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Zwischen Leidenschaft und Liebe

Titel: Zwischen Leidenschaft und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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lächelte, als sie sah, daß er mit Kleidern gefüllt war. Während sie geschlafen hatte, mußte jemand ihre Sachen ausgepackt haben. Aber dann bemerkte sie, daß die Kleider im Schrank gar nicht ihr gehörten. Sie nahm eines der Gewänder heraus. Dem Aussehen nach mußte es mindestens fünfzig Jahre alt sein.
    Die Kälte ließ sie erschauern - dies war nicht die richtige Zeit für eine Besichtigungstour. Sie mußte etwas über ihr baumwollenes Nachthemd ziehen, sonst erfror sie noch.
    Sie öffnete beide Türen des Kleiderschranks und machte sich auf die Suche nach einem wärmenden Kleidungsstück. Da waren Männerkleider, Kindersachen und Kleider für Frauen, die zweihundertfünfzig Pfund wiegen mußten. Ganz hinten entdeckte sie einen Reitdreß. Ein guter langer, harter Ritt könnte vielleicht die Kälte aus ihren Knochen vertreiben, dachte sie. Die Jacke mutete ein wenig seltsam an mit ihren weiten Ärmeln und der hochgezogenen, mit einem Gürtel versehenen Taille, und Claire konnte auch sehen, daß das Kostüm ein bißchen zu kurz für sie war; doch es bestand aus Wolle und mußte ihr, wenn man von der Länge absah, auch passen.
    Sie entdeckte Schubladen voller vergilbter, muffig riechender Unterwäsche, fand aber dennoch einiges, was ihre Haut vor der schweren Wolle des Reitkleides schützen würde. Da lagen auch einige Paare gestrickter Strümpfe bei der Unterwäsche.
    »Schuhe«, murmelte Claire und fand allmählich Gefallen an diesem Abenteuer. Sie hatte sich als Kind immer gern mit den Sachen ihrer Mutter verkleidet, und dieses Spiel konnte sie nun wieder genießen.
    Sie entdeckte auch Schuhe, wie sie das erwartet hatte, und es gelang ihr, die Füße in ein Paar hohe, mit Knöpfen versehene Stiefel zu zwängen, die vorn spitz zuliefen.
    Als sie mit dem Ankleiden fertig war, betrachtete sie sich in dem alten Spiegel und kicherte über das Ergebnis. In dem dunklen Zimmer mit der hohen Decke und den Wänden, die aussahen, als wären sie mit rotem Brokat verkleidet, sah sie aus wie eine Figur aus der Vergangenheit. Als sie sich auf die Tür zubewegte, entdeckte sie einen zweiten Schrank, öffnete ihn und fand darin Handschuhe und ein paar Hüte. Sie setzte sich ein keckes kleines Hütchen, das aussah wie ein männlicher Miniaturzylinder, schräg auf den Kopf und steckte es mit einer Nadel fest, nahm ein Paar derbe Lederhandschuhe, die viel zu groß für sie waren, aus einem Fach und verließ das Zimmer.
    Sie verfügte zum Glück über einen ausgezeichneten Orientierungssinn und erinnerte sich an den Weg durch drei Korridore und über zwei kurze Treppen zur Vordertür. Die Eingangstür war nicht versperrt, und dem Rost am Schloß nach zu schließen, mußte sie schon seit mindestens hundert Jahren nicht mehr abgeschlossen worden sein.
    In der Annahme, daß sich die Ställe hinter dem Haus befinden mußten, machte sie sich dorthin auf den Weg. Zehn Minuten später war sie noch immer unterwegs, ohne das Ende des Hauses erreicht zu haben. Selbst mit Handschuhen mußte sie immer wieder die Hände aneinander reiben, damit sie ein wenig warm wurden, und sie fürchtete, Frostbeulen an ihren Zehen zu bekommen. Als sie endlich an die Rückfront des Hauses kam, wandte sie sich nach links und wanderte weiter. Alles in allem brauchte sie eine halbe Stunde, bis sie zu den Ställen kam.
    Am Horizont im Osten wurde der Himmel gerade ein wenig grau, und sie konnte eine brennende Laterne im Stall entdecken. Auch Stimmen hörte sie.
    Ein junger Mann, der aus dem Stall kam, rannte fast in sie hinein. Er sah sie an, als hätte er ein Gespenst vor sich. In ihren altmodischen Kleidern mußte sie ja wirklich ein bißchen wie ein Gespenst aussehen, dachte Claire bei sich.
    »Hallo«, sagte sie zu dem jungen Mann. »Kann ich ein Pferd haben? Ich würde gern ausreiten.«
    Der Mann sagte nichts, nickte nur und ging rückwärts auf den Stall zu. Kurz darauf trat ein älterer Mann heraus und fragte sie, ob sie einen Männersattel haben wolle oder einen Damensattel und ob sie reiten könne.
    »Ich kann alles reiten, was Sie haben«, erklärte Claire voller Selbstvertrauen.
    Sie stand auf dem Kopfsteinpflaster des Hofes und wartete, während für sie ein Pferd gesattelt wurde. Nach und nach kamen alle Männer, die in den Ställen arbeiteten, heraus und starrten sie mit unverhohlener Neugierde an, bis Claire sich vorkam wie eine Zirkusreiterin, die eine Vorstellung geben sollte. Zweimal drehte sie sich um und lächelte die Männer schwach

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