Zwillinge der Finsternis
geht hier vor? Wo zum Henker kommt ihr her?«
Die Männer drangen in einen nach Fäulnis und Erde riechenden Raum vor, dicht gefolgt von den drei Detektiven. Die Strahlen der Taschenlampen schnitten wie Schwerter durch die Dunkelheit und entrissen ihr einige Einzelheiten. Einen großen Metallschrank, zwei Truhen, zwei Stühle, ein Tisch.
»Arthur! Hör zu!« Diffleton.
»Nein! Einen Teufel werde ich tun!«
»Es ist zwecklos! Sieh dich um! Du bist in –«
»Da!«, entfuhr es Peter auf einmal, und er wankte einen Schritt zurück. Der Strahl seiner Taschenlampe stand bebend in der modrigen Luft und deutete in eine Ecke. Und dort saß in sich zusammengesunken – ein menschliches Skelett!
»Urgroßvater!« Jeremy Witherspoon taumelte. »Also ist es wahr!«
»Oh Gott!«
»Was?«, bellte Sinclair.
»Wer?«
»W! Witherspoon!« Justus schaltete sofort.
Diffleton drehte sich zu ihm um. »Evenezer Witherspoon, unser Urgroßvater.«
Erst jetzt erkannten die drei ???, dass Diffleton ganz anders aussah als damals auf dem Schrottplatz. Kein Bart, keine Brille, kein Hut.
»Barnaby Witherspoon?«, fragte Bob.
»Seid ihr völlig durchgeknallt?«, begann da Sinclair zu toben. »Was soll das alles hier? Und was faselt ihr da von wegen Urgroßvater zusammen?«
»Mr Sinclair«, ergriff Peastone das Wort, »wenn ich Ihnen das erklären darf, dann –«
»Nichts dürfen Sie!«, brüllte Sinclair. »Machen Sie, dass Sie hier rauskommen! Alle! Sofort. Und ich werde unverzüglich die Polizei verständigen!«
»Tu das nur, Arthur!«, schleuderte ihm da Barnaby entgegen. »Dann sehen noch mehr Menschen, was hier los ist! Das da«, er zeigte auf das Skelett, »ist unser Urgroßvater! Lebendig begraben von deinem Urgroßvater am 15. September 1912. So, wie es an der Tür steht!« Er wies auf die Tür, ohne hinzusehen. »Über der Vergangenheit deiner Familie hängt ein dunkler Schatten, Arthur, und es ist Zeit, dass die Öffentlichkeit davon erfährt!«
»Was redest du da für einen ausgemachten Schwachsinn, Jerry?«, schnauzte Sinclair den jüngeren der beiden Witherspoons an.
»Das, mein lieber Arthur«, gab nun Jeremy ebenso arrogant zurück, »ist alles andere als Schwachsinn. Endlich werden die wahren Machenschaften des Sinclair-Clans aufgedeckt. Endlich wird die Welt erfahren, dass das Ansehen und der Reichtum dieser altehrwürdigen Familie«, Jeremy Witherspoon spie das Wort altehrwürdig fast aus, »auf einem brutalen, hinterlistigen und eiskalten Mord beruhen!« Jeremy trat einen weiteren Schritt auf Sinclair zu und hob drohend den Zeigefinger. »Noch ist es nicht zu spät, Arthur! Zeige dich kooperativ, hilf mit, die Schmach deiner Vorfahren aufzuklären, und wasche das Blut von deinen Händen! Vielleicht sieht man deine Familie in Zukunft mit anderen Augen, vielleicht wird man mit den Fingern auf dich zeigen, vielleicht dich auch hier und da verachten, aber dafür kannst du das Gewissen deiner Familie reinwaschen, wenn du dich jetzt richtig verhältst und mit uns zusammenarbeitest!«
Sinclair starrte ihm kalten Blickes in die Augen. »Jetzt«, sagte er gefährlich leise, »verstehe ich allmählich.« Er lächelte böse. »Und das könnt ihr zwei Nasen beweisen, hm? Mein Uropa hat euren um die Ecke gebracht? So war es doch, oder?«
»Du!«, wollte Barnaby auf ihn losgehen, aber sein Bruder hielt ihn zurück.
»Ja, können wir«, sagte er sachlich. »Was den Ablauf und das Motiv betrifft, so lässt sich beides aus einem Tagebuch unseres Urgroßvaters rekonstruieren, das wir vor ein paar Monaten zufällig auf dem Speicher entdeckt haben. Es ging um einen Großauftrag für Kriegsschiffe. Dein Urgroßvater wollte sich den unter den Nagel reißen, obwohl Evenezer laut Tagebuch schon die Zusage der Regierung erhalten hatte. Er lud ihn dann an jenem 15. September angeblich zu einer Weinprobe ein, von der Evenezer nie mehr zurückkam. Alle sagten damals, er hätte sich wegen einer drohenden Pleite aus dem Staub gemacht und seine Familie im Stich gelassen. Aber was tatsächlich passierte, wissen wir ja jetzt. Und was die Identität dieses Skeletts angeht, so dürfte ein DNA-Test sicheren Aufschluss geben. Denn die Ähnlichkeit mit der DNA unserer Großmutter – Evenezers Tochter –, die in San Francisco lebt, wird in jedem Fall so groß sein, dass Experten die direkte Abstammung zweifelsfrei feststellen werden! Oma Mable ist zwar schon fast hundert, aber doch noch so rüstig und klar im Kopf, dass sie sich für diesen
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