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Zwischen Mond und Versprechen

Zwischen Mond und Versprechen

Titel: Zwischen Mond und Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Delany
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wie ich gehofft hatte.
    » Frierst du? « Pietrs Atem streifte mein Ohr und ich zuckte zusammen.
    » Was? « Ich verschränkte meine Arme. » Nein. «
    » Du hast gezitterte « , bemerkte er. Seine Worte waren sanft und warm, sein Atem kitzelte in meinem Ohr und meinem Nacken.
    » Ich bin nur etwas nervös « , gestand ich und lehnte mich dabei versehentlich gegen seine Beine. Ich schauderte wieder, diesmal war die Berührung mit seinen muskulösen Beinen daran schuld. Ein heißer Blitz jagte über meinen Rücken.
    Wieder spürte ich seine Nähe, seine lässige Stärke und meine eigene Neugier, die ich anscheinend nicht völlig unter Kontrolle hatte. Ich beugte mich nach vorn, umschlang meine Knie und versuchte, mich auf unsere Cheerleaderinnen und ihr Transparent zu konzentrieren. Unsere Musikkapelle stimmte die Schulhymne an, die sie in dem rhythmischen Sprechchor von » Burn the Bulldogs! Burn the Bulldogs « ausklingen ließ.
    Kurt Anderson führte die Mannschaft an und brach durch das Banner, als wäre es Klopapier.
    Amy klärte Pietr auf. » Die Kunst- AG hat volle drei Monate an dem Ding gearbeitet. «
    » Hm « , meinte er.
    Eine Jacke fiel über meine Schultern und meinen Rücken. Sie war schwer und warm und duftete nach Fichtennadeln und Wald. » Was…? « Ich drehte mich nach den anderen um.
    Pietr lehnte sich mit einem zufriedenen Lächeln zurück. » Du hast schon wieder gezittert. Zweimal « , bemerkte er.
    » Und du? « , fragte ich und sah demonstrativ auf sein leichtes Hemd und überlegte, wie ich ihm die Jacke zurückgeben konnte, ohne unhöflich zu sein.
    Amy und Sarah rückten näher an ihn heran und grinsten. Ich ignorierte geflissentlich ihre Bereitwilligkeit, zu Pietrs persönlichen Heizöfchen zu mutieren.
    » Schon gut. Außerdem kann ich doch nicht zulassen, dass meine Führerin krank wird? «
    Ich stöhnte und schüttelte seine Jacke ab. » Ich glaube, wir zwei sollten miteinander reden. « Ich erhob mich. » Jetzt gleich. « Ich streckte ihm die Jacke entgegen. Stumm nahm er sie und schlang sie sich mit einer Lässigkeit um die Schulter, um die ich ihn beneidete.
    » Du gehst voran « , sagte er mit gedämpfter Stimme.
    Wären Amy und Sarah nicht meine beiden besten Freundinnen, hätten sie wahrscheinlich ernsthaft in Erwägung gezogen, mir Gewalt anzutun, als ich ihnen ihre Beute entriss. Als ich mich zu ihnen umdrehte, war ich mir sicher: Ich war dem Tode geweiht.
    Mit weichen Knien trottete ich die Stufen der Tribüne hinab, deren Metallkonstruktion unter dem Ansturm der mir entgegenströmenden Massen leicht durchhing. Ich blieb nicht stehen, um zu sehen, ob Pietr noch hinter mir war, denn eines wusste ich mittlerweile: Er folgte mir oder spürte mich auf, ob ich wollte oder nicht.
    Bei dem Trubel auf der Treppe wurde mir noch mulmiger. Das lag sicher an dem Gedränge und Gerempel der vielen Menschen, sagte ich mir. Emotionaler Stress war nicht der Grund. Ich hatte alles im Griff und das sollte sich auch nicht ändern. Nur weil alle einen Zusammenbruch von mir erwarteten, hieß das noch lange nicht, dass ich ihnen den Gefallen tun würde.
    Ich hüpfte die letzten drei Stufen hinab, wandte mich nach links und rannte bei meinem sturen Vormarsch fast eine Familie um. » Sorry « , murmelte ich und schlängelte mich an ihnen vorbei. Nachdem ich den Menschenstrom hinter mir gelassen hatte, beschleunigte ich meine Schritte und wunderte mich über mich selbst, vor wem oder was ich eigentlich wegrannte.
    Er packte mich am Arm und zog mich in eine dunkle Ecke am Rand der Tribüne, gerade außerhalb der gedämpften Beleuchtung des Getränkestands. » Jess. « Er stellte sich vor mich hin und schnitt uns das Licht ab. Seine aufragende Silhouette hüllte mich in ihren Schatten. » Wenn du reden willst, dann rede. «
    » Hast du es eilig? Willst du nicht die Uhrzeit checken? « , fragte ich.
    » Nein. Das ist jetzt nicht so wichtig. «
    Wir standen schweigend in der Dunkelheit. Das Geräusch seines gleichmäßigen Atems war ohrenbetäubender als das gleichmäßige Schlagen der Trommeln, das den Abschied der Musikkapelle vom Spielfeld begleitete. Ich hatte Dereks großen Einzug verpasst, aber das war jetzt nebensächlich.
    » Habe ich etwas falsch gemacht? « , fragte er. Die Silhouette bewegte sich. Es sah aus, als ließe er den Kopf hängen.
    » Nein. Ja… « , krächzte ich frustriert. » Also… « Meine Augen wanderten umher, auf der Suche nach einer einfachen Antwort.
    Und dann küsste er

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