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Zwischen Nacht und Dunkel - King, S: Zwischen Nacht und Dunkel - Full Dark, No Stars

Titel: Zwischen Nacht und Dunkel - King, S: Zwischen Nacht und Dunkel - Full Dark, No Stars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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ES MAG DICH), und über die Dinge nachdenken, an die Menschen in den letzten Augenblicken ihres Lebens dachten. In ihrem Fall würde es wahrscheinlich Fritzy sein. Vermutlich würde Patsy ihn bei sich aufnehmen, und das war in Ordnung. Katzen waren Überlebenskünstler. Wer sie fütterte, war ihnen ziemlich egal, solange ihr Fressnapf regelmäßig gefüllt wurde.
    Die Fahrt zu dem Geschäft würde um diese Zeit nicht lange dauern, aber sie kam ihr trotzdem zu weit vor. Sie war sehr müde. Sie beschloss, sich in Al Strehlkes alten Pick-up zu setzen und es dort zu tun. Aber sie wollte ihr unter Schmerzen geschriebenes Geständnis nicht mit ihrem Blut beflecken - das erschien ihr falsch, weil darin doch so viel Blutvergießen geschildert wurde -, deshalb …
    Sie nahm die Blätter von dem Blue-Horse-Block ins Wohnzimmer mit, wo weiter der Fernseher lief (jetzt verkaufte ein junger Mann, der wie ein Sträfling aussah, einen Putzroboter für Fußböden), und ließ sie in Strehlkes Schoß fallen. »Heb sie für mich auf, Les«, sagte sie.
    »Kein Problem«, antwortete er. Sie bemerkte, dass ein Teil seines kranken Gehirns jetzt auf der Schulter seines ausgebleichten karierten Hemdes antrocknete. Das war in Ordnung.
    Tess ging ins stürmische Dunkel hinaus und stieg langsam auf der linken Seite des Pick-ups ein. Das Kreischen der Angeln, als sie die Fahrertür schloss, klang eigenartig vertraut. Aber nein, von wegen eigenartig; hatte sie es nicht
auf dem Parkplatz des Geschäfts gehört? Ja. Sie hatte ihm einen Gefallen tun wollen, weil er ihr einen tun würde - er würde ihr den Reifen wechseln, damit sie nach Hause fahren und ihre Katze füttern konnte. »Ich wollte nicht, dass seine Batterie sich entlädt«, sagte sie und lachte.
    Sie setzte die Mündung des kurzläufigen Smith & Wesson an die Schläfe, dann zögerte sie. Ein Schuss dieser Art war nicht immer tödlich. Sie wollte, dass ihr Geld misshandelten Frauen half, statt für ihre Pflege aufgebraucht zu werden, während sie Jahr um Jahr bewusstlos in einem Heim für Komapatienten lag.
    In den Mund, das war besser. Sicherer.
    Der Revolverlauf schmeckte ölig, und sie konnte spüren, wie die kleine Erhebung des Korns sich ihr in den Gaumen grub.
    Ich habe ein gutes Leben gehabt - na ja, ein ziemlich gutes -, und obwohl ich zuletzt einen schrecklichen Fehler gemacht habe, wird er mir vielleicht nicht angelastet, falls es ein Leben nach diesem gibt.
    Ah, aber der Nachtwind war so süß. Das waren auch die Düfte, die durch das halb geöffnete Fahrerfenster hereinwehten. Jammerschade, diese Welt zu verlassen, aber was blieb ihr anderes übrig? Es wurde Zeit zu gehen.
    Tess schloss die Augen, nahm Druckpunkt am Abzug … und in diesem Augenblick meldete Tom sich zu Wort. Seltsam, dass er das konnte, war Tom doch in ihrem Expedition, der fast eine Meile von hier entfernt vor Al Strehlkes Haus stand. Und die Stimme, die sie hörte, war ganz anders als die, die sie gewöhnlich für Tom produzierte. Sie klang auch nicht wie ihre eigene Stimme. Wie denn auch? Schließlich hatte Tess einen Revolverlauf im Mund.
    »Sie war nie eine sehr gute Detektivin, oder?«
    »Wer? Doreen?«
    Trotz allem war sie schockiert.

    »Wer denn sonst, Tessa Jean? Und wie könnte sie eine gute sein? Sie entstammt deinem alten Ich. Hab ich recht?«
    Tess vermutete, dass dem so war. Sie ließ die Waffe sinken, weil diese seltsame neue Stimme sie ablenkte. Sie kam aus ihrem Inneren, aber sie wusste ziemlich genau, dass sie diese Stimme noch nie gehört hatte. Wusste es ganz sicher.
    »Doreen ist sich sicher, dass Big Driver diese anderen Frauen nicht vergewaltigt und ermordet hat. Hast du das nicht geschrieben?«
    »Ich«, sagte Tess. » Ich bin mir dessen sicher. Das wollte ich schreiben. Ich war nur müde, das ist alles. Und habe vermutlich unter Schock gestanden.«
    »Und du hast dich schuldig gefühlt.«
    »Ja, auch das.«
    »Glaubst du, dass Leute, die sich schuldig fühlen, logische Schlüsse ziehen?«
    Nein. Möglicherweise taten sie das nicht.
    »Was versuchst du mir zu sagen?«
    »Dass du nur einen Teil des Rätsels gelöst hast. Bevor du es ganz lösen konntest - du, nicht irgendeine mit Klischees um sich werfende alte Detektivin -, ist etwas zugegebenermaßen Bedauerliches passiert.«
    »Etwas Bedauerliches? Nennst du das so?« Tess hörte sich wie in weiter Ferne lachen. Irgendwo ließ der Wind ein loses Dachblech klappern. Es klang wie das 7Up-Schild auf der Veranda des verlassenen

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