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Zwischen Macht und Verlangen

Zwischen Macht und Verlangen

Titel: Zwischen Macht und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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rannen. „Sie sind ein Pirat, Daniel MacGregor, und ein listiger Schmeichler!“
    „Also abgemacht! Auf Wiedersehen bei den Comanchen!“
    „Leben Sie wohl, Daniel!“
    Langsam legte Shelby den Hörer zurück und presste dann die Fäuste auf ihre Augen. Wegen ein paar albernen Worten würde sie keinen Weinkrampf bekommen. Seit dem ersten Erwachen in Alans Armen war es ihr klar gewesen, dass sie von nun an etwas vor sich herzuschieben versuchte, was dennoch mit unumstößlicher Gewissheit auf sie zukam. War sie richtig für ihn? Daniel war dieser Meinung, aber er konnte nur die Oberfläche erkennen. Was wusste er davon, wie viel Grausames sich darunter verbarg!
    Es war nie verblasst! Gegenwärtig und lebendig lauerten die Erinnerungen in der Tiefe ihres Herzens – seit jenem Tag vor langen Jah ren.
    Wenn sie die Augen schloss, konnte sie noch heute die drei schnell aufeinander folgenden Explosionen hören – die Todesschüsse. Das Bild erschien vor ihrem geistigen Auge: Wie ihres Vaters Körper zuckte, wie er plötzlich zu Boden sank, unmittelbar neben Shelbys Füße. Schreiende, durcheinander laufende Menschen, Panik ringsum – und das Blut des sterbenden Vaters auf ihrem Kleid.
    Jemand hatte dann das Kind zur Seite geschoben, um dem Opfer zu helfen. Shelby war einfach auf dem glänzenden Parkett sitzen geblieben. Niemand kümmerte sich um sie.
    Wie kann ein Geschehen von wenigen Sekunden für ein ganzes Leben zum Albtraum werden?
    Dass ihr Vater tot war, brauchte ihr keiner zu sagen. Sie wusste es. Aus nächster Nähe hatte sie beobachten müssen, wie das Leben seinen Körper verließ. Auch ihr Leben war damals getroffen worden.
    „Nie wieder!“ stöhnte Shelby und vergrub den Kopf in ihren Armen. „Ich könnte es nicht noch einmal ertragen!“
    Es klopfte an der Tür. Das musste Alan sein. Mit aller Kraft drängte Shelby die Tränen zurück, atmete tief und öffnete.
    „Hallo, MacGregor! Heute gibt es nichts. Kein Essen. Nichts.“
    „Das habe ich befürchtet“, entgegnete Alan lächelnd. Er hielt eine einzige Rose in der Hand, deren Blütenblätter die Farbe von Shelbys Haar hatten.
    Es ist nur eine Aufmerksamkeit, wollte sich Shelby einreden, nichts von besonderer Bedeutung.
    Aber Alan würde nie etwas Zufälliges tun, das wusste sie genau. Die Rose sollte ein Zeichen sein. Ein verantwortungsbewusster, ernster Mann bot ihr Schutz und Liebe an seiner Seite für ein ganzes Leben an.
    „Es heißt, dass eine einzelne Blume viel romantischer ist als ein volles Dutzend“, sagte Shelby leichthin. Dann traten ihr wieder Tränen in die Augen. „Danke.“ Sie warf die Arme um Alans Hals und küsste ihn heftig und voller Verzweiflung. Beschwichtigend strich er ihr über die wirren Locken und hielt sie zärtlich fest.
    „Ich liebe dich“, wisperte sie und barg ihren Kopf an seinem Hals, bis sie sich wieder unter Kontrolle hatte.
    Alan hob Shelbys Kinn und betrachtete ihr Gesicht. „Was ist los, Shelby?“
    „Nichts“, antwortete sie ein wenig zu rasch. „Ich werde sentimental, wenn mir jemand etwas schenkt.“ Er blickte sie immer noch fragend an, und das Herz tat ihr weh. „Liebe mich, Alan!“ Sie presste ihre Wange gegen seine Wange. „Komm ins Bett mit mir – gleich jetzt.“
    Alan begehrte Shelby. Sie brachte es mühelos fertig, seine Leidenschaft zu wecken, ein Blick genügte schon. Doch er wusste, dass das nicht die Antwort geben könnte, die sie beide suchten. „Komm, setzen wir uns. Es ist an der Zeit, dass wir miteinander reden.“
    „Nein! Ich …“
    „Shelby!“ Alan fasste sie bei den Schultern: „Es muss sein!“
    Sie atmete heftig. Alan ließ sich nicht mehr vertrösten. Er hatte ihr so viel Zeit gegeben, wie es ihm möglich war. Shelby nickte und ging zum Sofa. Die Rose hielt sie noch immer fest in der Hand. „Möchtest du einen Drink haben?“
    „Nein.“ Er drückte sie sanft auf die Couch und setzte sich neben sie. „Ich liebe dich“, sagte er einfach, „das weißt du und auch, dass ich dich heiraten will. Wir kennen uns noch nicht sehr lange“, fuhr er fort, als Shelby weiterhin schwieg. „Wenn du eine andere Art von Frau wärst, würde ich dir vielleicht glauben, dass du deiner Gefühle für mich noch nicht sicher bist. Aber du bist keine andere Art von Frau, du bist Shelby.“
    „Du weißt, dass ich dich liebe“, unterbrach sie ihn, „du denkst jetzt logisch, und ich …“
    „Shelby!“ Es war nur ein Flüstern, aber Shelby verschluckte den Rest ihrer Entgegnung.

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