beharrte Talia. »Ganz bestimmt denken die anderen genauso. Nur du nicht. Es muss niemand anders sterben.«
Aus dem Flur schrie Armand: »Gib sie doch den Geistern, wenn die so scharf auf sie sind. Ein Leben gegen zwölf.«
Talia sah, wie Adam Custo einen scharfen Blick zuwarf.
Custo wandte sich zu der Menge am Eingang um. »Ziehen wir uns zurück und lassen den Mann nachdenken. Wir schicken niemanden zu den Geistern.«
Mit ausgebreiteten Armen und dem Gewehr quer vor der Brust trieb Custo Gillian und die anderen den Gang hinunter auf das Treppenhaus zu.
Sobald sie aus seinem Blickfeld verschwunden waren, sagte Adam: »Davon, dass du dich marterst, kommt Pat nicht zurück. Das Kollektiv ist so sehr hinter dir her, dass die Geister sich sogar in die Öffentlichkeit wagen, obwohl sie dazu eigentlich noch nicht bereit sind.« Während die Dateien heruntergeladen wurden, bewegte sich ein Balken langsam über den Bildschirm. »Sie sind noch
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