Zwischen jetzt und immer
fastzufällig. Ein Herzschlag, ein Blinzeln – und schon ist sie da. Alles im Bruchteil einer einzigen, schmachtenden Sekunde.«
»Schmachtend?«, wiederholte meine Mutter und beugte sich etwas vor, um mich besser sehen zu können. »Wer schmachtet?«
»Macy und Wes«, antwortete Kristy.
»Stimmt gar nicht«, entgegnete ich empört.
Delia unternahm einen zweiten, etwas hilflosen Anlauf, Kristy zu bremsen: »Bittebittebitte sei so lieb, nicht jetzt.«
»Moment, Moment.« Caroline hob die Hände. »Worauf willst du eigentlich hinaus, Kristy?«
»Ja, bitte«, fügte meine Mutter hinzu, wobei sie jedoch mich ansah, nicht Kristy. Und eigentlich weniger sauer wirkte als vielmehr verwirrt. Durcheinander. Willkommen im Club, dachte ich. »Erklären Sie uns, was Sie meinen, Kristy.«
Bert konnte es sich natürlich nicht verkneifen, auch seinen Senf dazuzugeben: »Wenn das mal kein Hammer wird, nach der Einleitung!«
Kristy achtete gar nicht auf ihn, sondern strich sich eine Strähne hinters Ohr und legte los: »Wes will mit Macy zusammen sein. Und Macy, egal ob sie’s nun zugibt oder nicht, will mit Wes zusammen sein. Trotzdem sind sie nicht zusammen, was nicht nur ungerecht ist, sondern – sobald man auch nur einen Moment genauer drüber nachdenkt – geradezu tragödisch.«
»Das ist kein richtiges Wort«, wurde sie von Bert belehrt.
»Doch, ab jetzt schon«, konterte sie. »Wie willst du die Situation denn sonst beschreiben? Da gibt es einen echten Supertypen, nämlich Wes, der aber in die Wüste geschickt wird, und warum? Wegen irgend so einem schwachköpfigenIntelligenzbolzen, so einem Loser, der Macy sowieso längst den Laufpass gegeben hat, weil sie ihren Job in der Bibliothek angeblich nicht ernst genug genommen hat. Aber vor allem weil sie gewagt hat ihm zu sagen, dass sie ihn liebt.«
»Müssen wir jetzt darüber sprechen?« Mir war Kristys Gerede mindestens so peinlich wie beim ersten Mal; schließlich hatte sie mir das alles schon mal laut und deutlich auseinander gesetzt, aber wenigstens nicht vor Publikum. »Warum erzählst du das alles?«
»Weil es tragödisch ist!«, sagte Kristy.
»Jason wollte eine Beziehungspause, weil du ihm gesagt hast, dass du ihn liebst?«, fragte meine Mutter.
»Nein«, antwortete ich. »Doch, irgendwie schon. Es ist kompliziert.«
»Ich sage euch, was es ist«, mischte Kristy sich wieder ein. »
Falsch!
Ihr gehört zusammen, du und Wes. Ehrlich, Macy, das war doch schon klar, als ihr noch ständig rumgelabert habt, eigentlich wäret ihr ja mit wem anders liiert. Selbst Wes hatte es längst kapiert. Du warst die Einzige, die es nicht geschnallt hat. Und anscheinend schnallst du es immer noch nicht.«
»Mmm-hmmm.« Monica zupfte ein paar Fussel von ihrer Schürze.
»Wes hat das nie so empfunden«, entgegnete ich. Ich wusste zwar, dass meine Mutter – und Caroline und überhaupt alle – zuhörten, doch aus irgendeinem Grund war es mir auf einmal völlig egal. Dazu war an diesem Tag einfach schon zu viel passiert. »Er hatte von Anfang an vor, es wieder mit Becky zu versuchen, genau wie ich mit Jason.«
»Stimmt nicht«, konterte Kristy.
»Doch. Sie sind schon seit Wochen wieder zusammen«, sagte ich.
»Nein.« Kristy schüttelte beharrlich den Kopf.
»Aber ich habe sie doch zusammen gesehen, im Waffelcafé. Sie waren . . .«
». . . gerade dabei, sich endgültig zu trennen.« Kristy vollendete den Satz für mich. »Das war an dem Abend, als ihr euch vorm Supermarkt über den Weg gelaufen seid und er behauptet hat, er habe einen Termin, oder?«
Ich nickte perplex.
»Er wollte sich mit ihr treffen, um ihr zu sagen, dass es aus ist.« Kristy legte eine kleine Pause ein, wie um mir Zeit zu geben, damit das alles sich setzte, und ich endlich begriff, wie es ineinander passte. »Er will mit
dir
zusammen sein, Macy. Ich an seiner Stelle hätte es dir an dem Abend sofort gesagt, aber so ist er nun mal nicht drauf. Er wollte selbst erst vollkommen frei und ungebunden und sich seiner Sache sicher sein, bevor er dir etwas über seine Gefühle sagt. Er wartet auf dich, Macy, schon die ganze Zeit.«
»Nein«, antwortete ich.
»
Doch
. Ich habe mir schon den Mund fusselig geredet, damit er endlich zu dir geht, dir sagt, was er für dich fühlt, und dich fragt, ob du dasselbe für ihn fühlst«, meinte Kristy. »Aber so läuft das einfach nicht für Wes. Er muss es auf seine Art machen. In seinem Tempo.«
Wie bei der letzten, entscheidenden Frage, dachte
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