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Zwischen Mond und Versprechen

Zwischen Mond und Versprechen

Titel: Zwischen Mond und Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Delany
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Stock die Gegend unterhalb seines Rumpfs.
    Es jaulte auf.
    Wenn es sich um ein männliches Exemplar handelte, hatte ich es empfindlich getroffen.
    Maggie und Hunter erwachten aus dem Bann, unter dem sie gestanden hatten, und kamen mir zur Hilfe. Sie fiepten und leckten mein Gesicht. Heiße feuchte Zungen und kalte Regentropfen, eine echte Wechseldusche. Super. Hundeküsse waren genau das, was ich bei der Auseinandersetzung mit einem Ungeheuer am nötigsten brauchte.
    Ich wischte mir mit dem Ärmel das Gesicht ab und stieß die Hunde zurück. » Verdammt « , fauchte ich und tastete auf dem weichen Untergrund nach der Taschenlampe.
    Dann suchte ich mit einem scharfen Lichtstrahl den Hof ab. Die Lampe zitterte in meiner Hand. Das Ungeheuer war verschwunden.
    Aber nicht seine Fährte. Es waren riesige Abdrücke. Größer als meine gespreizte Hand. Schon verwischte sie der Regen und ich rannte vorwärts und spielte zögerlich den Fährtensucher. Eindeutig hundeartig und…
    Ich erstarrte.
    Die Fährte ging plötzlich nicht mehr weiter. Wäre sie vom Regen nicht so verwischt worden und wären die Lichtverhältnisse nicht so schlecht gewesen, hätte ich behauptet, dass die hundeähnliche Fährte plötzlich von menschlichen Fußabdrücken abgelöst wurde.
    Aber das war unmöglich. Ich zitterte. Der Regen wurde wieder stärker, die Nässe saugte sich in meine Jacke und drang seitlich in die Kapuze. Ich stand benommen da und kapierte gar nichts mehr. Ich war müde. Ich sah Gespenster. Meine schriftstellerische Vorstellungskraft hatte mir einen Streich gespielt.
    » Kommt, Maggie! Hunter! « , rief ich und ging rasch zum Haus. Sie protestierten nicht und überholten mich beinahe auf dem kurzen Stück zur Haustür. Wachhunde? Dass ich nicht lache.
    » Was war es denn? « , fragte Annabelle Lee.
    » Groß « , knurrte ich und reichte ihr die Taschenlampe und den Stock, damit ich meine triefende Jacke aufhängen konnte. » Bei Dunkelheit dürfen wir nicht mehr raus, bis wir wissen, was sich da draußen herumtreibt. «
    Sie nickte ernst.
    Als ich die Treppe zu meinem Zimmer hinaufging, fiel mir ein, dass das Ungeheuer, wenn es gewollt hätte, kurzen Prozess mit mir hätte machen können, egal wie gut mein Schlag gesessen hatte. Es wollte mir also gar nichts antun. Dieser Gedanke hatte etwas Beruhigendes. Beinahe.
    In dieser Nacht packte mich der Albtraum in ungebremster Grausamkeit. Kein Außerirdischer tauchte auf, der mich beobachtete und ablenkte. Und meine Reaktion war wie immer genauso verheerend, wie wenn es wirklich passieren würde. Ich hatte diesen Albtraum schon hundert Mal durchlebt, aber ich stumpfte nie dagegen ab, erlebte den Schmerz dieses ersten furchtbaren Moments immer wieder von Neuem.
    Nur eine Gnade gewährte mir der Albtraum, er riss mich immer aus dem Schlaf, nachdem die Autos zusammengestoßen waren. Bevor das Kreischen und die Flammen einsetzten. Jeden Morgen wunderte ich mich von Neuem, warum er mir diese letzten schrecklichen Minuten ersparte. Vielleicht, weil ich sie auch so noch genau vor mir sah. Vielleicht musste mich mein Unterbewusstsein nicht zugrunde richten, weil mein Bewusstsein schon ganze Arbeit leistete.
    Ich schimpfte auf die Sonne, die sich scheibchenweise durch die Jalousien schob und mich daran erinnerte, dass der Tag auf unserer Pferdefarm früh begann. Auch wenn ich gut geschlafen hätte, über meine Pflichten wäre ich trotzdem nicht begeistert gewesen. In Arbeitshosen und einem alten Holzfällerhemd tapste ich die Treppe hinunter. Durch die Küchenvorhänge stahl sich die Sonne und ich rieb mir geblendet die Augen.
    » Morgen « , sagte Dad. Ich hob schlaftrunken die Hand.
    Die Zeitung lag mitten auf dem Tisch, zusammengefaltet. Die Schlagzeile verkündete: » Mafia macht sich in den Ortschaften Lytle, Junction und Kitezh breit. «
    » Cornflakes. « Ich holte mir ein Schälchen und einen Löffel und setzte mich an den kleinen Tisch.
    Dad reichte mir die Packung mit den Cornflakes. Ich schüttete eine ordentliche Portion in mein Schälchen, gefolgt von einem Schuss Milch.
    Er räusperte sich. » Ich habe mir überlegt… «
    Ich sah ihn an. Funkelte zu Annabelle Lee rüber. Die tat, als sei sie in die Zutatenliste auf dem Bio-Orangensaft-Karton vertieft. Was gab es da zu lesen? Orangensaft, weiter nichts. Also wusste sie, was als Nächstes kam.
    » Du arbeitest wirklich sehr viel. Deine Pflichten auf derFarm, das Training, Reiten und dann noch die Schule… «
    Meine Kaubewegungen

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