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Zwielichtlande

Zwielichtlande

Titel: Zwielichtlande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Kellison
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sagte er: In meinem Körper ist der Wolf sterblich, genau wie ich. Adam hat sechs Waffen vorbereiten lassen, und du hast drei Schwerter, unter denen du wählen kannst. Tötet ihn, sobald er mich eingenommen hat.
    Du gibst ihm deine Seele.
    Custo hatte sein Leben für Adam gegeben. Es fiel ihm leicht, etwas so Unbedeutendes wie seine Seele für Annabella zu opfern. Und er musste den Wolf nur so lange in seinem Körper unter Kontrolle behalten, bis Adam oder Luca oder vielleicht sogar der Tod getan hatten, was getan werden musste. Bis sie ihn umgebracht hatten – ein Schuss in den Kopf sollte ausreichen – und damit zugleich den Wolf getötet hatten. Es gab einen Weg.
    Die Entscheidung war gefallen, himmlischer Frieden überkam Custo. Er küsste Annabella auf den Kopf und zog sie dann zu Adam, damit sie sicher war.
    Doch sie wehrte sich. »Was tust du?«, schrie sie.
    Der Wolf knurrte, zog die Lefzen hoch und bleckte die Reißzähne. »Annabe…«
    »Vergiss sie«, unterbrach ihn Custo über seine Schulter hinweg. »Ich habe sie schon gehabt. Such dir eine treuere Partnerin.«
    »Mir wird übel«, sagte Annabella, als Custo sie in Adams Hände gab und sich dem Biest näherte.
    »Ich will ihre Macht«, antwortete der Wolf.
    Custo zuckte mit den Schultern. »Lass sie los, und du bekommst mich und meine Macht.«

21
    Annabella wand sich und entriss ihren Arm Adams festem Griff. Sie bemerkte, wie Adam und Luca sich ansahen. Anscheinend hatten sie etwas vor. Da es niemand für nötig hielt, sie einzuweihen, handelte es sich vermutlich um einen äußerst schlechten Plan. Sie hatte es nicht genau vernommen, doch Custo hatte dem Wolf etwas Kryptisches angeboten, was der Wolf nun überdachte.
    Was immer es war, die Antwort lautete: »Nein!«
    Custo drehte sich zu ihr um. »Vertrau mir, Baby, es ist richtig so.«
    »Behandele mich nicht wie ein ›Baby‹!«, kreischte Annabella. Sie war kein Kind. »Steh mir zur Seite. Kämpfe mit mir.«
    Sie würde es nicht aushalten, wenn er ihr nicht zur Seite stand, und konnte kaum glauben, dass er hier jetzt diese Machonummer abzog. Obwohl … doch. Dieses sture Verhalten passte zu ihm.
    »Klar, man wird versuchen, dich aufzuhalten«, murmelte Custo dem Wolf zu. »Aber wenn du es erst geschafft hast zu entkommen, heilt mein Körper von allein.«
    »Du willst mir sagen, dass ich einen Engel besitzen könnte?« Der Wolf zeigte ein breites böses Grinsen.
    Annabellas Herz setzte aus. Sie hätte wissen müssen, dass Custo etwas so Dummes, Unmögliches, Hinreißendes versuchen würde. Er opferte sich für sie.
    Aber was dann? Dann lief immer noch ein machthungriger, verrückter Wolf frei herum, nur in einem unglaublich schönen Körper. Und soweit sie wusste, verfügten sie über keine Möglichkeit, Custo anschließend wiederherzustellen, es sei denn, die Engel und ihr Orden verfügten über eine besondere Macht, die sie ihr verschwiegen.
    Sie nahm eine Bewegung wahr. Adam schnippte mit den Fingern. Ein Zeichen. Aber für wen? Wozu?
    Annabella ließ den Blick über das Gelände gleiten und entdeckte einen schwarzen Gewehrlauf auf einem weißen Stein. Ein Stück daneben tauchte eine weitere Waffe auf, die sorgfältig auf den Wolf und Custo gerichtet war. Ein dritter Soldat klopfte die Reste eines Geistes von der Wand und bezog ebenfalls Posten.
    Sie sollten besser aufpassen, wohin sie schossen, denn selbst wenn Custo übernatürlich schnell heilte, konnte er immer noch …
    Oh. Gott. Nein.
    Jetzt begriff sie – und ganz wie vermutet, handelte es sich um einen dummen und schrecklichen Plan, mit dem sie überhaupt nicht einverstanden war: Der Wolf bekam Custo, einen Engel, und das bedeutete ein deutlich besseres Angebot als ihr vergleichsweise schwacher Körper. Für diese perfekte Gestalt nahm der Wolf das Risiko mit den Waffen in Kauf, und Adam würde beim Versuch, das Monster zu töten, seinen Freund kaltblütig erschießen. Ein Glücksspiel für beide Seiten.
    Okay. Jetzt war sie wütend.
    Annabella wirbelte zu dem Wolf und zu Custo herum, aber es sah aus, als wären sich die beiden bereits einig.
    Der Wolf streckte seine Hand mit gespreizten Fingern in ihre Richtung. Die Marionettenfäden, die unablässig an ihren Gliedern und ihrem Geist gezerrt hatten, fielen von ihr ab. Es war, als hätte sie die Schatten schlichtweg ausgeatmet, aber sie fühlte sich rau und wund und schwerer als je zuvor.
    Sie ignorierte ihre Erschöpfung; noch war die Show nicht gelaufen.
    »Halt!«, schrie Annabella

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