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Zwischen Mond und Versprechen

Zwischen Mond und Versprechen

Titel: Zwischen Mond und Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Delany
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mich. Mir wurde schwindelig. Mein Rückgrat schien in sich zusammenzufallen, meine Lippen bewegten sich und ich küsste ihn– den unmöglichen Pietr– zurück. Einen Augenblick lang existierte nichts anderes mehr. Meine Welt war vergessen…
    » Nein. « Ich zwängte meine Hände zwischen uns und stieß gegen seine warme, breite Brust. » Nein « , wiederholte ich mehr zu mir, denn er war bereits zurückgewichen.
    Er stand reglos da– was mich an seinen Anblick im Sportunterricht erinnerte, als die anderen Jungs sein seltsames Dolchtattoo entdeckt hatten.
    » Ich kann nicht… « , wollte ich erklären, aber die Worte versagten mir, wie üblich.
    » Wegen Derek? « , fragte er und knurrte den Namen beinahe. Sein Akzent, der nur gelegentlich seine perfekte Aussprache färbte, trat plötzlich deutlicher hervor. Laut und deutlich. » Kapierst du das nicht, Jess? Du und er– das funktioniert nicht. Das ist nicht gut für dich. «
    » Ach ja? « Ich war plötzlich so wütend auf ihn. Warum musste er immer das allzu Offensichtliche aussprechen? » Das ist es doch gar nicht! « , entgegnete ich zornig und merkte plötzlich, dass ich ihm die Wahrheit sagte. » Sarah mag dich. «
    Er knurrte. » Als Neuer bekommt man immer viel Aufmerksamkeit. «
    » Nach dem, was ich mit dir erlebt habe, gebe ich dir recht. Aber so einfach ist es nicht. Sarah ist meine beste Freundin. Sie hat in letzter Zeit viel durchgemacht. «
    » Du auch, soweit ich weiß. « Mir war es schleierhaft, wieso seine Augen im Dunkel der Tribüne leuchteten– aber sowar es wirklich. Als wollten sie bis in meine Seele dringen.
    Ich kniff meine Augen zusammen und versuchte, seinen besorgten Blick auszublenden. » Sie war in einen schrecklichen Unfall verwickelt. Fast wäre sie gestorben. Sie lag fast eine Woche im Koma. « Ich schwieg, die Erinnerung kam wieder hoch. » Sie musste alles neu lernen. Und vieles weiß sie bis heute nicht… «
    » Das ist schrecklich, aber… «
    » Nein. Da gibt es kein Aber « , unterbrach ich ihn. » Sie hat sich für nichts mehr interessiert, nur noch für Wörter– Menschen waren ihr egal… Und jetzt mag sie dich. «
    » Und ich mag dich « , sagte er schlicht.
    » Ach! Du kennst mich doch gar nicht. «
    » Sarah kennt mich eigentlich auch nicht « , entgegnete er.
    » Bitte « , flehte ich, » ich kann einfach nicht… «
    Er bewegte sich und sah zu dem Getränkestand hinüber. Anscheinend dachte er nach. Ich wusste, dass er verletzt war. » Und magst du mich? « , fragte der schöne, verwegene Pietr flüsternd.
    Ich wusste, was er hören wollte, und ich kannte die Wahrheit. Und ich wusste, was ich sagen sollte, um diese Sache zu beenden. Meine Lippen bewegten sich auf der Suche nach dem richtigen Wort. Die Lippen, die von der Berührung seines Kusses noch kribbelten.
    Mein Herz aber erstarrte, als mein Mund dort unter der Treppe die notwendigen Worte formulierte. Mein Mund arbeitet normalerweise fast unabhängig von meinem Hirn. Aber diesmal überlegte ich, bevor ich den Mund aufmachte. Und dann überlegte ich jedes Wort noch einmal, bevor ich es aussprach. » Ich mag dich nicht auf diese Art. «
    Ich war überrascht, dass ich den Satz einigermaßen überzeugend herausgebracht hatte. Lügnerin. Bestimmt durchschaute er meinen Bluff und erinnerte mich daran, dass ich erst vor ein paar Augenblicken seinen Kuss erwidert hatte…
    » Oh. «
    Was? Wo blieb der Satz, den er jetzt sagen musste– der Satz, der mich dazu bringen sollte zuzugeben, dass ich gelogen hatte, aus Rücksicht auf Sarahs Gefühle für ihn? Wo blieb sein wütendes männliches Ego, nachdem er so eine Abfuhr bekommen hatte?
    In meinem Kopf drehte sich alles. Warum sagte er nichts? Warum sagte er diesmal nicht das Offensichtliche? Warum sagte er nicht, dass ich seinen Kuss so erwidert hatte, als würde ich ihn mögen– richtig mögen… Ich schob meine Hand in die Hosentasche und umklammerte meinen Troststein.
    Er zog seine Jacke an.
    Mir wurde das Herz schwer. Vielleicht sagte er nichts, weil jedes Mädchen seine Küsse so erwiderte. Was wusste ich schon vom Küssen? Also, es war nicht mein erster Kuss– diese Ehre gebührte dem dicklippigen Marvin Broderick in der vierten Klassen. Das war ein wunderbares Beispiel für unerwiderte Liebe gewesen! In den folgenden Jahren immer mal wieder ein paar unbeholfene Küsse, ein bisschen Gefummel (was in gut gezielten Ohrfeigen endete) und dann lange nichts. Und nun stand ich hier, sieben Jahre später, und war

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