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Zwischen Nacht und Dunkel - King, S: Zwischen Nacht und Dunkel - Full Dark, No Stars

Titel: Zwischen Nacht und Dunkel - King, S: Zwischen Nacht und Dunkel - Full Dark, No Stars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Geringsten grau meliert. An einem guten Tag konnte Janet Streeter wie vierzig aussehen, aber im roten Schein der untergehenden Sonne sah der Müllkönig wie Mitte dreißig aus. Er rauchte nicht, trank nur mäßig und hielt sich in einem Studio fit,
das zwar ein Kunde von Streeters Bank war, aber das Streeter selbst sich nicht hätte leisten können. Carl, sein mittleres Kind, war gerade mit Justin Streeter auf Kavalierstour durch Europa, wobei Carl Goodhugh die Reisekosten übernahm. Aber in Wirklichkeit zahlte natürlich der Müllkönig.
    O Mann, der alles besitzt, dein Name ist Goodhugh, dachte Streeter und lächelte seinen alten Freund an.
    Sein alter Freund erwiderte das Lächeln und berührte den Hals von Streeters Flasche mit dem seiner Bierflasche. »Das Leben ist gut, findest du nicht auch?«
    »Sehr gut«, bestätigte Streeter. »Lange Tage und angenehme Nächte.«
    Goodhugh zog die Augenbrauen hoch. »Wo hast du das her?«
    »Weiß ich nicht mehr«, sagte Streeter. »Aber es stimmt, oder?«
    »Wenn das stimmt, verdanke ich viele meiner angenehmen Nächte dir«, sagte Goodhugh. »Ich denke oft, alter Kumpel, dass ich dir mein Leben verdanke.« Er trank seinem parkartigen Garten zu. »Zumindest die Filetstücke.«
    »Ach komm, du bist ein Selfmademan.«
    Goodhugh senkte die Stimme und sprach in vertraulichem Ton weiter. »Willst du die Wahrheit hören? Die Frau hat diesen Mann gemacht. In der Bibel steht: ›Wer kann eine gute Frau finden? Denn ihr Preis steht über Rubinen.‹ Jedenfalls irgendwas in dieser Art. Und du hast uns miteinander bekanntgemacht. Weiß nicht, ob du dich daran erinnerst.«
    Streeter erinnerte sich nicht nur daran, sondern hätte am liebsten die Bierflasche auf der Terrasse zerschlagen und den gezackten Hals seinem alten Freund in die Augen gerammt. Stattdessen lächelte er, trank noch einen kleinen Schluck und stand dann auf. »Muss mal wohin, glaube ich.«

    »Bier kauft man nicht, man mietet es nur«, sagte Goodhugh ernst … dann brach er in Lachen aus. Als hätte er das ganz spontan selbst erfunden.
    »Wahrere Worte et cetera«, sagte Streeter. »Entschuldige mich bitte.«
    »Du siehst wirklich besser aus«, rief Goodhugh ihm nach, als Streeter die Stufen hinaufging.
    »Danke«, sagte Streeter. »Alter Kumpel.«
     
    Er schloss die Toilettentür, drückte den Verriegelungsknopf hinein, machte Licht und öffnete - zum ersten Mal in seinem Leben - das Medizinschränkchen im Haus anderer Leute. Der erste Gegenstand, auf den sein Blick fiel, munterte ihn gewaltig auf: eine Tube mit dem Shampoo Just for Men . Dahinter standen einige Medizinfläschchen.
    Leute, die ihre Medikamente in einem Schränkchen im Gästeklo lassen, provozieren nur Ärger, dachte Streeter. Nicht dass etwas Sensationelles zu finden gewesen wäre: Norma hatte ein Asthmamedikament; Tom nahm ein Mittel gegen Bluthochdruck - Atenolol - und benutzte irgendeine Pflegecreme.
    Das Atenolol-Fläschchen war halb voll. Streeter schüttelte eine Tablette heraus, steckte sie in die Uhrentasche seiner Jeans und betätigte die WC-Spülung. Als er die Toilette verließ, fühlte er sich wie ein Mann, der sich eben über die Grenze eines fremden Landes geschlichen hat.
     
    Der folgende Abend war wolkig, aber George Elvid saß wieder unter dem gelben Schirm und sah sich auf seinem tragbaren Fernseher Inside Edition an. Der Aufmacher war eine Story über Whitney Houston, die verdächtig stark abgenommen hatte, kurz nachdem sie einen riesigen neuen Plattenvertrag unterschrieben hatte. Elvid tat dieses Gerücht ab, indem er mit den pummeligen Fingern schnalzte, und betrachtete Streeter lächelnd.

    »Wie fühlen Sie sich, Dave?«
    »Besser.«
    »Ja?«
    »Ja.«
    »Erbrechen?«
    »Heute nicht.«
    »Hungrig?«
    »Wie ein Wolf.«
    »Und ich möchte wetten, dass Sie sich ärztlich haben untersuchen lassen.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Von einem erfolgreichen Bankmanager erwarte ich nichts weniger. Haben Sie mir etwas mitgebracht?«
    Streeter überlegte einen Augenblick lang, ob er davongehen sollte. Das tat er ernsthaft. Aber dann griff er in die Tasche seiner leichten Jacke (der Abend war für August kühl, und er selbst war noch ziemlich dünn) und holte etwas in einem winzigen Kleenex-Quadrat heraus. Er zögerte, dann legte er es Elvid hin, der es auswickelte.
    »Ah, Atenolol«, sagte Elvid. Er warf die Pille ein und schluckte sie.
    Streeter öffnete den Mund und schloss ihn langsam wieder.
    »Starren Sie mich nicht so schockiert

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