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Zwischen Nacht und Dunkel - King, S: Zwischen Nacht und Dunkel - Full Dark, No Stars

Titel: Zwischen Nacht und Dunkel - King, S: Zwischen Nacht und Dunkel - Full Dark, No Stars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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großes Wenn hat er keine Kugel in den Kopf verdient. Bei seiner Mutter war das anders - in ihrem Fall waren die Ohrringe Beweis genug. Aber hier gibt es keinen Beweis.«
    »Wirklich nicht?« Toms Stimme war fast unhörbar leise. »Sieh doch mal nach.«

44
    Der Hund bellte nicht, als Tess die Stufen hinaufpolterte, aber sie konnte sich vorstellen, wie er mit gesenktem Kopf und gefletschten Zähnen gleich hinter der Haustür stand.
    »Goober?« Hol’s der Teufel, für einen Landhund war das ein ebenso guter Name wie jeder andere. »Mein Name ist Tess. Ich habe etwas Hackfleisch für dich. Ich habe auch
einen Revolver mit noch einem Schuss. Ich mache jetzt die Haustür auf. An deiner Stelle würde ich mich für das Fleisch entscheiden. Okay? Sind wir uns einig?«
    Noch immer kein Bellen. Reagierte er vielleicht nur auf die Scheinwerfer auf dem Lichtmast? Oder auch auf leckere Einbrecherinnen? Tess versuchte es mit einem Schlüssel, dann mit einem weiteren. Ohne Erfolg. Sie passten vermutlich für Türen des Firmengebäudes. Der dritte ließ sich im Schloss drehen, und sie stieß rasch die Haustür auf, bevor der Mut sie verließ. Sie hatte sich eine Bulldogge oder einen Rottweiler oder Pitbull mit roten Augen und sabbernden Lefzen vorgestellt. Vor ihr saß ein Jack-Russell-Terrier, der hoffnungsfreudig zu ihr aufsah und mit dem Schwanz auf den Fußboden klopfte.
    Tess steckte den Revolver in eine Jackentasche und tätschelte dem Hund den Kopf. »Meine Güte«, sagte sie. »Wenn ich mir vorstelle, dass ich schreckliche Angst vor dir hatte.«
    »Nicht nötig«, sagte Goober. »Hör mal, wo ist Al?«
    »Frag lieber nicht«, sagte sie. »Möchtest du etwas Hackfleisch? Aber ich muss dich warnen, es könnte schon fast hinüber sein.«
    »Nur her damit, Baby«, sagte Goober.
    Tess fütterte ihn mit einem Brocken Hackfleisch, dann kam sie herein, schloss die Haustür und machte Licht. Wieso auch nicht? Schließlich war sie mit Goober allein im Haus.
    Alvin Strehlkes Haus war ordentlicher als das seines jüngeren Bruders. Die Böden und Wände waren sauber, es gab keine Stapel von Onkel Henry’s Tauschführer , und in den Regalen standen sogar ein paar Bücher. Auffällig waren auch mehrere Gruppen von Hummel-Figuren und ein großes gerahmtes Foto von Mamazilla an der Wand. Tess fand das irgendwie vielsagend, aber es war noch längst kein unwiderlegbarer
Beweis. Für irgendwas. Hinge hier ein Foto von Richard Widmark in seiner berühmten Rolle als Tommy Udo, wäre das etwas anderes.
    »Worüber lächelst du?«, fragte Goober. »Willst du’s mir nicht verraten?«
    »Eher nicht«, sagte Tess. »Wo sollen wir anfangen?«
    »Keine Ahnung«, sagte Goober. »Ich bin nur der Hund. Wie wär’s mit etwas mehr von dieser schmackhaften Kuh?«
    Tess gab ihm einen weiteren Brocken Hackfleisch. Goober stellte sich auf die Hinterbeine und drehte sich zweimal um sich selbst. Tess fragte sich, ob er dabei war, durchzudrehen.
    »Tom? Hast du irgendwas zu sagen?«
    »Deinen Slip hast du im Haus des anderen Bruders gefunden, stimmt’s?«
    »Ja, und ich habe ihn mitgenommen. Er ist zerrissen - und ich würde ihn nie mehr tragen wollen, selbst wenn er das nicht wäre -, aber er gehört mir .«
    »Und was hast du noch gefunden?«
    »Was meinst du mit ›was noch‹?«
    Aber das brauchte Tom ihr nicht zu sagen. Es ging nicht darum, was sie gefunden hatte; viel wichtiger war, was sie nicht gefunden hatte: keine Handtasche, keine Schlüssel. Ihre Schlüssel hatte Lester Strehlke vermutlich in den Wald geworfen. Das hätte Tess an seiner Stelle getan. Aber die Handtasche war etwas anderes. Sie war ein sündteures Modell von Kate Spade mit einem eingenähten Seidenstreifen, auf dem der Name seiner Besitzerin stand. Wenn die Handtasche - und ihr Inhalt - nicht in Lesters Haus war und er sie nicht mit ihren Schlüsseln in den Wald geworfen hatte … wo war sie dann?
    »Ich plädiere für hier«, sagte Tom. »Sehen wir uns doch mal um.«
    »Fleisch!«, rief Goober und drehte eine weitere Pirouette.

45
    Wo sollte sie anfangen?
    »Das weißt du genau«, sagte Tom. »Männer bewahren ihre Geheimnisse immer an einem von zwei Orten auf: Arbeitszimmer oder Schlafzimmer. Doreen weiß das vielleicht nicht, du schon. Und hier gibt’s kein Arbeitszimmer.«
    Sie ging (von Goober gefolgt) in Al Strehlkes Schlafzimmer, in dem sie ein extralanges Doppelbett vorfand, das militärisch schlicht gemacht war. Tess warf einen Blick darunter. Nada. Sie wollte sich dem

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