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Zwischen Mond und Versprechen

Zwischen Mond und Versprechen

Titel: Zwischen Mond und Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Delany
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er war nicht fertig. » Warte. Komm her « , sagt er. Ich blieb stehen. Dann ging ich zu ihm. Ich konnte nicht anders.
    » Ich hatte noch keine Gelegenheit, dich zu fragen… « Er schwang die Beine vom Tisch und zuckte zusammen.
    » Oh, alles in Ordnung? « Ich berührte sein Knie.
    » Wird schon wieder. « Er grinste. Seine großen Pupillen waren zwei schwarze Abgründe, die mich in ihre unendliche Tiefe sogen.
    Ich wurde feuerrot, ich spürte, wie meine Ohren glühten.
    » Ich kann dich nicht zum Ball einladen « , sagte er entschuldigend. » Nicht jetzt, wo Jenny denkt, dass wir wieder zusammen sind. «
    Ich nickte. Mein Held opferte sich für mich. Ich hielt den Atem an, um nicht vor Verliebtheit laut aufzuseufzen.
    » Aber… « Er beugte sich vor und nahm mein Gesicht in beide Hände. Seine Finger fühlten sich kühl an meinen glühenden Wangen an. Er drehte mein Gesicht so, dass ich zu ihm aufblicken musste. Seine Augen kamen näher, sie schlossen sich… ich schloss meine Lider ebenfalls, und dann küsste er mich– ein forscher Kuss, schnell und hart wie sein Spiel auf dem Footballplatz. Meine Zehen krümmten sich. Mein Kopf war völlig benebelt. Jahrelang hatte ich mir diesen Augenblick ausgemalt. Und er übertraf sämtliche Vorstellungen… Er zog sich plötzlich zurück, betrachtete mein Gesicht und runzelte leicht die Stirn. Dann leckte er sich über die Lippen und ließ mich los. Er überlegte.
    » Was? « Ich schwankte unsicher auf meinen Füßen.
    Aber der angespannte Ausdruck auf seinem Gesicht verlosch und er lächelte wieder. » Ich mag dich, Jessica « , sagte er bestätigend, als wäre ein Kuss nicht Bestätigung genug. » Aber ich glaube, du gehst jetzt besser. «
    Das tat ich auch. Ich rannte aus dem Zimmer, durch den langen Flur und dann hinaus bis unter die Tribünentreppe. Dort blieb ich abrupt stehen. Amy winkte mich hektisch zur Seite.
    Genau auf der anderen Seite, wo sich der andere Eingang zur Tribüne befand, stand Jenny, tappte mit dem Fuß auf den Boden und ließ die Kühlbox von einer Hand in die andere gleiten. Vor ihr stand Pietr und schnitt ihr mit Erfolg den Weg ab. Jenny sah ihn genervt an, konnte aber nicht an ihm vorbei.
    » Durch den Stress und die Überdehnung bei der Hüpferei als Cheerleaderin kann man sich schon in jungen Jahren einen Bänderriss holen oder die Gelenke verschleißen « , erläuterte er. Langsam. Also, richtig lang-sam.
    » Was hast du so lange da drin gemacht? « , fragte Amy. » Wäre Pietr nicht zufällig gekommen, hätte ich deine Einzelteile zusammenkehren können, denn mehr hätte Jenny nicht von dir übrig gelassen, wenn sie dich bei Derek entdeckt hätte. «
    Jenny hatte schließlich doch die Nase voll von Pietrs Geschwätz, sie sah ihn böse an, kniff die Lippen zusammen und schob ihn beiseite. Dann hastete sie durch den Gang, aus dem ich gerade gekommen war.
    Pietr gesellte sich zu uns in das Halbdunkel. Er sah mich an, als bereute er, was er gerade getan hatte. Dann hefteten sich seine Augen auf meinen Mund– als könnte er die Stelle sehen, die Dereks Lippen vor wenigen Minuten berührt hatten. » Ich muss los « , sagte er gepresst. » Danke für den aufregenden Abend. « Er unterbrach sich, dann fügte er hinzu. » Da. Spasibo. « Diese letzten Worte stieß er mit Bitternis hervor.
    Und dann ging er. Ohne auch nur einen Blick zurückzuwerfen.
    Auf dem Heimweg hockte ich wie ein Häufchen Elend auf dem Rücksitz von Mrs Luxoms Auto und hörte Sarah zu, die mir jede Geste beschrieb, die Pietr gemacht, jede Silbe, die er von sich gegeben hatte, und sie erging sich in aller Ausführlichkeit darin, wie seine fantastischen schwarzbraunen Haare (wie köstliche, dunkle Schokolade) glänzten, vor allem die Strähnchen, die im Scheinwerferlicht des Stadions wie gebrannte Umbra leuchteten. Sie mochte ihn wirklich.
    Wodurch ich mich nur noch elender fühlte, denn ich hatte ihn wirklich geküsst.

12
    A my und Sarah waren wild entschlossen, mich zum Homecoming-Ball zu schleifen. Aber bevor sie ein zögerndes Ja aus mir herausquetschen konnten, hatte ich schon die Autotür zugeschlagen. Ich hatte nicht die geringste Lust, zum Ball zu gehen. Hatte ich in dieser Woche nicht schon genug einstecken müssen?
    Es begann zu regnen, was meine miese Stimmung nicht gerade aufbesserte.
    Ich hatte in der Schule den Neuen an der Backe, war auf dem Rektorat gelandet, weil ich zwei Cheerleaderinnen zusammengeschlagen hatte, hatte zugesehen, wie sich mein Schwarm mit

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