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Zwischen Ehre und Verlangen

Zwischen Ehre und Verlangen

Titel: Zwischen Ehre und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Allen
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Reiseziel?”
    “Nein”, antwortete Amanda. “Ich wohne in der Nähe von Holt.”
    “Ist es zu viel verlangt, Mrs. Brownsmith, Sie um Ihren richtigen Namen zu bitten?”, fragte Jared und sah sie belustigt an.
    “Ich bin Mrs. Amanda Clare und lebe in Upper Glaven Hall. Und wer sind Sie?”
    “Wenn ich das wüsste”, antwortete Jared seufzend. “Ich kann mich beim besten Willen nicht erinnern, wer ich bin.”
    “Wie bitte?” Entgeistert starrte sie ihn an.
    “Ich versichere Ihnen, dass ich Sie nicht belüge. Wahrscheinlich habe ich durch den Schlag auf den Kopf mein Gedächtnis verloren. Zum Glück hat mein Geist sich jedoch nicht verwirrt.”
    “Wann ist Ihnen aufgefallen, dass Sie Erinnerungslücken haben?”
    “Das habe ich in dem Moment gemerkt, als Sie im Bett so verstört von mir abgerückt sind. Ich konnte mich nicht entsinnen, wer Sie sind, und habe entsetzt festgestellt, dass mir auch mein Name entfallen ist. Wie peinlich, wenn ein Mann nicht mehr weiß, mit wem er die Nacht verbracht hat …”
    “Ach, lassen Sie das!”, fiel Amanda ihm unwirsch ins Wort. “Das ist jetzt wirklich nicht der richtige Augenblick, um die Sache ins Lächerliche zu ziehen! Was machen wir nun?”
    “Ich hoffe, dass ich, wenn ich mich gestärkt habe, konzentrierter denken kann”, erwiderte Jared seufzend.
    Jemand klopfte an die Tür, und auf Amandas Geheiß betrat Mrs. Clay mit einem jungen Mann den Raum.
    “Das ist Bill, unser Laufbursche”, stellte Barbara ihn vor. “Er wird Ihrem Gatten bei der Morgentoilette behilflich sein. Und Ihr Frühstück steht bereit, Mrs. Brownsmith.”
    “Danke”, sagte Amanda, verließ die Kammer und wurde im Parterre von einem Hausmädchen in das von der Morgensonne erhellte Privatzimmer gebracht. Sie setzte sich an den Tisch und widmete sich, da sie sehr hungrig war, eifrig dem Essen.
    Es dauerte nicht lange, bis jemand an die Tür klopfte und gleich darauf ihr Schicksalsgenosse im Raum erschien. Er war rasiert und machte in seiner eleganten Garderobe erneut einen stattlichen Eindruck. Den rechten Arm trug er jetzt in einer Schlinge, und außerdem hinkte er leicht, als er sich dem Tisch näherte.
    “Oh, haben Sie sich auch am Bein verletzt?” fragte Amanda besorgt.
    “Das Gelenk ist verstaucht”, antwortete er leichthin. “Gestatten Sie?”
    “Bitte!”, sagte sie freundlich und läutete mit der Tischglocke.
    Er nahm auf dem freien Stuhl Platz und erkundigte sich: “Haben Sie, abgesehen von den Prellungen im Gesicht, durch den Unfall noch andere Schäden erlitten?”
    “Nein”, äußerte sie ehrlich und wandte sich an die Wirtin, die soeben eintrat. “Das Frühstück war ausgezeichnet, Mrs. Clay”, fuhr sie lobend fort. “Bringen Sie meinem Mann bitte das Gleiche.”
    “Sehr wohl, Mrs. Brownsmith”, erwiderte Barbara, knickste leicht und zog sich zurück.
    “Ist Ihnen mittlerweile eingefallen, wer Sie sind?” fragte Amanda wissbegierig.
    “Nein”, gestand Jared bedrückt. “Aber ich habe über Ihre Lage nachgedacht, Mrs. Clare. Wenn Ihr Gatte erfährt, dass Sie mit einem Mann die Nacht im selben Bett verbracht haben, wird er gewiss nicht sehr erbaut sein. Vielleicht würde er in Anbetracht der Umstände, die zu dieser ungewöhnlichen Situation geführt haben, nachsichtig sein, wenn er wüsste, wer ich bin, und ich ihm mein Wort gäbe, dass nichts Ehrenrühriges geschehen ist. So jedoch sehe ich mich außer Stande, ihm meinen Namen zu nennen, und ein Duell ist vorläufig auch ausgeschlossen, weil ich den rechten Arm nicht benutzen kann.”
    Einen Augenblick lang zog Amanda in Betracht, einen wutschnaubenden Ehemann zu erfinden, hielt sich dann indes vor, das sei niederträchtig, denn schließlich hatte sie ihrem Gegenüber viel zu verdanken. “Mein Gatte hätte nie an meinem Wort gezweifelt”, sagte sie ehrlich, “ganz gleich, wie heikel die Lage gewesen wäre. Ich kann Ihnen versichern, dass er, wäre er jetzt hier, Ihnen dafür danken würde, dass Sie mich vor Schlimmerem bewahrt haben.”
    “Sie sprechen von ihm in der Vergangenheit”, bemerkte Jared erstaunt. “Lebt er nicht mehr?”
    “Nein”, antwortete Amanda. “Ich bin seit zwei Jahren verwitwet.”
    “Das tut mir leid”, murmelte Jared. “An wen aus Ihrer Familie soll ich mich dann wenden, um die gestrigen Ereignisse zu erklären und mein Bedauern darüber auszudrücken?”
    “An niemanden”, sagte Amanda ruhig. “Ich habe keine Eltern mehr, und auch keine Geschwister. Humphrey Clare,

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