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Zwielichtlande

Zwielichtlande

Titel: Zwielichtlande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Kellison
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sich erinnern, dann fuhr sie rotzfrech fort: »Ich glaube, ich habe mich erst auf die Nervennahrung konzentriert, irgendein köstliches Gericht mit überbackenem Käse, dessen Namen ich nicht kenne, aber meine Mutter würde sicher unheimlich gern das Rezept haben. Wenn Sie es mir vielleicht besorgen könnten … «
    Custo ergriff ihre Hand, damit sie den Mund hielt, aber sie fuhr fort, dem Tod Unverschämtheiten ins Gesicht zu sagen. »Und dann die Hähnchenpastete, mit den besten Erbsen, die ich je … «
    »Fest steht, dass sie das Essen des Wolfs gegessen hat«, schaltete sich Custo ein. »Es gibt Schlimmeres, oder?«
    »Sieh sie dir an. Sie ist an die Schatten gebunden. Als Mensch kann sie das nicht unendlich lange aushalten, selbst wenn sie mit der Gabe gesegnet ist, die Schatten zu nutzen. Irgendwann wird sie schwach, dann überwältigt sie der Wolf und nimmt sie in Besitz.«
    »Gibt es ein Heilmittel?«, fragte Annabella.
    »Er muss dich freilassen«, erklärte der Schattenmann, »aber ich wüsste nicht, wieso er das bei deiner Macht tun sollte. Ich denke, er wird dich entweder heilen« – sie hob das Kinn noch weiter – »oder deinen Körper sterben lassen und dich davon abhalten, ins Jenseits zu gelangen.«
    Ihr angespannter Kiefer und ihre schwarzen Augen verrieten Custo, dass sie jedes Atom ihres widerspenstigen Geistes nutzen würde, um dem Wolf ihre Unterwerfung zu vermiesen. Wenn sie gehen musste, würde sie nicht einfach so gehen.
    »Hast du die Macht, ihr zu helfen, ihn zu einer Zusammenarbeit zu zwingen? Kannst du ihn töten?«, bettelte Custo.
    »Der Jäger ist elementar, unsterblich. Ich kann ihn zurück in die Schatten schicken, aber Annabella muss ihm irgendwann folgen. Er ist aufgebrochen, um sie zu fangen, und genau das hat er getan. Es gibt kein ›Heilmittel‹ für eine Entscheidung. Selbst nicht für eine anscheinend so bedeutungslose.«
    Dann sollten sie lieber jetzt kämpfen, solange Annabella noch stark war. Und nicht weglaufen, um wieder und wieder gejagt zu werden, bis sie ein Ende herbeisehnten. Irgendein Ende.
    »Ich stehe auf gute Kämpfe«, erklärte Adam und trat neben Custo. Adam sah bereits ziemlich mitgenommen aus: Seine hübsche aristokratische Nase war geschwollen und seine Augen nahmen allmählich ein Veilchenblau an.
    Mit blutverkrustetem Gesicht kam Luca zu ihnen. In seinen Augen spiegelten sich die Verluste in den Reihen des Ordens. Ich stehe ebenfalls hinter dir.
    Segue und der Orden waren auf teuflische Weise zusammengekommen, aber so hatte dieser Albtraum zumindest etwas Gutes bewirkt.
    Annabella schüttelte den Kopf. »Das ist eine Sache zwischen dem Wolf und mir. Das war es von Anfang an. Ich kann die Schatten für mich nutzen, Magisches bewirken. Ich kann ihn verletzen.«
    Aber am Ende wird er dich überwältigen , fügte Custo im Stillen hinzu. Du bist nicht stark genug.
    Unter keinen Umständen konnte er ertragen, dass Annabella sich ihm allein unterwarf. Er wollte wenigstens an ihrer Seite sein, selbst wenn es ihn seine Seele kosten würde. Die war ohne Annabella ohnehin nicht viel wert. Sie würden kämpfen und gemeinsam für ihre Fehler bezahlen, mit Blut und Schmerz. Das war nichts Neues für ihn.
    Aber sie konnten nicht gewinnen.
    Als er das letzte Mal gestorben war, hatte er nichts zu verlieren gehabt. Dieses Mal jedoch alles.
    Einer musste gewinnen.
    Adam hatte Talia und ihre Babys. Custo konnte nicht zulassen, dass er ihnen half und so noch mehr Verlust und Elend über die Welt kam. Oder Luca, dessen Ende ebenso endgültig wäre wie Custos.
    Und der Schattenmann?
    »Ich habe dich hereingelegt«, sagte Custo, »und das tut mir leid. Kann ich irgendetwas tun, um es wiedergutzumachen, bevor er kommt?«
    »Ich kann dich nicht etwa zufällig jetzt in der Hölle eintauschen, oder?«
    Nein. »Abgesehen davon … «
    Der Blick des Schattenmanns glitt zu der Ruine des Turms. Zu dem Waffenlager, in dem nun weiße Steine herumlagen. Die Waffen mussten sorgfältig weggeschlossen werden, bis der Orden wieder aufgebaut war.
    »Ich brauche den Hammer«, sagte der Schattenmann.
    »Nimm ihn dir«, erwiderte Custo.
    Der Tod blähte die Nasenflügel. »Wenn ich ihn anfassen könnte, hätte ich das bereits getan. Ein Engel muss ihn mir geben.«
    Luca stieß Custo gegen den Arm. »Nein. Das ist verboten. Mach nicht noch einen Fehler.«
    »Wie kannst du es wagen?« Wenn Luca auf Adam gehört hätte, stünde der Turm noch. Und vielleicht brachte der Hammer Kathleen und den

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