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Zwischen Ewig und Jetzt

Zwischen Ewig und Jetzt

Titel: Zwischen Ewig und Jetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lucas
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von innen heraus dunkel leuchtet. Hinter den schwarzen Lippen erwarte ich, jederzeit spitze Wolfszähne zu sehen. Ich höre ein Geräusch, das eher nach einem Winseln klingt und das unmöglich von mir stammen kann, oder?
    Erik atmet keuchend. Mehr nicht.
    Ich beschließe, das Thema vorerst lieber nicht mehr anzuschneiden. »Vor der Schule …«, versuche ich den Faden wieder aufzunehmen, auch wenn mir alles andere als nach reden ist. Eigentlich ist mir danach, mich tief in den Sessel zu vergraben, die Augen zu schließen und mir einzureden, dies sei nur ein Albtraum.
    »Da hat sich alles geändert. Er hat ihn sofort gesehen, deinen Freund. Als hätte er ihn gesucht. Oder auf ihn gewartet. Ich bin … ich kann nicht …« Er verstummt.
    »Was kannst du nicht?«
    Er antwortet nicht direkt. »Ich brauche jemanden wie ihn«, sagt Erik oder das Wolfswesen, so genau ist das gerade nicht zu unterscheiden. Das Glühen unter Eriks Haut wird stärker, scheint zu pulsieren. Er stinkt. Nach Schweiß und etwas anderem, vielleicht gegorene Milch. Ich kann ihn riechen.
    »Du hast also vorgegeben, du wolltest Justin helfen«, murmele ich, als wenn ich zu mir selber sprechen würde. Als könnte ich das Wesen damit einschläfern. »Ihn hierherbestellt. Mich mit Annis Hilfe hierhergelockt. Aber in Wahrheit willst du nur an ihn herankommen. An Niki.« Inzwischen weiß ich selbst kaum mehr, mit wem genau ich spreche. Bleibt nur die Frage nach dem Warum. Die ich trotzdem stelle, obwohl ich vor Angst fast vergehe: »Warum?«
    Das Wesen schnellt nach vorne. Ich schreie, rolle mich zu einer Kugel zusammen, während sein Gesicht nur eine Handbreit über mir schwebt. Sein saurer Atem schlägt mir entgegen und lässt mich würgen. Der Tisch ist umgefallen, irgendwann habe ich auch mein Handy losgelassen. Ich starre direkt in Eriks Gesicht, hinter dem das Wolfswesen sitzt, sehe in die wie verrückt pulsierenden Augen. Eriks Mund ist nach vorne gestülpt, und ich weiß, dass ich Fangzähne sehen werde, sobald sich seine Lippen zurückziehen. Und dass ich dann ohne Ende schreien werde.
    »Willst du es hören, kleine Julia?«, fragt das Wesen und Speichel tropft auf mich herunter. »Willst du
mich
hören, so wie dein Freund mich hören kann? Wirklich mich, nicht die Stimme, die ich mir borge?« Er streckt seine krallenartig gekrümmten Finger aus, hält sie vor mein Gesicht.
    Nein, das will ich weiß Gott nicht.
    Fieberhaft versuche ich mir ins Gedächtnis zu rufen, was Tom über Besessenheit erzählt hat. Tote können Körper besetzen, vor allem, wenn sie Geister sind, aber es ist schwer. Es strengt sie an. Und sie können nicht wahllos jemanden besetzen: Er oder sie muss vorher Kontakt mit ihnen aufgenommen haben. Also erst gerufen werden. Oder um es mal mit einem Beispiel zu sagen: Als Anhalter müssen sie zumindest den Daumen rausstrecken. Und selbst dann muss man ihnen noch die Autotür aufhalten.
    Mit einem Mal weiß ich es. Ich weiß jetzt, was Niki mir verschwiegen hat. Was er gemeint hat.
Sie können nicht weg.
Nein, können sie nicht, zumindest nicht so leicht. Dafür brauchen sie ein Transportmittel. Einen Körper. Und am besten natürlich einen, der immer offen ist für sie. Weil er sie immer und ständig hören kann. Weil er
ständig
in Kontakt mit ihnen steht!
    Für Geister muss Niki so etwas wie ein Taxi sein: Sie müssen nicht warten, bis sie gerufen werden, sie rufen einfach selbst! Und Niki hört sie. Er hört sie immer …
    Das Wolfswesen kauert vor mir. Es legt den Kopf schief, beobachtet mich sorgfältig. Als wolle es meine Gedanken lesen. »Ich brauche ihn«, lallt es, und Speichel läuft ihm aus dem Mund.
    Ich bin so froh. Froh, dass ich Felix angerufen habe und nicht Niki. Uns kann er nichts tun, nun ja, wobei
nichts
vielleicht relativ ist, aber er kann sich wenigstens nicht für immer bei uns einnisten.
    So wie er es auch bei Erik nicht kann, der plötzlich schluckt, anfängt zu husten und »Lauf weg«, stöhnt.
    Lauf weg? Leichter gesagt, als getan. Dieses Wesen hockt höchstens einen halben Meter von mir entfernt und ich bin so starr vor Angst, dass ich kaum atmen kann.
    »Los … weg. Ich versuche … halte ihn …«
    Das braucht er mir nicht zweimal zu sagen. Mit einem Satz bin ich raus aus dem Sessel, beim Regal. Höre hinter mir ein Fauchen, schreie, als ich eine Hand an meinem Knöchel fühlte. Schlage lang hin und spüre zunächst einmal nichts, nur Entsetzen.
    Erik, das Wolfswesen ist über mir, und ich

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