Zwischen Ewig und Jetzt
zu, es kriecht und zieht die blutige rechte Hand hinter sich her. Dann hockt es sich hin wie ein abnormer, riesiger Frosch. Es sieht nicht her zu mir. Es fixiert Niki. Und es knurrt.
Niki steht nur so da. Regungslos. Mit herabhängenden Armen.
Und wo ist Felix? Ich kann Felix nirgendwo sehen.
Und plötzlich schießt das Wesen los. Springt auf Niki zu, ich schreie. Es umklammert Niki, der sich nur mit Mühe auf den Beinen halten kann. Es klettert an ihm hoch: Anders kann ich es nicht beschreiben. Obwohl Erik genauso groß ist wie Niki,
versucht es zu klettern
, und Niki bricht zusammen. Das Wesen ist sofort über ihm.
Mit halb geschlossenen Augen und ausgestreckten Armen gehe ich mitten durch das schemenhafte Auto meines Vaters hindurch. Es ist ein weiter Weg. Ich kann Niki und das Wesen sehen. Niki, wie er Erik abwirft. Erik, der liegen bleibt wie ein Sandsack und sich nicht rührt.
Niki steht auf, schwankend, und fast will ich erleichtert sein, als er: »Na also« sagt. Seine Stimme klingt dumpf vor unterdrückter Wut und Hass.
»Nein«, schreie ich, als plötzlich eine Gestalt hinter der Bar hervorstürzt und Niki mitreißt. Ein Aufplatschen, Wasser spritzt, schon ist es ruhig.
Ich renne zum Beckenrand, achte nicht weiter auf Erik, der als schwarze, zusammengekrümmte Gestalt dort liegt. Starre ins Wasser und kann Niki und Felix dort kämpfen sehen. Es ist Felix, der schließlich auftaucht und Niki unter Wasser drückt. Mit all seiner Kraft. Länger. Noch länger.
»Hör auf«, schreie ich. »Felix! Du bringst ihn noch um!«
»Bleib, wo du bist«, schreit Felix zurück.
Niki rudert mit den Armen. Luftblasen steigen auf, immer mehr. Irgendwann sieht das Wasser so aus, als würde es kochen. Und dann, schlagartig, hört es auf. Und Felix reißt Niki hoch, der schlaff in seinen Armen hängt. »Schnell, hilf mir«, keucht Felix, der Nikis Kopf über Wasser hält.
Ich zögere keine Sekunde, springe ins Becken. Gemeinsam, halb schwimmend, halb ziehend, bringen wir Niki zum Beckenrand. Ich halte ihn, bis Felix herausgeklettert ist. Er zieht ihn hoch, legt ihn auf den Boden. Als auch ich aus dem Becken bin, hat Felix ihn schon auf die Seite gedreht und klopft ihm auf dem Rücken herum.
Niki spuckt und hustet Wasser. Ich kann sein Gesicht nicht sehen, streiche ihm die nassen Haare weg. Er zittert.
Wir zittern alle.
»Ist es … ist es weg?«, frage ich Felix, der ebenfalls noch nach Atem schnappt.
Felix hebt den Kopf und blickt mich an. Auch ihm hängen die nassen Haare ins Gesicht, seine Wimpern bilden Sterne um seine grauen Augen. »Und wie. Wir haben das Scheißding ersäuft.«
Erik neben uns stöhnt, wacht aber nicht auf.
»Und jetzt?«, will ich wissen.
»Jetzt machen wir das, was sie in diesen Horrorfilmen merkwürdigerweise nie tun.« Felix richtet sich mühsam auf.
»Und das wäre?«
»Wir rufen einen Krankenwagen.«
Erik haben sie mitgenommen, Niki nur kurz untersucht und abgehorcht: Er kann bleiben. Wir sitzen in dieser fremden Küche und warten auf Anni. Felix trägt ein kariertes Sweatshirt und eine Anzughose von Erik, Niki einen grünen Pullunder ohne etwas drunter und ebenfalls eine Hose von Annis Bruder. Ich habe mir aus ihrem Kleiderschrank eine Bluse geborgt, die mir locker bis zum Oberschenkel reicht, dazu Pantalons und Ballerinas. Alle drei kommen wir uns verkleidet vor. Und fühlen uns in dem riesigen, leeren Haus mehr als unwohl.
Den Leuten vom Rettungswagen haben wir was von einem Unfall erzählt. Dass wir schwimmen waren, Erik sei betrunken in die Whiskyflaschen gefallen und danach zu uns in die Schwimmhalle gekommen. Warum Niki daraufhin eine Menge Wasser geschluckt hat, mussten wir Gott sei Dank nicht erklären.
»Wie seid ihr überhaupt auf die Idee mit dem Wasser gekommen?«, will ich wissen.
Felix sucht jetzt schon minutenlang in einem der Schränke nach Kaffee.
Niki hustet. Dann räuspert er sich. »Wir haben schon einmal einen erledigt.«
»Einen Geist? Ihr beide? Du meinst du und Felix?«
Er nickt, kann nicht weitersprechen vor Husten.
Felix hingegen betrachtet ratlos die Kaffeemaschine, die aussieht wie ein Roboter. Anstatt mir irgendetwas zu erklären, streckt er die Hand aus und drückt einen roten Knopf. Der Roboter erwacht zum Leben.
»Felix! Könntest du dich bitte auch mal äußern?«
»Einen Geist. Ja. Wir haben ihn fertiggemacht.« Felix holt eine Tasse und stellt sie unter den Ablauf. »Ihn vertrieben, da waren wir vier oder fünf. Im
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