Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande

Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande

Titel: Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kellison
Vom Netzwerk:
wie ihre »Schwester«. Dazu fehlte ihm die Geduld. Er musste Talia holen und in Sicherheit bringen.
    »Ach, nehmen Sie sich schon einen Keks, und setzen Sie sich. Hier sind Sie in Sicherheit.«
    Adam zögerte und nahm dann am Fußende des Bettes Platz. Er zwang sich, höflich und beherrscht zu sprechen. »Danke für Ihre Hilfe und für die medizinische Versorgung meiner … « Ja, was war Talia überhaupt für ihn? Angestellte? Geliebte? »… Freundin. Wenn Sie wussten, wo Sie mich finden, wissen Sie ja vielleicht auch, welche Umstände uns hergebracht haben. Ich würde es deshalb sehr schätzen, wenn Sie oder Ihre Schwester etwas entgegenkommender mit Ihren Antworten wären.«
    Missbilligend presste Abigail die Lippen zusammen. »Das Leben ist kurz. Sie sollten versuchen, etwas mehr Spaß zu haben.«
    Adam lachte bitter. »Das ist momentan nicht möglich.«
    »Dann entspannen Sie sich wenigstens. Ich konnte Sie in dem Tunnel sehen, weil ich die Gabe habe, Ereignisse vorherzusehen. Mein Auge wird jetzt bereits seit einer Weile zu Ihnen hingezogen.« Sie zog einen Mundwinkel nach oben. »Übrigens, das war gute Arbeit vorhin. So vor dem Fenster. Sehr nett.« Sie wedelte sich mit der Hand etwas Luft zu.
    Adam runzelte die Stirn, seine Laune verfinsterte sich, aber die Frau fuhr fort. »Gönnen Sie mir doch das bisschen Spaß – ich bin einunddreißig Jahre alt, aber was mein Auge mir gezeigt hat, hat mich zu einer alten Frau gemacht.«
    Adam schluckte schwer. »Können Sie in die Zukunft sehen?«
    »In viele verschiedene.«
    »Viele?«
    »So viele, wie es Möglichkeiten gibt.«
    »Bezwinge ich in irgendeiner Zukunft den Todessammler?«
    »Nein.«
    Eine Welle der Hilflosigkeit schwappte über ihn hinweg. Dann war alles umsonst. Am Ende würde das Kollektiv siegen. Er bekam keine Luft. Ein verheerendes Brüllen erfüllte seinen Kopf, und Adam stützte sich mit den Händen auf den Knien ab.
    Abigail schnalzte mit der Zunge. »Sehen Sie sich nur an. Sie sind arrogant. Selbstgefällig. Sie haben sich selbst zum Helden erkoren. Glauben Sie wirklich, in diesem Krieg ginge es um Sie?«
    Adams Kopf fuhr hoch.
    »Na, jetzt hören Sie mir endlich zu. Der Dämon stirbt nicht durch Ihre Hände. Ich sehe nur ein Ende für Sie, dasselbe Ende, dem sich jeder auf dieser Welt stellen muss.«
    Den Tod. Er brauchte einen Augenblick voller Verzweiflung, um die Nachricht zu verarbeiten, aber tief in seinem Inneren hatte er immer gewusst, dass er diesen Krieg nicht überleben würde. Er dachte an Talia, die Tochter des Todes, und der Schmerz ließ nach. Wenn der Tod nur annähernd war wie sie, konnte das Ende nicht so schlecht sein. Bei der Erinnerung daran, wie ihre weichen Schatten über ihm schwebten, wurde ihm warm. Das war alles andere als schlecht.
    Aber was geschah mit dem Rest der Welt? Was war mit dem Geisterkrieg? »Wird irgendjemand anders den Dämon bezwingen?«
    »Vielleicht.«
    »Wer?« Aber er kannte die Antwort bereits.
    Als Abigail lächelte, bildeten sich um ihre Augen Lachfältchen. »Klatschen Sie, wenn Sie an Todesboten glauben.«
    Der Schattenmann . »Dann muss Talias Stimme heilen, damit sie den Tod rufen kann.«
    »Um das klarzustellen«, erwiderte Abigail. »Meine Gabe versetzt mich nicht in die Lage, eine Todesfee zu sehen. Und auch nicht denjenigen, von dem Sie als Schattenmann sprechen…«
    Adam hielt die Luft an, als er begriff, wie genau Abigail Bescheid wusste. Jemand kannte die ganze Zeit bereits die Lösung seiner Rätsel.
    »… noch die Frau da unten. Das Leben der Todesfeen gehört ihnen nicht, ihr Schicksal ist vorherbestimmt. Ihre Existenz wird von der Aufgabe geprägt, für die sie geboren werden. Deshalb ist es mir nicht möglich, ihre Wege vorherzusehen. Mit meiner Gabe kann ich sie erst in der Welt der Sterblichen verfolgen. Sie und mich und Zoe und den armen Mann, dessen Körper dem Dämon als Wirt dient. Den Dämon selbst kann ich nicht sehen.«
    Adams Herz setzte aus. Er beugte sich vor, die Ellbogen auf die Knie gestützt. »Was meinen Sie mit ›der arme Mann, dessen Körper dem Dämon als Wirt dient‹?«
    »Ein Dämon besitzt nur so viel Kraft, wie ein Sterblicher ihm verleiht. Diese arme Seele hat dem Dämon seinen freien Willen im Tausch für … «
    »Macht gegeben«, beendete Adam.
    Schmollend verzog Abigail den Mund. »Nein. Macht ist Ihre Schwäche. Sie behalten gern die Kontrolle, sind gern derjenige, der die Entscheidungen trifft. Der Mann, der den Dämon in sich aufgenommen hat,

Weitere Kostenlose Bücher